1. Ein Arzt mit Leib, Seele und dem richtigen Riecher

    Wegbegleiter und Kollegen verabschieden Chefarzt Hans-Eckhardt Flohr

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    LANDKREIS (nb). "Ich habe durchaus gemischte Gefühle", soll ein Ausspruch der Koriphäe in den letzten Tagen gelautet haben. Mit der Verabschiedung von Doktor Hans-Eckhardt Flohr, Chefarzt der Inneren Abteilung und ärztlicher Direktor, geht in diesen Tagen eine Ära zu Ende. Vertreter aus Politik, Verwaltung, Kollegen und Kooperationspartner und waren zu einer kleinen Feierstunde zusammengekommen und erinnerten sich an gemeinsame Stationen und berufliche Verdienste. Als Spezialist auf dem Gebiet von Kardiologie, Gastroenterologie und Pulmonologie hat er das Kreiskrankenhaus Stadthagen in seiner Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

    "Ein Generalist mit dem richtigen Riecher für Machbarkeiten" nannte Heinz-Gerhard Schöttelndreier das Mediziner-Urgestein. "Er hatte immer einen hohen Anspruch an sich als Krankenhausarzt und hat seiner Abteilung und dem Haus seinen Stempel aufgedrückt", so der Landrat, "sein Weggang markiert eine Zwischenstation in der Umstrukturierung, wir standen noch nie vor so einschneidenden Veränderungen". Der Landrat ging abseits von Lobeshymnen auf die medizinische Arbeit Flohrs vor allem auf die bis 2013 anstehenden Veränderungen im Klinikum Schaumburg an, dessen drei Kliniken durch ein Krankenhaus unter der Leitung von Kooperationspartner "Prodiako" in Obernkirchen ersetzt werden. "Die Regionalplanung ist in Schaumburg zukunftsfähig", so Schöttelndreier, "eine Arbeit die Doktor Flohr mit geplant hat".

    Auch Weggefährte und Arztkollege Professor Doktor Christian Hegelmaier ließ an dem Engagement Flohrs keine Zweifel aufkommen. "Die Kardiologie und Gastroenterologie sind gut aufgestellt, das hat dich Nerven gekostet." Hegelmaier beschrieb Flohr als einen "zupackenden, interessierten und für alles offenen Arzt". Intensiv kennegelernt habe man sich bei mehreren Hilfseinsätzen in Kriegsgebieten Afghanistans, wo beide Mediziner Kriegsverletzte versorgten und ein Krankenhaus aufbauten. "Er hat sogar ruhig weiter gearbeitet, wenn überall die Raketen eingeschlagen sind", so Hegelmaier. Er verglich den Arztberuf mit "einer Sisiphusarbeit", in der man Erfolge und Niederlagen erlebe. Als gemeinsame größte Niederlage nannte der Professor die vergeblichen Bemühungen, das Krankenhaus in Trägerschaft des Landkreises in den "schwarzen" Zahlen zu halten. "Wir haben gekämpft und verloren."

    Die Meinungsäußerung, ein Regelversorgungskrankenhaus gehöre in eine staatliche Trägerschaft, wurde mit lauter Zustimmung von der Mehrheit der Gäste begrüßt. Hegelmaier forderte eine geerechte Behandlung für alle und verteilte dezente Seitenhiebe auf profitorientierte private Schönheitskliniken. Palliativmediziner Friedhelm Henze stellte vor allem die fachlichen Verdienste Flohrs um die Klinik in seinem Vortrag heraus. Flohr habe die Entwicklung des Labors zu einem hocheffizienten Dienstleister für alle Abteilungen eingeleitet, die Palliativversorung angeschoben und durch ärztliche Kompetenz ebenso wie seine Präsenz am Krankenbett überzeugt. "Mit ihnen schwindet auch die Zeit des klassischen Internisten", so Henze. Foto: nb

    "Es war nie seine Sache sich in den Mittelpunkt zu rücken": Heinz-Gerhard Schöttelndreier drückt mit seinen Worten Wertschätzung aus.

    Professor Christian Hegelmaier erinnert an gemeinsame Stationen.

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