1. In seinen Werken lebt der Bildhauer fort Trauer um Josef Hauke / "Fleckendiener" und Gerberbottich

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    LAUENAU (al). Im Alter von 88 Jahren ist am vergangenen Wochenende der Bildhauer Josef Hauke verstorben. Eine große Trauergemeinde nahm bei einem Gottesdienst in der katholischen St. Markus-Kirche Abschied. Dass der gebürtige Sudetendeutsche nicht in Vergessenheit gerät, ist seiner Kreativität zu verdanken: Seine Werke zieren zahlreiche sakrale und profane Gebäude vorwiegend in Norddeutschland. Hauke aber hat auch in seiner Wahlheimat Lauenau unübersehbare Spuren hinterlassen. In den letzten Jahren entstanden das "Fleckendiener"-Denkmal (1996), die aus Bronze gegossenen Kinderfiguren auf dem "Gerberbottich" (2000), die "Akazienreiher" (2000) und das Bergmannsdenkmal in Feggendorf (2002).

    Als "Dankeschön" an seine Wahlheimat Lauenau hatte Hauke den "Fleckendiener" bei dessen Einweihung bezeichnet. Auch mit anderen Skulpturen in der näheren Region fühlte er sich eng verbunden: seinem "Nachtwächter" in Rinteln und der "Frau mit der Ziege" in Bad Nenndorf. Denn diese beiden Städte waren die ersten Stationen nach der Vertreibung, bevor die junge Familie sich in Lauenau 1947 niederließ.

    Schon früh hatte Hauke sein Talent entdeckt. Erste Erfahrungen mit der Holzschnitzerei sammelte er in der elterlichen Werkstatt und bei einem Lehrherrn in Brünn. Trotz bitterer Not in der Nachkriegszeit, als die Menschen wohl an wichtigere Dinge als gerade die Kunst dachten, meldete er ein Gewerbe an. Holzarbeiten entstanden für Besatzungstruppen – im Tausch gegen Naturalien; später gaben ihm Kommunen Aufträge für hölzerne Straßenschilder oder Wegweiser. Ehefrau Gerda schaffte es, die später vierköpfige Familie trotz bescheidener Einkommen zu ernähren.

    Die Auftragslage besserte sich, als der Bedarf an katholischen Kirchen im Bistum Hildesheim stieg. Viele Gotteshäuser hat der praktizierende Christ ausgestaltet – mit Altären, Kruzifixen oder Skulpturen. Es blieb nicht mehr beim Lindenholz. Hauke arbeitete mit Stein, Bronze, Keramik und galt als einer der ersten, der sich dem Polyesterharz zuwandte. Einen Namen machte er sich mit Plastiken aus Mooreiche. Das bis zu 7000 Jahre alte Holz barg er selbst aus Kiesgruben in der Weserniederung und entwickelte eine Art Wachs, um es zu konservieren. Über die Zusammensetzung des Mittels bewahrte er bis zuletzt Stillschweigen.

    Lange Zeit waren die Altarbereiche der katholischen Kirchen St. Markus in Lauenau (1962) und Mariä Himmelfahrt in Rodenberg (1975) sowie der 1987 entstandene "Kreuzweg" in Lauenau die einzigen hier zu Lande sichtbaren Werke Haukes geblieben. Aber Mitte der neunziger Jahre begann er geradezu rastlos in Lauenau Zeichen zu setzen. Die örtliche "Runde" hatte ihn gewinnen können, ein Denkmal für die Fleckendiener zu setzen. Hauke hatte noch den letzten seiner Zunft gekannt und deshalb der Skulptur am Rande der Marktstraße das Aussehen von Heinrich Ostermeyer gegeben. Heute gilt der "Fleckendiener" als Lauenauer Wahrzeichen.

    Diese Figur wie auch die weiteren letzten Arbeiten Haukes waren schon nach eigenen Angaben nur noch "unter großen Anstrengungen" möglich. Denn seit 1961 litt der Künstler an einer Augenkrankheit, die das räumliche Sehen beeinträchtigten, so dass auch Lupenbrillen und andere technische Hilfsmittel nicht mehr nutzten. Aber Hauke konnte offenbar bestens "mit den Händen" sehen, wie Betrachter der am Lebensabend entstandenen örtlichen Denkmäler leicht nachvollziehen können.

    Der "Gerberbottich" am Bürgerhaus war fast bis zuletzt sein Ziel, als er nicht mehr in seiner Werkstatt arbeiten konnte. Fast täglich spazierte er von seinem Haus im Breslauer Weg zu der kleinen Figurengruppe, setzte sich eine Weile auf die Bank, um dann den Rückweg anzutreten. Sein kreatives Arbeiten sei für ihn Teil eines "erfüllten Lebens", hat Hauke einmal gesagt. Es ist viel mehr: Über den Tod hinaus lebt der Bildhauer in seinen Werken fort. Die Menschen werden sich beim Anblick der Skulpturen und Denkmäler an ihn erinnern. Foto: al

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