1. Wenn der Einsatz von Kindern grenzenlos ist

    Grundschule punktet mit Projekt zum Thema "Fair bringt mehr"

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    SACHSENHAGEN (jl). Wer etwas sucht, der findet auch etwas. Das haben sich auch die Schüler der vierten Klassen der Gerda-Philippsohn-Schule gedacht. Sie spürten der Frage nach: Wer war Gerda Philippsohn, die Namensgeberin der Schule? Gerda war früher Schülerin der Grundschule und musste diese 1938 verlassen, weil sie Jüdin war. Mit dem Projekt nahm die Schule am landesweiten Wettbewerb "Fair bringt mehr" teil, ausgeschrieben von der Marketinggesellschaft der Volksbanken Schaumburg. Der Wettbewerb thematisiert die Prävention für ein partnerschaftliches Miteinander.

    Die vierten Klassen haben ein so hohes Engagement und einen unstillbaren Wissensdurst an den Tag gelegt, dass sie nicht nur viel über Gerdas Leben herausgefunden haben, sondern gleichzeitig in der Kategorie "ortsansässig" und "1. bis 4. Klassen" unter den ersten drei Landessiegern gelandet sind. Eine starke Leistung, denn insgesamt haben an dem Wettbewerb 133 Einrichtungen mit etwa 7000 Schülern teilgenommen. Zu diesem Anlass überreichte am Freitag, dem 29. Mai Anita Lutter, Leiterin der Geschäftsstelle Volksbank Sachsenhagen, der Schule einen Scheck in Höhe von 400 Euro. Rektorin Imke Herrmann-Edling nahm im Namen der Schule und der Kinder den Preis entgegen - "für ein ganz tolles Projekt, das richtig gut angekommen ist", so Lutter. Erst am 11. Juni werden auf der Abschlussveranstaltung in Hannover die Gewinner aus den verschiedenen Kategorien bekannt gegeben.

    Der Erfolg des Projektes ist der umfassenden Zusammenarbeit von Lehrern, Eltern, Großeltern und Schülern der Klassen 4a, 4b und 4c zu verdanken. Alle haben mit Informationsbeschaffungen, Materialien und viel Zeit zum Vorhaben beigetragen. Herrmann-Edling setzte sich von Anfang an sehr für das Projekt ein und brachte das Konzept ins Rollen. Sofort wurde ihr jegliche Unterstützung zugesprochen. So auch von Erika Sembdner, die auf Anfrage ihrer Enkelin aus der 4a, mit den Kindern den jüdischen Friedhof Sachsenhagen besichtigte. Eine ebenso intensive Unterstützung stammte von dem Ehepaar Rita und Eckart Schewe, die maßgeblich an der damaligen Namensgebung der Grundschule beteiligt waren. Rita Schewe beschäftigt sich mit der jüdischen Gemeinde in Sachsenhagen. In Fragestunden mit den Klassen veranschaulichte sie Gerdas Leben anhand von Erinnerungsstücken, Texten, Fotos und Zeugnissen. Nicht zu vergessen sind die Bemühungen der Religionslehrein Maike Zunker, die viel zum Projekt beigetragen hat, indem sie gewisse Elemente in ihren Unterricht mit einfließen lassen hat.

    Der eigentliche Antrieb kam jedoch ganz alleine von den Schülern. Die Kinder haben sich selbst Gedanken zu der Namensgeberin ihrer Schule gemacht und entwickelten eigene Vorhaben zur Verwirklichung ihrer Ideen. Daraus ist unter anderem eine für Gerda geschriebene Strophe im Schulsong entstanden. Wirklich beeindruckend ist die Art und Weise, wie persönlich sich die jungen Schüler für das Projekt eingesetzt haben. Aus eigener Motivation und Interesse wurden Leute befragt und selbständige Recherchen betrieben. Darüber hinaus hatte Gerdas Geburtstag eine so reale Bedeutung für die Kleinen, dass sie ihn feiern wollten. Die Ideen sprudelten nur so aus den Kinder heraus. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen - eine Gedenkfeier mit Liedern, Gebeten, einer Schweigeminute und selbstverfassten Texten. Bei so viel Hingabe, dürfte es nur all zu verständlich sein, dass das Ziel erreicht wurde: die Identifikation mit der Schule. Den Schülern ist jetzt bewusst, woher der Name der Schule kommt und welch bewegendes Schicksal dahinter steckt. Genau deswegen ziehe auch Herrmann-Edling in Betracht sich mit dem Preisgeld an einer möglichen Gedenktafel für Gerda und die Sachsenhäger Juden zu beteiligen. Eine passende Investition in die Weiterführung eines eindrucksvollen Projektes. Foto: jl

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