APELERN (al). Die Apelerner Tanz- und Trachtengemeinschaft (TTG) hat den Senioren der Gemeinde und Gleichgesinnten in Sachen volkstümlicher Schaumburger Kleidung ereignisreiche Stunden beschert. Die ältere Generation konnte bei der traditionellen Sommerfeier im Innenhof des Ritterguts der Familie von Münchhausen Trachtentänze und Blasmusik der Schalmeienkapelle Meinsen-Warber erleben. Im Pferdestall aber fand intensiver Kleidertausch und –kauf statt. In Zusammenarbeit mit der Schaumburger Landschaft wurde ein "Trachtenmarkt" organisiert. Es war die jetzt zehnte Veranstaltung ihrer Art, die gelegentlich an unterschiedlichen Orten stattfindet.
An etlichen Ständen und auf Kleiderbügeln waren Teile der vorwiegend aus dem Bückeburger und Lindhorster Bereich der Schaumburger Tracht dekoriert. Das Angebot sei größer geworden, glaubt Expertin Renate Böhme von der gastgebenden TTG.
Prüfend nimmt sie zusammen mit Renate Gewers aus Meinsen-Warber ein Schultertuch in die Hand: Fransen und Stickerei lassen erkennen, dass es sich um ein älteres Stück handelt. Es ist gut erhalten: Andere Textilien, vor allem wenn sie über Jahre oder Jahrzehnte in Truhen oder Schränken lagerten, sind nicht mehr zu gebrauchen: "In der Luft fallen sie auseinander", weiß Böhme von betrüblichen Beobachtungen.
Auch Motten und Schimmel gelten als große Feinde der einst weit verbreiteten Kleidung.
Marie Siebörger aus Lindhorst hat sie ihr Leben lang getragen. Die Nachfahrinnen werden es nicht tun. Deshalb hat Urenkelin Jana Widdel Schultertuch und Schürze ausgebreitet und sofort die Aufmerksamkeit der Expertinnen auf sich gezogen: Die gut 130 Jahre alten Gegenstände befinden sich in bestem Zustand. Da stört nicht einmal ein kleines Mottenloch in einer Saumkante. Die junge Frau erschrickt beinahe, als Renate Böhme den denkbaren Erlös schätzt: "Tausend Euro ist das schon wert." Beim Anblick von Bernsteinkette und reichverziertem Brustschild sorgt Böhme gleich noch einmal für ungläubiges Staunen. Doch sie dämpft zugleich die Euphorie: "Die Nachfrage ist schon lange nicht mehr so groß wie vor 15 Jahren."
Damals hätten gerade die Trachtenvereine Ausrüstungsgegenstände gesucht. Heute seien es eher Museen und vereinzelt noch private Sammler. Dafür sei das Angebot größer geworden: Die nächste Generation wachse heran, finde in Schränken und Truhen alte Sachen und wolle diese veräußern. Expertin Sophie Mensching aus Ottensen macht der jungen Anbieterin, die mit ihrem Vater gekommen ist, Mut: "Wenn es heute nicht mit dem Verkauf klappen sollte, dann beim nächsten Mal. Sie brauchen nur Geduld." Foto: al