STADTHAGEN (jl). Schule mal ganz anders: Das Berliner Projekt "Culture on the Road" für Toleranz und Anti-Rassismus war einen ganzen Schultag zu Gast in der Hans-Christian-Andersen-Förderschule. Seit 2001 tourt das Projekt nun schon durch Schulen, Jugendzentren und Bildungseinrichtungen aller Art in Deutschland und wurde für seine Arbeit mehrfach auf Bundesebene ausgezeichnet.
Beheimatet ist das Projekt beim Archiv der Jugendkulturen e.V. in Berlin-Kreuzberg. In verschiedenen Workshops vermittelt das Team jugendkulturelle Vielfalt und Toleranz. "Das trifft genau den Nerv der Schüler", freute sich Schulleiter Georg Bittner, der sich sehr froh zeigte, dieses Projekt anbieten zu können. Die sozialpädagogische Mitarbeiterin Michaela Lagershausen hat die organisatorischen Vorbereitungen, die schon seit dem 6. März auf Hochtouren liefen, in die Hände genommen. Unterstützung kam von Seiten des gesamten Kollegiums und besonders von Miriam Bahrke, die intensiv half den Rahmen für den umfassenden Projekttag mitzugestalten. Besonderer Dank gebühre dem FarbenCenter Schaumburg, das notwendige Materialien wie Farben und Pinsel gestiftet hat.
Als Rahmenprogramm standen dann folgende fünf Workshops fest: HipHop/Rap, HipHop/Break- und Streetdance, HipHop-DJing, HipHop/Graffiti und der Mischworkshop "The Dark Side of Rock‘n‘Roll". Jeder Workshop wurde von einem pädagogischen Mitarbeiter und einem Vertreter der jeweiligen Szene, der als direkte Ansprechperson und Identifikationsfigur fungierte, geleitet. Knapp 48 Jugendliche ab 14 Jahren aus den 7. bis 10. Klassen nahmen an dem Projekttag teil. Die Schüler lernten lebensnah weltoffene Jugendkulturen als Alternative zu intoleranten, ausgrenzendem Gedankengut kennen - und das machte ihnen sichtlich viel Spaß. In drei Blöcken à zwei Stunden erfuhren die Jugendlichen alles über die Entstehungsgeschichte und den politischen Hintergrund der verschiedenen Jugendkulturen. Im praktischen Teil konnten sie szenetypische Aktivitäten ausprobieren.
Ein großes Praxisangebot gab es zum Beispiel im Workshop HipHop / Break- und Streetdancce. Monika kommt aus der Szene und tanzt ganz verschiedene HipHop-Stile. Die ersten "Moves" einiger Stile lernten die Teilnehmer dann mit ihrer Hilfe kennen. Dafür wurde die gesamte Schulmensa beschlagnahmt. Politische Bildner unterstützen die Vertreter aus den jeweiligen Szenen - in diesem Fall war es die pädagogische Leiterin von "Culture on the road" Gabriele Rohmann.
Weniger praxisorientiert, aber mindestens genauso spannend war "The Dark Side of Rock‘n‘Roll", ein Mischworkshops zu Hardcore, Emo, Punk, Skinheads und Böhse Onkelz. Die Teamer Andrea und Laura diskutierten mit den Teilnehmer über die politische Bildung und die Entstehung sowie Bedeutung der einzelnen Jugendkulturen. Am Ende konnten sich die Jungendlichen eigene Buttons entwerfen und diese sogar selbst stanzen, "damit sie auch etwas mit nach Hause nehmen können", so die Betreuer.
Musikalisch ging es bei HipHop /Rap weiter. Beim Sprechen mit Rhythmus ist die hohe Kunst, dass der Text nicht vorbereitet ist, sondern in dem Moment frei erfunden wird - bekannt unter "Freestyle". Damit das auch bei den Teilnehmern klappt, machten die Referenten Chris und Editha mit den Jugendlichen zunächst Atemübungen. Erst dann konnten eigene Texte gestaltet werden, die als krönender Abschluss des Projekttages dann fast professionell aufgenommen wurden.
Um Kunst und Kreativität ging es im Workshop HipHop/Graffiti mit den Betreuern Wolfgang und Frank. Schon in den frühen 1970er-Jahren wandten sich aufgeschlossene Pädagogen mit Graffiti-Projekten an Jugendliche, um über diesen Weg deren kreative Energien in konstruktive Bahnen zu lenken. Die Resultate waren bemerkenswert - auch bei den Teilnehmern der Hans-Christian-Andersen-Förderschule. Vor der Schule wurde extra eine Wand bereitgestellt, an denen die Jugendlichen die zuvor geübte 3-D-Schrift mit Graffitifarben ausprobieren durften.
Herausgekommen ist dabei ein bunter Schriftzug mit dem Namen der Schule. Ein wirklich gelungener Abschluss, der richtig viel Spaß mache, waren sich die Schüler einig. Im letzten Workshop HipHop/Djing ging es in einem Kurs um gleich zwei Musikrichtungen: HipHop und Elektrobeats. HipHop DJ Jorge und Techno DJ Niko zeigten den Teilnehmer, wie richtig aufgelegt wird. Highlight war das Ausprobieren des eigenen Talents am Turntable. Ein rund um spannender und lehrreicher Nachmittag für die Hans-Christian-Andersen-Förderschule: mit Kreativität und Aktivität sind sie einen Schritt weiter Richtung Toleranz gegangen. Foto: jl