ALTENHAGEN II (al). Eigentlich ist "Häuschen" untertrieben. Am neuen Dorfplatz von Altenhagen II, auf dem künftig auch die Schul- und Linienbusse wenden können, entsteht ein neuer Wetterschutz. Lange war im Rat der Gemeinde Messenkamp über das künftige Wartehäuschen, das den hässlichen Betonkasten in der Ortsmitte ersetzen sollte, diskutiert worden. Manchen erschien das Projekt zu groß, anderen zu teuer. Schließlich verabschiedete der Rat mit großer Mehrheit den Bau aus ungewöhnlichem Material: Historische Sandsteine sind es, die bei den Tiefbauarbeiten auf dem Gelände gefunden worden sind.
Schon schwebt ein neuer Stein ein: Für Dieter (li.) und Felix Beer ist das neue Altenhäger Buswartehäuschen aus altem Baumaterial überwiegend Handarbeit.
Bis vor wenigen Jahren stand hier noch ein landwirtschaftliches Gehöft mit zum Teil über hundert Jahre alten Gebäuden. Bereits beim Abriss waren etliche der quaderartigen Fundamente abtransportier worden. Doch im Erdreich lagen noch mehr, wie sich bei der Auskofferung des Geländes ergab. Die heute wertvollen Steine wurden gesichert. Anwohner entwickelten die Idee, sie für das Wartehäuschen zu nutzen – und stießen damit bei Bürgermeister Frank Witte auf Begeisterung. Dieser hatte selbst schon die ersten gefundenen Steine verarbeitet – als Stufen für die restaurierte alte Waschtreppe, die nur einen Steinwurf entfernt zum Ufer des Altenhäger Bachs führt.
Jetzt hat ein Bauunternehmen aus Hemmingen mit dem Bau des Häuschens begonnen. Es ist Handarbeit, die nur mit maschineller Unterstützung erfolgen kann. Denn die zu verwendenden Steine für die beiden Außenmauern sind bis zu einer Tonne schwer. Um das Gebäude nicht zu wuchtig werden zu lassen, werden auch nur zwei Wände gesetzt. Eine künstlerisch gestaltete Säule soll an der offenen vierten Hausecke die Dachkonstruktion stützen. Abgerundete Steine, mit denen früher Gebäudeeinfahrten vor Havarien durch Räder beziehungsweise Wagen geschützt wurden, begrenzen das Gemäuer. Zu guter Letzt soll das Dach mit alten Hohlpfannen eingedeckt werden. Einen weiteren Akzent wollen Glaselemente setzen, die Studenten einer Fachhochschule nach Maß einarbeiten. Dies hat Andreas Schulz vermittelt, der als Nachbar einer der Impulsgeber für die neue dörfliche Attraktion war.
"Sandsteine verbauen wir öfter, aber für einen solchen Zweck ist uns das auch neu", kommentiert Felix Beer vom gleichnamigen Unternehmen aus Hemmingen seine Arbeit. Am Lastwagen ist ein Kran montiert, mit denen der Chef selbst sowie Senior Dieter Beer das gewichtige Baumaterial bewegen. Gerade wird vorsichtig ein weiterer langer Quader in eine Mauerlücke gesetzt: "Der wiegt so an die 300 Kilogramm", schätzt Dieter Beer.
Rund 17.500 Euro kostet das ungewöhnlichste Buswartehäuschen im Schaumburger Land und wohl auch weit darüber hinaus. Der Rat steht mit großer Mehrheit dahinter. Und auch der Landkreis Schaumburg will einen Zuschuss bewilligen, wie er dies generell für Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs vorgesehen hat. Bis zur am Pfingstsamstag, 30. Mai, geplanten offiziellen Einweihung des Dorfplatzes soll das Häuschen komplett fertig sein. Foto: al