TODENMANN (ste). Mit der Wiederentdeckung einer längst verschollen geglaubten Kirschensorte hatten Pomologe Hans-Joachim Bannier und Jens Pallas von der Reinhold-Tüxen-Gesellschafte wohl nicht gerechnet, als sie Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz und Ortsbürgermeister Uwe Vogt den Vorschlag unterbreiteten, Todenmann als Kirschendorf mit den beiden wohl bedeutendsten deutschen Kirschenstandorten Hagen in Westfalen und Witzenhausen bei Kassel zu vernetzen. Als die Gruppe, der sich auch Interessierte Mitglieder des Ortsrates Todenmann anschlossen, bei Uwe Vogt auf dem Grundstück die Kirschensorten bestimmten, stießen die Fachleute auf eine "Ochsenherz-Kirsche", die bislang an keinem der beiden anderen Kirschenstandorte nachgewiesen werden konnte. Rund 80 Jahre alt ist der Baum, wusste Uwe Vogt, der als Ortsbürgermeister eine Wiederbelebung der Kirschen-Direktvermarktung im Ort stark befürwortet: "Früher standen hier vielleicht 15 Stände an den Straßen; heute sind es gerade einmal fünf!"
Hans-Joachim Bannier und Jens Pallas erläutern den Mitgliedern des Ortsrates Todenmann und Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz die Unterschiede in den einzelnen Kirschsorten.
Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz sieht den theoretischen Ansatz der Vernetzung und Neuansiedlung alter Kirschensorten als gut an, verweist aber auf die Tatsache, dass diese Idee von den Bürgern des Ortes aufgenommen und umgesetzt werden müsse.
In Hagen, so stellte Hans-Joachim Bannier heraus, der bei den letzten Apfeltagen als Sortenbestimmer reichlich zu tun hatte, stellte sich das Problem der Direktvermarktung der Kirschen noch wesentlich deutlicher als in Todenmann heraus. Dort sei der Verkauf quasi zum Erliegen gekommen und die Menschen hätten ihre Kirschen im Supermarkt gekauft. Der Tourismusverein wollte dort jedoch die Kirschentradition wieder aufleben lassen und die Außendarstellung des Ortes positiv beeinflussen. So wurden die vorhandenen Kirschensorten kartiert und später nachveredelt und Hagen soll nun ein dezentraler deutscher Genbankstandort für Kirschensorten sein; über 300 gibt es. In Hagen selbst konnten rund 200 Sorten nachgewiesen werden.
Jens Pallas und Hans-Joachim Bannier stellen sich nun vor, einen Sortenaustausch zwischen Hagen, Witzenhausen und Todenmann zu organisieren und damit das alte Genmaterial von Kirschensorten langfristig zu erhalten. Der Aufbau eines Kirsch-Lehrpfades, Kirsch- oder Kirschblütenfeste könnten für den Ort eine zusätzliche Attraktion werden. Die Möglichkeiten, die sich Todenmann bieten, sollen nun auf der Bürgerversammlung am 30. Juni um 19 Uhr im Gasthaus "Droste" vorgestellt werden. Dann geht es auch um die Frage des Verlust der Bezeichnung "Staatlich anerkannter Erholungsort" im März des kommenden Jahres. Foto: ste