1. Feuer statt Wasser und Luft

    Mühlentag beim Heimatverein mit Schmiede-Vorführungen lockt zahlreiche Besucher an

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    EXTEN (km). Der Zusammenhang mit dem "Deutschen Mühlentag", zu dem der Heimatverein jetzt eingeladen hatte, mag von manchem Besucher im ersten Moment nicht so ganz verstanden worden sein: Im Industriemuseum "Unterer Eisenhammer" zumindest spielten Wasser und Luft keine große Rolle.

    Das Element, das eher im Mittelpunkt des Interesses stand, war das Feuer: Den ganzen Tag über konnten die Besucher zu jeder vollen Stunde einen Film aus den 80er Jahren sehen - mit Sieghard Kretzer in der Hauptrolle, der die Kunst des Schmiedens demonstrierte. Und im Anschluss gab es im Industriemuseum stets eine entsprechende Vorführung.

    Für das leibliche Wohl gab es im "Beiprogramm" Grillwürstchen, Pommes und am Nachmittag Kaffee und hausgemachten Kuchen. Auf die jüngsten Besucher wartete neben dem Stauteich ein Schminkstand. Darüber hatten die Veranstalter auch einige Spiele inszeniert.

    Während die Hobbyschmiede, die sich vor rund einem halben Jahr zusammen gefunden hatten, eine altes Handwerk wieder aufleben ließen, gab es am "Deutschen Mühlentag" tatsächlich ein wenig Klärungsbedarf. Tatsächlich wurde die "Mühlenexter" bereits im 14. Jahrhundert angelegt, um die Mühle des Jakobiklosters und den Rintelner Stadtgraben mit Wasser zu versorgen. 1477 sollen in Exten Wassermühlen zum Mahlen von Korn betrieben worden sein. Selbst in trockenen Jahren, zum Beispiel während der großen Dürre von 1512, führte die Exter noch ausreichend Wasser um die Mühlräder anzutreiben.

    Die unteren Eisenhämmer entstanden in der Nähe der Ellermühle. Über den Hammergraben wurde Wasser auf die Mühlräder geleitet, die die "Schwanzhämmer" antrieben. Später installierten die Betreiber Federhämmer, die bis zu 120 Kilogramm Fallgewicht aufwiesen. In der Hauptsache wurden zunächst Strohmesser, Sensen, Spaten und Schaufeln hergestellt - jährlich bis zu 900 Stück.

    Das Rohmaterial kam anfangs aus Lippoldsberg und dem Bergischen Land, die Kohle aus Obernkirchen. In den Hämmern zahlte man jährlich für Rohstoffe 2100, für Arbeitslohn 1000 Taler. Der Gesamtwert der Produktion betrug etwa 4800 Taler. Weil im niedersächsischen Raum allein in Exten derartige Schmieden existierten, wurden die dort produzierten Stahlwaren in ganz Nordwestdeutschland verkauft.

    Die zwischenzeitlich sieben "Eisenfabriquen" in Exten beschäftigten an 36 Feuern insgesamt 115 Arbeitskräfte. Bei Aufwendungen von 9000 Talern für Rohstoffe und einem für Fertigprodukte erzielten Erlös von 25.000 Talern blieben jährlich etwa 16.000 Taler im Dorf, wovon die Hälfte auf Arbeitslöhne entfiel. Damit brachten die Betriebe mehr Geld ins Dorf als alle bäuerliche und handwerkliche Arbeit.

    Ende des 19. Jahrhunderts kam immer mehr Konkurrenz - insbesondere durch die mit modernen Maschinen arbeitende Solinger Industrie - auf. 1902 entstand das Elektrizitätswerk Extenia, nachdem anstelle des Wasserrades eine Turbine eingebaut worden war. Die Zentrale wurde auf dem Kretzerschen Eisenhammer errichtet, die Leitung von dort ins Dorf verlegt. Das Werk versorgte das Dorf bis in die 30er Jahre mit Licht- und Kraftstrom. Fortan wurden über elektromotorisch angetriebene Transmissionen Feder- und Falthämmer sowie Scheren und Stanzen genutzt.

    Um 1910 schlossen die beiden letzten Messerfabriken, sodass von der einst blühenden Exter Eisenindustrie nur zwei Eisenhämmer übrig blieben. Das Rohmaterial kam jetzt vornehmlich aus den Walzwerken aus Peine, die Schleifsteine aus Süddeutschland. Schaufeln, Spaten, Äxte, Beile und Gartengeräte wurden danach noch hergestellt. 1953 wurde der letzte Eisenhammer am oberen Eisenhammer abgebaut und durch moderne Maschinen ersetzt. Das Hammergebäude von 1900 ist unverändert erhalten. Die Wasserräder liefen einst beidseits des Gebäudes. Das letzte Wasserrad wurde 1952 entfernt, der Schacht zugebaut.

    Im Jahr 2005 pachtete der Verein für Heimatpflege und Kultur Gebäude und Inventar, um das Industriedenkmal zu erhalten. Seit 2006 ist die Anlage ein geschütztes Baudenkmal. Und vor fast genau einem Jahr wurde das Museum eröffnet. Im historischen Eisenhammer mit eigener Stromerzeugung werden vorindustrielle Werkzeuge und Maschinen zum Schmieden aus der Zeit um die Jahrhundertwende gezeigt. Die Ausstellung umfasst die komplett erhaltene alte und funktionstüchtige Handwerkstechnik. Foto: km

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