1. Ist DSL per Funk eine Lösung für die Dörfer?

    Apelern will Bürgschaft leisten / Nur wenige Interessenten / Immobilienkauf vom Internet abhängig

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    APELERN (al). Die Gemeinde Apelern gibt ihr Bemühen um eine bessere Internetversorgung ihrer Bevölkerung nicht auf. Soeben stellte Bürgermeister Heinrich Oppenhausen eine neue Lösungsmöglichkeit vor, um zumindest Interessierten in Groß Hegesdorf und Kleinhegesdorf zu helfen. Die Gemeinde wäre sogar bereit, eine Bürgschaft in Höhe von bis zu 4000 Euro zu zahlen.

    Am Rand der Sitzung des Bau-, Umwelt- und Wegeausschusses erinnerte Oppenhausen an die bisher vergeblichen Versuche, die Deutsche Telekom für ein Engagement zu gewinnen. Das schnelle DSL lässt sich im Nenndorfer Ortsnetz bislang neben den beiden genannten Orten auch in Soldorf nicht realisieren; im Lauenauer Ortsnetz sind vorwiegend Reinsdorf und Lyhren betroffen. "Die Telekom hat uns Wahnsinnssummen vorgerechnet", so Oppenhausen weiter. Für diese komme das Verlegen von mehreren Kilometern Glasfaserkabel wohl auch deshalb nicht in Frage, weil andere Netzanbieter das neue Netz nutzen dürften, die Tarife aber unterbieten. Inzwischen sieht Oppenhausen einen Hoffnungsschimmer durch einen privaten Anbieter, der DSL auf dem Funkwege liefern würde. Der Mast stünde auf dem Deister. Empfangsstationen müssten entsprechend in den Orten installiert werden. Doch eine Umfrage in den Apelerner Haushalten endete aus Oppenhausens Sicht "niederschmetternd".

    Zwar räumte er ein, dass das Formular unglücklich formuliert gewesen sei ("Ich interessiere mich verbindlich…"); dennoch sei bei mehr als tausend Telefonanschlüssen in der Gemeinde eine größere Resonanz zu erwarten gewesen. Der Rücklauf habe lediglich drei Interessierte aus Apelern, 16 aus Groß Hegesdorf, acht aus Kleinhegesdorf und 14 aus Reinsdorf ergeben. Aus Soldorf und Lyhren sei überhaupt keine Reaktion gekommen. Oppenhausen gab sich selbst eine Antwort für die geringe Zahl: "Die Leute trauen dem Frieden wohl nicht und versprechen sich keine wesentliche Verbesserung." In Lyhren sei indes das Gerücht gestreut worden, die Funklösung sei nicht abhörsicher. Ausschussvorsitzender Willi Ballwanz (SPD) rügte: "Das ist ja auch zu teuer, wenn man neben den Telefongebühren noch 25 Euro im Monat für das Internet zahlen soll."

    Der Bürgermeister ließ sich nicht beirren. 40 Vertragspartner müssten sich für die Mindestdauer von zwei Jahren finden. Die Gemeinde leiste eine Bürgschaft von 4000 Euro, die sich jedoch für jeden geschlossenen Vertrag um hundert Euro reduziere. "Unser Risiko wird geringer, je mehr Interessenten da sind."

    Dass aber Apelern zu einer solchen Leistung gewillt sei, stünde außer Frage: "Das sind wir unseren Bürgern schuldig." Dem stimmte auch Börries von Hammerstein (CDU) zu. Kritisch äußerte sich Ratsherr Andreas Kölle (SPD), der selbst beruflich bei der Deutschen Telekom tätig ist. Für die vorgeschlagene Lösung sei "eine uneingeschränkte Sichtverbindung zum Sendemast erforderlich". Er warne vor Richtfunk, da diese sehr wetterabhängig sei. Starker Regen oder große Hitze beeinträchtige die Leistung. Im Übrigen werde die Telekom, die seit der Regulierung des Marktes keine Grundversorgungspflicht mehr habe, bis 2015 ihr gesamtes Netz digitalisiert haben. Dann löse sich das Problem von allein. "Wenn wir aber für diese sechs Jahre für maximal 4000 Euro eine Zwischenlösung finden, dann wäre das schon eine Hilfe", griff von Hammerstein die Funkidee wieder auf.

    Bis auf eine Enthaltung entschied sich der Ausschuss dafür, das Funkangebot zu prüfen und zu einem Informationsabend einzuladen, bei dem alle Fragen an das Unternehmen gerichtet werden könnten. Auch soll ein neuerliches Angebot der Deutschen Telekom abgewartet werden, das angeblich für Reinsdorf von Nutzen sei. Das ehemalige Bundesunternehmen sieht nach Oppenhausens Worten übrigens auch Soldorf als "versorgt" an: "Doch die Leistung ist dort unbefriedigend."

    Die breite Mehrheit des Ausschusses war gewillt, der Bürgschaft zuzustimmen.

    "Wenn sich nur 20 Vertragspartner in Groß- und Kleinhegesdorf finden, reduziert sich unser Betrag auf 2000 Euro", rechnete Oppenhausen vor, "ein Gulli ist teurer". Der Bürgermeister sieht in der unzureichenden Internetversorgung nicht zuletzt ein infrastrukturelles Problem, das die Vermarktung von Baugebieten erschweren könne: Er wisse von einer Familie, die ihre Kaufentscheidung für eine Immobilie bereits von der ausreichenden Internetversorgung abhängig gemacht habe.

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