HAMBURG (ro). Hannover 96 scheint die diesjährige Rolle als willkommener Punktelieferant in der Fremde zu akzeptieren. Es dauerte nur 62 Sekunden bis der Hamburger SV über den Führungstreffer jubelte. Diese mangelnde Wachheit erzeugte nur Kopfschütteln: Einige sehen das Sechs-Punktepolster zur Abstiegszone wahrlich als Ruhepolster.
Begleitservice von Gaetan Krebs beim Flankengeber Jerome Boateng und das mangelhafte Stellungsspiel von Sergio Pinto trotz der lange Ballflugphase lassen kaum andere Schlüsse zu. Eine Mannschaft, die bereit wäre den Abstiegskampf anzunehmen, stünde einfach dichter am Mann, wäre nach dem ertönten Anpfiff hellwach.
So bedankte sich Mladen Petric mit einem Volleyschuss zum 1:0. "Das ist das, was man sich wünscht", freute sich HSV-Trainer Martin Jol.
Er sah letztlich einen verdienten 2:1-Arbeitssieg seiner Mannen, die die Partie kräfteschonend verwalteten.
96-Boss Martin Kind, Coach Dieter Hecking und Stürmer Mike Hanke waren sich in ihren Aussagen einig: "Da wäre mehr drin gewesen”.
Wohl kaum, denn dazu wäre einfach mehr Zug zum gegnerischen Tor nötig. Bei den Roten reichte es nur zu gefälligen Kombinationen im Mittelfeld. Echte Torchancen waren erneut Mangelware. Eine ganz dicke hatte Krebs. Nach sauberen Zuspiel von Arnold Bruggink kam der Franzose ungestört im Strafraum zum Schuss, zog den Ball aber über das Tor. Bruggink hatte zuvor mit einem Flachschuss knapp das Tor verfehlt.
Das die Roten nicht schon mit 0:2 in die Kabine trotteten, verdankte das Team einmal mehr Keeper Robert Enke.
In der 12. Minute wehrte er einen Trochowski-Ball aus kurzer Distanz reflexartig ab. Zu diesem Zeitpunkt kochte der Nationalkeeper bereits vor Wut über seine Vorderleute. Hecking brachte die Leistung der Abwehrspieler später auf den richtigen Nenner: "Naives Defensivverhalten".
Dies zeigte sich auch beim 2:0 (52. Minute) für die Hamburger nach der Pause.
Paolo Guerro trickste mit einer einfachen Körpertäuschung Innenverteidiger Mari Eggimann aus. Den Schuss konnte Enke nach abwehren, doch Petric staubte freistehend ab. Den dritten Hamburger Treffer (80.) durch Jonathan Pitroipa erkannte Schiedsrichter Markus Schmidt wegen Abseits nicht an. Eine Fehlentscheidung, wie später die Fernsehbilder bewiesen. Von den Roten gab es nur noch wenig beachtenswerte Szenen. Der
Handelfmeter durch Mikaell Forsell zum 1:2 war nur Ergebniskosmetik.
Die müde wirkenden Hamburger schreckte kaum etwas auf: Ein Hanke-Kopfball und ein Stajner-Schuss - mehr gab es nicht zu bilanzieren. Somit bleibt es bei der alten Leier: Ein Heimsieg ist jetzt wieder Pflicht gegen den 1. FC Köln.
Nicht immer können die Roten auf ebenfalls patzende Konkurrenz hoffen. 96-Chef Kind formulierte knapp: "Wir müssen uns auf unsere Stärken und Schwächen konzentrieren und am nächsten Samstag gibt es wieder eine neue Herausforderung”.