WIEDENBRÜGGE (nb). Willkommen in der Welt depressiver Kühe, heimlicher asiatischer Invasionen und Fleischlieferungen direkt von der Landstraße. Das "Kleinste Schützenfest der Welt" wurde auch in diesem Jahr mit einem furiosen Comedy-Abend eröffnet.
Wenn das Frühstyxradio in Form von Sabine Bulthaup und Dietmar Wischmeyer auf Hans-Werner Olm trifft entsteht eine hochexplosive Mischung und für die Lachmuskeln gibt es kein Zurück mehr.
Eines steht fest: Sobald die Comedians auf der Bühne stehen kann man sich als Zuschauer auf eine Ladung ganz neuer Theorien und existenzieller Erkenntnisse gefasst machen.
Mitten ins Gesicht und ohne Alternative. Gast Hans-Werner Olm trug nicht gerade zur Entschärfung der Situation bei. Gleich zu Beginn betrat er als Prolet der Sonderklasse die Bühne und zeigte dem Publikum erstmal wo der Hammer hängt. Oder sein Handy. Auf dessen Grundlage baut sich nämlich sein neues Hobby auf: Geschlechtsverkehr mit dem Mobiltelefon, untermalt vom Klingelton des "Andalusischen Zwergs im Treibsand". Bei Günter dem Treckerfahrer wurde es wie immer hoch politisch. Er machte deutlich, wie es um den Querulantenbauer im Land Niedersachsen steht: Verloren zwischen Inflation und der Erschließung neuer Verdienstmöglichkeiten sucht er seinen Platz inmitten von Amokpflügerei, Saatgutmafia und landwirtschaftlichen Kuppelsendungen im Fernsehen. Denn die "gülleresistente bratkartoffelfressende Gebärmaschine" aus früheren Zeiten ist längst ausgestorben. Die wirkliche Bedrohung der Landwirtschaft kommt nach Günters Meinung jedoch in Form "notgeiler Großstädter" übers Land, die mit ihren "Außenaktivitäten" die größten Flurschäden anrichteten. Das einzige, was da noch hilft, ist eine Vollimprägnierung der Landschaft mit Gülle. Das Aufdecken dieser Mist-Verschwörung toppte er mit der Entschlüsselung eines weiteren Mysteriums der Menschheit: Dem Popp-Corn. Erwin und Brochi hingegen widmeten sich dem Lebensmittelrassismus: "Pflaumenkuchen ist doch voll diskriminierdend, ey." Frieda und Anneliese lieferten in ihrer scheinbaren Altersgelassenheit weise Sprüche wie "das Wetter wird nicht besser, wenn man älter wird". Und früher war sowieso alles schöner und man hat anstelle des "Pina Colada-Bades" lieber in der Poggenkuhle seine Bahnen gezogen.
Auf seine besondere Art erklärt der kleine Tierfreund die Natur.
Auch Luise Koschinsky, für gute Manieren und den sicheren Gang auf dem gesellschaftlichen Parkett bekannt, verirrte sich dahin, "wo das Leben kurz vorm Testbild angekommen ist". Nur mit der Auswahl charmanter Männer im Schaumburger Land war sie weniger zufrieden: "Keiner sagt mal: Frau Koschinsky, sie haben schöne Haare". Die Dame aus dem ist eben anspruchsvoll, alles oder nichts. Im Falle einer Bratwurst bedeutet das "auf jeden Fall nur mit Zusatzstoffen". Mit "Bratwurst auf ex", die sie anschließend in kleinen Stücken im Raum verteilte, schrieb Koschinsky ein ganz neues Kapitel der Publikumsinteraktion. Das abendfüllende ließ wenig verborgene Wünsche offen und reichte von einer persiflierten Volksmusikshow über Tanzeinlagen bis hin zu einem gefühlvollen Kuschelrock-Duett. Ein paar Stunden Rückzug vom Alltag des todgecoachten Deutschlands, in dem Messies nicht mehr in Ruhe verwahrlosen können und Rentner sich zur Bowle mit ganzen Früchten formieren.
Stunden, irgendwo angesiedelt zwischen zwischen absurd, schreiend komisch und der nackten Realität, der hier gnadenlos der Spiegel vorgehalten wurde.
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