HÜLSEDE (al). Die evangelische Kirchengemeinde Hülsede hat ein Problem. Was passiert mit dem seit zwei Jahren unbewohnten Pfarrhaus? Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude als Teil des Gesamtensembles mit dem bau- und kunsthistorisch wertvollen Gotteshaus soll nach dem Willen der Landeskirche verkauft werden. Der Kirchenvorstand aber denkt an eine weitere eigene Nutzung. Seit Monaten diskutiert er darüber hinter verschlossenen Türen. Jetzt wurde eine Gemeindeversammlung zum Thema einberufen. Rund 25 evangelische Chrisen waren gekommen.
"Quo vadis Pfarrhaus?" hatte Initiator Clemens-Christian Stummeyer die Veranstaltung genannt. Er schilderte zunächst die bisherigen Gedanken an eine neue Verwendung: als Kaffeestube für die Sonntagsausflügler beim Stopp an der Kirche, als Heimstatt für Krebspatienten eines hannoverschen Krankenhauses während der fälligen Nachsorge oder als Vermietungsobjekt. Einmütig sprach sich der Kirchenvorstand dafür aus, einen Verkauf abzulehnen.
Doch die Immobilie wird immer mehr zum Sorgenfall. Seit dem Auszug des letzten eigenen Seelsorgers vor zwei Jahren steht das Gebäude leer. Deshalb zahlt die Landeskirche auch keine Betriebskosten. Das muss die hiesige Gemeinde selbst aufbringen: "Nicht mehr lange", warnte der inzwischen auch für das Hülseder Kirchspiel zuständige Lauenauer Pastor Dieter Meimbresse: "Diese Dimension lässt sich für uns auf Dauer nicht realisieren."
Heftige Kritik richtete einer der Zuhörer an die Adresse der hannoverschen Landeskirche. "Wir lassen uns alles gefallen", schimpfte Hans-Wilhelm von Bronsart, "der Pastor wird abgezogen, jetzt soll das Haus auch noch weg." Dabei habe die Kirchengemeinde "reiche Pfründe" dank Pachteinnahmen aus zahlreichen Ländereien und auch "ein paar gute Kirchensteuerzahler": "Das ist doch keine Gerechtigkeit mehr." "Wir haben von uns aus keine Möglichkeiten, etwas an den Rahmenbedingungen zu verändern", warnte Meimbresse. Kirchenvorsteher Herbert Meier griff noch einmal die Gefahr eines möglichen Gebäudeverkaufs auf: "Nur zehn Prozent des Erlöses fließen an uns zurück. Den Rest streicht die Landeskirche ein." Dann könnte man das Gebäude eher verfallen lassen.
Auch die Gemeindeglieder hatten Vorschläge Sie reichten vom Antrag auf EU-Mittel, weil das Kirchenensemble ein Tourismusobjekt esi, bis hin zur "Vermietung auf billigster Basis". Es finde sich bestimmt ein "Liebhaber, der sich für das Objekt einsetzt". Stummeyer selbst schlug einen "Freundeskreis St. Ägidien" vor.
Einig waren sich alle Anwesenden, durch einen Bausachverständigen fällige Sanierungskosten ermitteln zu lassen. Damit sind offenbar nicht nur Malerarbeiten gemeint. Die Rede war von einem undichten Gemeindehausdach, von maroden Fenstern, einer fälligen Wärmedämmung und dem Verdacht, dass sich der Schwamm durch das alte Gebälk gefressen haben könnte.
"Egal aber was wir tun, der Kirchenvorstand kann das allein nicht leisten", bemerkte Mitglied Friedhelm Lombeck. Das sah auch Meimbresse so: "Wir brauchen Kompetenz und einen ‚Motor‘, der sich für den Erhalt des Gebäudes einsetzt."
Wiederholt blickten Vertreter des Kirchenvorstands auf die politische Gemeinde: "Aber die wollten ja nicht", erinnerte Friedhelm Lombeck an einen bereits abgelehnten Antrag auf Übernahme und mögliche Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus. "Wir konnten nicht", erwiderte postwendend die stellvertretende Hülseder Bürgermeisterin Marion Passuth. Der frühere Bürgermeister von Messenkamp, Gerd Lohmann, sah indes Hülsede wie auch seine eigene Gemeinde in der Pflicht: "Das Gebäude muss es auch den Kommunen wert sein", meinte er. Wenn sie sich aber "heraushalten, dann ist das gestorben". Der Hülseder Ratsherr Harald Schmidt verwies erneut auf eine fällige Bestandsaufnahme: "Bevor wir als Gemeinde da einsteigen, will ich wissen, was das kostet". Da nickte auch Stummeyer: "Wir brauchen diese Schlagzahl."
Deshalb will die Kirchengemeinde jetzt einen örtlichen Bauexperten um Hilfe bitten. Zudem soll die Möglichkeit von EU-Mitteln erfragt werden. Danach will der Kirchenvorstand zu einer weiteren Gemeindeversammlung einladen. Foto: al