SAMTGEMEINDE RODENBERG (al). Die Gesichter der Helfer strahlten mit der Sonne um die Wette. Besser hätten die Gegebenheiten für den zweiten "Deistertag" nicht mehr sein können. Rund um und auf dem Bergzug war bei über 60 Veranstaltungen eine ganze Menge los. Ein Schwerpunkt lag auf der nordwestlichen Seite, weil nur für diesen Tag eine Buslinie eingesetzt wurde, die den S-Bahnhof Egestorf mit dem Bereich der Samtgemeinde Rodenberg verband. Das nutzten etliche Besucher, um sich gezielt in Lauenau, Feggendorf und Rodenberg zu informieren und dem Reiz des frühjahrsgrünen Deisters zu erliegen.
Maria und Peter Hülsenbeck hatten sich ihren Tageablauf genau überlegt. Sie benutzten S-Bahn und Bus und stiegen in Feggendorf aus. Von dort kletterten sie bergan zum Stollen und picknickten nun mitten in einer kleinen Holzausstellung und neben den lärmenden Maschinen von Claus Gräbig, die auch die dicksten Buchenstämme verarbeiteten, als wären es Streichhölzer. "Weiter nach Bad Nenndorf" wollten die beiden rüstigen Senioren aus Hannover und dann wieder mit der S-Bahn nach Hause. Auch Susanne Anderson und die neunjährige Janine nutzten den mehrfach an diesem Tag vollbesetzten Shuttle über den Deisterkamm: "Von dieser Seite kennen wir die Gegend noch nicht." Doch zunächst wollten sie mit Revierförster Ralph Weidner einen der 15 Speierlinge pflanzen, die der Waldexperte besorgt hatte. Aufmerksam hörte Janine zu, was der Experte über die seltene Art, die zur Familie der Eberesche gehört, zu erzählen hatte. Bis zu 20 Meter werde der Baum hoch. Das Holz sei wertvoll: Der Stamm einer verwandten "Elsbeere" habe vor Jahren einen Erlös von 4000 Euro erbracht. Während es Janines erste Pflanzaktion war, fühlten sich Lucas (8) und Sören (6) Brunsfeld schon wie alte Hasen. Schließlich sind sie im Waldkindergarten groß geworden und kannten sich gut aus. Vater Harald assistierte – und schon war der nächste Speierling in der Erde. Das Trio hatte noch mehr vor: erst zur Fotoausstellung von Elke Leiser nach Blumenhagen und dann zu den Oldtimertreckern am Rodenberger Waldrand.
Dort herrschte vor allem am Nachmittag tüchtig Betrieb. Das lag ein wenig an dem breiten gastronomischen Angebot, wohl mehr aber an dem Spieleparcours für Kinder. Manche kleinen Besucher interessierten sich aber lieber für den Bienenstock, den Imkermeisterin Anna Giehl einfach nur aufklappen musste, um das quirlige Leben in den Waben zu zeigen.
Bernd Zimmermann vom Rodenberger Heimatbund stellte die "Schaumburger Spurensuche" vor; Technikfans konnten sich nicht sattsehen an den rundlichen Formen der Oldtimertrecker. 15 betagte Modelle aus dem Gebiet zwischen Auetal und Bad Nenndorf hatten sich zwischen den Bäumen aufgereiht.
Naturliebhaber spitzten indes auch nach zwei Stunden noch die Ohren. So lange brauchte der Rodenberger Heinrich Schaake, um nur im "Schnelldurchgang" Wissenswertes über den Deister zu erzählen: Eigentlich dauern seine Vorträge dreieinhalb Stunden. Unterdessen kommt am Feggendorfer "Stolln" wieder eine Besuchergruppe ans Tageslicht. Bereits zur Mittagszeit hatte Arbeitsgruppenleiter Florian Garbe das Zählen aufgegeben. Viele Neugierige wollten endlich einmal den Deister von innen betrachten. Andere legten Schutzkleidung und Gummistiefel an und krochen sogar 25 Meter weit ins Kohleflöz, um dort den ehrenamtlichen Helfern beim Stollenvortrieb zuzuschauen: Spätestens beim nächsten "Deistertag" soll dann schon ein Rundweg angelegt sein, der einen neuen Ausgang aus dem Berg erhält. Foto: al