RINTELN (km). Obwohl er kein öffentliches Amt bekleidete, war er doch aus dem öffentlichen Leben kaum wegzudenken: Werner Herrmann, über 60 Jahren in Rinteln musikalisch tätig, feiert am kommenden Donnerstag, dem 16. Juli, seinen 85. Geburtstag.
Werner Herrmann.
Bereits mit neun Jahren bekam der Sohn des Bäckerehepaares Fritz und Hermine Herrmann seine erste Klavierstunde - für damalige Handwerkerverhältnisse genau so wenig selbstverständlich wie die Anmeldung am Gymnasium. Von da an verlief sein Lebensweg immer zweispurig: Schule und Musik. Bevor der 18-jährige Werner Herrmann 1942 als Flugzeugführer in den Krieg einberufen wurde, hatte er bereits den "Streicher-Spielkreis" und das Blasorchester des Gymnasiums geleitet. Nach Kriegsende absolvierte er eine Bäckerlehre und besuchte den Abitur-Kurs. Es folgte die Gesellenzeit und ein Studium an der Musikhochschule Hannover. 1953 legte Werner Herrmann seine Meisterprüfung ab und übernahm die väterliche Bäckerei, die er in den folgenden 13 Jahren betrieb. Zur selben Zeit wirkte er als Organist und leitete die 1949 von ihm gegründete "Rintelner Kantorei". Auslandsreisen, Rundfunkaufnahmen, Konzerte und seine nebenberufliche Tätigkeit als Musiklehrer (ab 1963) hielten den heute 85-Jährigen damals bald rund um die Uhr auf den Beinen. 1965 wurde die Bäckerei aufgegeben, und die Umschulung zum Lehrer endete mit einer Katecheten-Ausbildung in Loccum. Doch die Zweigleisigkeit lief weiter: 1967 gründete Herrmann die VHS-Jugendmusikschule, die er - bis daraus die "Kreisjugendmusikschule" wurde - acht Jahre lang leitete. -
Erst kurz vor seinem 80. Geburtstag war Werner Herrmann vor fünf Jahren von der reformierten Jakobi-Kirche als Kantor verabschiedet worden. Hunderte von Konzerten hat der Jubilar im Laufe seiner vielen Dienstjahre durchgeführt. Seit 1970 leitete er zudem den Kammerspielkreis des Rintelner Kolleg Musikerziehung, mit dem er unter anderem die ersten musikalischen Kontakte zu Bulgarien knüpfte, die sich im Lauf der Jahre bekanntlich zu einem regelmäßigen musikalischen und freundschaftlichen Austausch entwickelten. Nach der Wende auch auf dem Balkan initiierte Herrmann Anfang der 90er Jahre eine Serie von Hilfsgüter-Transporten nach Bulgarien. Vor 20 Jahren wurde Werner Herrmann ein besondere Ehre zuteil: Rintelns damaliger Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Hoppe verlieh ihm die zuvor erst ein einziges Mal vergebene Goldene Ehrennadel der Stadt Rinteln. 1993 schließlich wurde der "singende Bäckermeister" mit der Bundes-Verdienstmedaille ausgezeichnet. Foto: km