FEGGENDORF (al). Ein Wochenende lang haben die Feggendorfer mächtig Staub aufgewirbelt. Und das nicht nur im übertragenen Sinn, weil etliche Einwohner mit vielen Zutaten für einen "Historischen Markt" überzeugt haben. Staubschwaden gab es tatsächlich, weil ein alter Lanz Bulldog eine betagte Dreschmaschine antrieb, die ds Korn von den Ähren trennte. Bald darauf kam ein nicht minder antiquierter Häcksler für die langen Getreidehalme zum Einsatz.
Ein großartiges Kunststück hat das "Vereinskomitee" des Ortes vollbracht. Dahinter sind die zwölf Vereinsvorsitzenden zu verstehen, die unter der Leitung ihres Sprechers Wilfried Mundt sich normalerweise nur über Termine verabreden. Doch als Lauenaus Bürgermeister vor einiger Zeit anfragte, ob neben dem 950-jährgen Fleckenjubiläum nicht auch die hiesigen Einwohner die wahrscheinlich 850-jährige Existenz ihrer heimatlichen Umgebung würdigen wollten, war das Ziel schnell ausgemacht: Ein "Historischer Markt" sollte es sein. Das Publikum war zwei Tage lang tief beeindruckt, was die Feggendorfer so auf die Beine gestellt haben. Natürlich gab es auch Hilfe von auswärts. Dazu gehörten die "Eolenhäger Schuindöschers" aus dem Springer Ortsteil Altenhagen I. Diese pflegen liebevoll altes landwirtschaftliches Gerät. Folgerichtig hatten sie mit einigen Feggendorfer Landwirten und einem alten Flügelmäher bereits letzten Herbst die Getreideernte eingebracht, die nun weiterverabeitet werden sollte. Immer wenn die Dreschmaschine rumpelte, waren die Marktstände bald verwaist.
Dabei wollten sich Hunderte die Ereignisse am Ortsrand nicht entgehen lassen. Bereits am Sonnabend strömte das Publikum nur so herbei. Das lag vielleicht an den Lindhorster Trachtentänzern, die die Röcke fliegen ließen. Bestimmt aber waren es die "Highland-Games" des Sportvereins. Wann sind jemals auch von Frauen Baumstämme geworfen worden? Für viel Gelächter sorgte das "Weiberschieben": Der Gatte musste mit verbundenen Augen eine Schubkarre samt lebendiger Fracht dank einiger Kommandos sicher durch einen Parcours bringen. Ein Zimmermann ließ Kinder Flechtwerk in einem Balkengefach montieren; ein Steinmetz schlug erste Konturen in einen Findling; der örtliche Malermeister hatte alte Tapetenbücher auf seinem Dachboden gefunden. Eine Feldschmiede war aufgebaut. Junge Leute aus der Jugendfeuerwehr drehten einen uralten Schleifstein und zeigten stolz die noch immer funktionstüchtigen Werkzeuge, die ein Großvater zur Verfügung gestellt hatte. Ein Stück weiter ließen Töpferin und Korbflechterin kleine Kunstwerke entstehen. Die Schützen luden zum Armbrustschießen ein und schickten versuchsweise mit Haselrute und dickem Strick schlanke Pfeile auf eine Zielscheibe. Das war natürlich viel schwerer als der Einsatz der modernen Bogen, mit denen Feggendorfer Sportler neuerdings für Aufmerksamkeit sorgen.
Das Besondere an ihrem "Historischen Markt" aber waren die Organisatoren selbst: Sie gefielen in Kleidung, die in Truhen, Schränken und auf Dachböden ihrer Häuser gefunden wurden. Und wer keine Textilien aus Urgroßelterns Zeit besaß, hatte sich kurzerhand aus altem Vorhangstoff einen weiten Umhang geschneidert. So machten unter anderem einige Mitglieder des örtlichen Gesangvereins auf sich aufmerksam. Der Chor bekam übrigens wiederholt ein dickes Lob dank seiner originellen Liedvorträge, bei denen Dirigentin Christina Ziegler als Gauklerin vor einer ständig wachsenden Zuhörerschar tanzte. Unterdessen war ein Geschichtenerzähler mit Pferd und Wagen vorgefahren. Am Sonntag sorgten Mitglieder des Vereins "Waldkindergarten" für riesiges Interesse, weil sie sich Ritterspiele ausgedacht hatten. Schade nur, dass dicke dunkle Wolken das fröhliche Treiben bedrohten. Das Engagement der vielen Feggendorfer hatte die einsetzenden Regenschauer ganz gewiss nicht verdient.
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