RINTELN (ste). "Die Abendvorträge finde ich immer wieder sehr spanennd und lehrreich. Sie waren bisher immer so gehalten, dass auch ich als Laie weitgehend, manchmal ein wenig verstanden habe", gestand Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz anlässlich der Verleihung des Reinhold-Tüxen-Preises an Professor Dr. Drs. h. c. E. Weber im historischen Ratskellersaal, bevor Prof. Dr. Henning Haeupler aus Bochum die Laudatio für den verdienten Vegetationswissenschaftler sprach, der sich insbesondere durch die Taxonomie und Biodiversität der Farn- und Blütenpflanzen und hier besonders der Gattung Rubus (Brombeere) durch zahlreiche Publikationen hervorgetan hat.
Die diesjährige Prämierung mit dem Reinhold-Tüxen-Preis war die zehnte Preisverleihung und fand im Jahr des 110. Geburtstages von Reinhold Tüxen statt.
Ihm ist es zu verdanken, dass die historische Universitätsstadt Rinteln auf Grund seiner des jährlich durchgeführten internationalen Symposien zum Thema "Vegetationskunde" weltweit als wissenschaftlicher Tagungsort bekannt wurde. Prof. Reinhold Tüxen wurde daher bislang als einzigem Bürger der Stadt die Ehrenbürgerschaft verliehen. Zum Gedenken an ihn verleiht die Stadt Rinteln den mit 5.000 Euro dotierten Reinhold-Tüxen-Preis, um Persönlichkeiten auszuzeichnen, die "Hervorragendes in Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Vegetationskunde" im In- und Ausland geleistet haben.
Der Preis gilt als einziger Wissenschaftspreis, der ausschließlich an Persönlichkeiten aus den ökologisch-vegetationskundlichen Disziplinen verliehen wird und deshalb auch international große Beachtung findet. Der Preis wird seit 1987 alle zwei Jahre und seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre verliehen.
Preisträger aus Polen, den Niederlanden, Japan, Hawai, der Schweiz und natürlich Deutschland wurden bereits ausgezeichnet. Zeitgleich mit der Preisverleihung findet immer auch ein Symposium von Vegetationswissenschaftlern aus der ganzen Welt in Rinteln statt, das in diesem Jahr durch Herrn Prof. Dr. Richard Pott geleitet und organisiert wurde. Wie in den vergangenen Jahren nahmen auch diesmal wieder hochkarätige Wissenschaftler aus dem In- und Ausland als Referenten am Symposium teil.
Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz ging in seiner Einführungsrede auch auf die Frage der politischen Verantwortung für die immer weiter fortschreitende Gefährdung der natürlichen Lebensräume in der Landschaft ein: "Es ist uns allen hinlänglich bekannt, dass wir sehr sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen müssen, wollen wir unsere Umwelt intakt und funktionstüchtig für unsere Nachfahren erhalten. Auch die Politik in Rinteln muss immer wieder einen Konsens finden, zwischen den Belangen der Wirtschaft und dem Umweltschutz, wenn es zum Beispiel um die Erweiterung von Kiesabbauflächen oder die Errichtung von Windkraftanlagen im Wesertal geht!"
Der Allgemeinheit, so Buchholz, sei es oft aber gar nicht bewusst, welche Rolle die Vegetationskunde beim Umweltschutz spielt und dass die biotische Vielfalt eine unverzichtbare Grundlage unseres Lebens sei.
Prof. Dr. Henning Haeupler hob dann in seiner Laudatio das Lebenswerk des Preisträgers hervor. Etwa 500 Brombeerarten habe Prof. Dr. Drs. h. c. Weber katalogisiert und viele davon erkenne er schon aus dem fahrenden Auto heraus. In 47 Jahren habe er mehr als 7.500 Seiten wissenschaftlich wertvoller Schriften herausgegeben und habe sich bereits in jungen Jahren, als Gleichaltrige eher mit dem Motorrad durch das Wirtschaftswunder Deutschland jagten, dem Naturschutz gewidmet. Eine ganz besondere persönliche Leidenschaft liege außerdem im Sammeln von Gehölzarten, von denen er bereits 484 in seinem Garten ansiedeln konnte. "Nur das was man kennt, kann man auch schützen" sei stets sein Motto gewesen und in dieser Kenntlichmachung von verschiedenen Rubus-Arten liegt eines der großen Verdienste des Geehrten.
Prof. Weber, der über ein Studium der Musik zur Biologie wechselte, war lange Zeit als Professor an der Universität in Osnabrück tätig und engagiert sich noch heute in vielen wissenschaftlichen Beiräten. Er wurde von Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz als zehnter Preisträger mit dem Reinhold-Tüxen-Preis ausgezeichnet, einem Preis, mit dessen Vater der diesjährig Ausgezeichnete gut bekannt war und mit dem er rege Korrespondenz unterhielt. Foto: ste