LAUENAU (al). Einen zweifelhaften Ruhm hat die Autobahnanschlussstelle Lauenau in den vergangenen Jahren erlangt. Als noch der Ausbau der Fernstraße auf sechs Spuren in vollem Gange war, war der Name des Fleckens regelmäßig im Rundfunk zu hören. Dass die Auf- und Abfahrt gerade erst einmal 50 Jahre besteht, wissen die wenigsten Bewohner der Region. Sie hätten das Jubi-läum am 15. Mai feiern können.
Vor 50 Jahren wird die Abfahrt Lauenau eingeweiht.
Am gleichen Datum des Jahres 1959 nahmen Vertreter der Straßenbauämter Hannover und Hameln die nagelneue Anbindung in Betrieb. Bis dahin standen nur die Anschlussstellen Rehren A.O. und Bad Nenndorf zur Verfügung. Zwischen Apelern und Lauenau hatte die britische Besatzungsmacht erst nach Kriegsende eine Behelfszufahrt angelegt, die offenbar auch von zivilen Fahrzeugen genutzt wurde. Aber der Ruf nach einem "offiziellen" Anschluss wurde immer lauter – vor allem aus den Chefetagen der boomenden Holzindustrie im ehemaligen Landkreis Springe.
Die Autobahn zwischen Hannover und dem Ruhrgebiet war kurz vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Ab 1937 wurde gebaut; 1940 zogen sich schließlich zwei Fahrspuren über die Ausläufer von Süntel und Deister hinweg. Bis heute hält sich fälschlicherweise die Annahme, der Fernstraßenbau sei eine Initiative des Dritten Reichs zur Minderung der Arbeitslosigkeit gewesen. Aber der Plan, das gesamtdeutsche Gebiet mit einem Autobahnnetz zu überziehen, existierte bereits seit 1921. Erste Erfahrungen mit einer "Nur-Autostraße" lagen damals vor – mit der soeben eröffneten 9,8 Kilometer langen "Avus" (Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße) in Berlin. Der Autobahnbau muss damals das hiesige Gebiet enorm beeinflusst haben. Teile der hiesigen Bevölkerung fanden hier Beschäftigung. Andere vermieteten Zimmer an Arbeiter, die unter anderem aus Schlesien oder Thüringen angeworben waren. Aber es gab auch negative Entwicklungen: In eigens errichteten Behelfs-Wohnheimen waren Schlägereien und Alkoholmissbrauch verbreitet.
Als die Fernstraße fertiggestellt war, hatten die Einwohner jedoch keinen Vorteil. Die wenigsten besaßen damals ein Automobil. Wer sein Gefährt aber in die Ferne lenken wollte, konnte die neue Fahrbahn aber erst von Rehren oder Bad Nenndorf aus nutzen.
Bald nach dem Krieg aber wurden die Forderungen nach einem offizellen Anschluss bei Lauenau immer lauter. Vor allem die holzverarbeitenden Firmen im Deister-Sünteltal erwarteten einen baldigen Baubeginn. Neben den Casala-Werken in Lauenau waren dies die Möbelfabrikanten Fritz Bähre (Springe), Martin Schmidt ("Dyes", Hachmühlen/Bad Münder), Friedrich Kreibaum (Bad Münder) und Fritz Hahne (Eimbeckhausen). Sie erreichten mit Unterstützung hiesiger Bundes- und Landtagsabgeordneter sowie dem damaligen Springer Oberkreisdirektor Fritz Jahn endlich beim Bundesverkehrsministerium eine Zusage: Mit dem Bau, der 670.000 Mark kosten sollte, wurde im Herbst 1958 begonnen.
Noch vor der Einweihung am 15. Mai 1959 aber entbrannte ein heftiger Streit zwischen den Kommunen, den die Lokalzeitung zuletzt als "Schilderkrieg" bezeichnete. Es ging den Gemeindevertretern um die lokalen Namen auf den Hinweistafeln. Erst durch eine Entscheidung der damaligen Bezirksregierung Hannover wurde der Konflikt beendet: Lauenau, Bad Münder, Rodenberg und Apelern sollten in dieser Reihenfolge zu lesen sein. Neun Jahre später verschwand der Hinweis auf die Riesbachgemeinde zugunsten von Springe. Der Bundestagsabgeordnete Heinz Frehsee hatte sich dafür eingesetzt, die damalige Kreisstadt zu erwähnen. Springe verlor diesen Status zwar 1974, blieb aber bei den Autobahnbenutzern weiterhin im Blick. Manche Apelerner haben das bis heute nicht verschmerzen können. Schließlich kurven in ihrer Gemarkung Pkws und Lastzüge von der A 2 auf die B 442.
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