MÜSINGEN (hb/m). 120 Müsinger haben die Einladung von Ortsvorsteher Gerhard Heinrichsmeier angenommen und sind am Montagabend zur Einwohnerversammlung ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen, um Konkretes über die bekannt gewordenen Pläne der Fast-Food-Kette "Burger King" zu erfahren, die sich an der Kreuzung B65/Müsinger Straße ansiedeln möchte.
Gerhard Heinrichsmeier machte zu Beginn der Versammlung deutlich, dass er erst am 28. Mai in einer Sitzung des Bau- und Umweltausschusses von den Plänen erfahren habe ("mir ist die Kinnlade heruntergefallen"). Der CDU-Ratsherr und frühere Ortsvorsteher Ekkhard Dürig habe in dieser Sitzung gesagt, dass sei auch für ihn "eine neue Sache". Er begrüße das, "weil es dann endlich eine Kneipe im Ort gibt". Heinrichsmeier hat aber vom Verkäufer erfahren, "dass Dürig schon seit fünf Wochen von der Anfrage wusste" und bezeichnete den anwesenden CDU-Ratsherren als "vertrauensunwürdig".
Bürgermeister Reiner Brombach versprach den Anwesenden, "ihr Votum sehr ernst zu nehmen". Burger King habe einen Anspruch auf eine objektive Bearbeitung des Antrages. "Ohne Zorn und Eifer" werde die Angelegenheit sachlich geprüft und über die Ergebnisse informiert.
Karlheinz Soppe, der Leiter des Fachgebietes Bauen/Planen, zeigte einen Lageplan und sprach von einer Fläche von gut 2000 Quadratmetern, unterhalb des Wohnhauses gelegen, 40 Meter von der Kreuzung entfernt. Das Schnellrestaurant plane 65 Sitzplätze und 25 Parkplätze für Pkw. Unruhe kam in der Versammlung auf, als Soppe die Öffnungszeiten des Betriebes nannte: von 8 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts, freitags und samstags sogar bis 4 Uhr in der Frühe.
Soppe kündigte an, dass Verkehrsgutachten und Schallgutachten erstellt werden müssen. Diese werden nach Absprache mit der Stadt von "Burger King" in Auftrag gegeben. Auf Nachfrage teilte Soppe mit, dass eine Zufahrt für Lkw nicht möglich ist. "Die Lkw-Fahrer wissen aber, dass diese Schnellrestaurants für sie nicht geeignet sind", glaubt Soppe. Brombach erntete Gelächter, als er ankündigte, Halteverbotsschilder für Lkw aufstellen zu wollen und Kontrollen durchführen zu lassen.
Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Ernst Kastning möchte von der Stadt wissen, "ob dies der erste Schritt für neue Gewerbeansiedlungen nordöstlich der Straße ist". Er glaubt, dass die anderen Ortsteile froh sind, dass es im Osten Müsingen für Gewerbegebiete gibt. "Wohnqualität ist eine Frage nicht nur für den Südharrl, sondern auch für die Ortsteile der Stadt", so Kastning. Gemeinsam mit anderen Einwohnern wies Kastning auf sie schon bestehenden Verkehrsbelastungen und darauf hin, "dass kein Radweg und kein Fußweg aus Müsingen herausführt". Bezüglich der Schulwegsicherheit wurde von einem "Spießrutenlaufen für Kinder" gesprochen. Einwohner Bernd Schramme glaubt, dass der "gesunde Menschenverstand" sagt, dass es für Müsingen eine "große Scheiße" sei, wenn das Projekt umgesetzt wird. Er wies auf alternative Standorte auf der gegenüberliegenden Seite und konkret das Herbst-Gelände hin.
"Der Flächennutzungsplan kann in jedem Stadium gestoppt und durch eine andere Planung ersetzt werden", erläuterte Karlheinz Soppe. Bürgermeister Reiner Brombach teilte mit, dass die Verwaltung zwar zuständig für das Erteilen der Baugenehmigung sei, sie aber bei "sensiblen Angelegenheiten" ein Einvernehmen mit Verwaltungsausschuss und Bauausschuss herbeiführt, "also eine Entscheidung gemeinsam mit der Politik sucht". Zurückgestellt wurde laut Soppe die Frage, ob der Werbeturm für "Burger King" eine Höhe von zehn, zwölf oder 18 Meter haben wird. VFoto: hb/m