WIEDENSAHL (ro). Erneut maßgeblich von Wilhelm Buschs Urgroßnichte Marie Luise Niemeier vorbereit, bietet das Wiedensahler Busch Geburtshaus in Zusammenarbeit mit Ruhe-Reisen in Stadthagen am Samstag, 25. April, eine Tages-Busfahrt (ca. 8 bis 20 Uhr) auf den Spuren des Malers und Zeichners, Dichters und Denkers nach Wolfenbüttel an. Häufig weilte Wilhelm Busch zur "Erholung" in Wolfenbüttel, besuchte dort nicht selten auch für längere Zeit seinen Bruder Gustav (1836-1888) und lernte Anna Richter kennen, eine in seinem Leben wichtige Frau. Bemerkenswerte Ölgemälde und Zeichnungen entstanden in der Stadt an der Oker, die heute rund 550000 Einwohner zählt.
Der junge Wilhelm Busch.
Wilhelm Busch war im Oktober 1862 erstmals nach Wolfenbüttel gekommen, um dort Gustav zu besuchen, der hier seit einiger Zweit als Verwalter des Rittergutes Linden tätig war. Nicht dabei war der später weltberühmte Bruder, als Gustav am 12. Mai 1863 Alwine Knust heiratete, die Tochter eines Fuhrhalters und Gastwirts, dem das "Alte Forsthaus" an der Straße nach Braunschweig gehörte.
Im Herbst dieses Jahres machte Wilhelm bei dem jungen Paar seinen Antrittsbesuch und lernte, selbst 31 Jahre alt, in dessen Haushalt die 17-jährige Anna Richter aus Schöningen kennen, die hier das Kochen lernen sollte. Dass man sich schon bald durchaus näher kam, lässt ein Brief erahnen, den Wilhelm Busch am 11. August 1864 an seinen Freund und späteren Verleger Otto Bassermann schrieb: "In Wolfenbüttel blieb ich über 14 Tage bei durchweg sonnigem Wetter.......Ein hübsches Kind, das ich da wiederfand, bot mir aufs neue manch heimlich gute Stunde".
Doch weiterem Werben des Gastes aus Wiedensahl, der in dieser Zeit für zwei Jahre nur sehr selten in München auftauchte, machte wohl Anna Richters Vater ein Ende. Der hielt die wirtschaftlichen Verhältnisse des Künstlers in dieser Zeit, als "Max und Moritz" quasi in der Mache waren, für zu unsicher, um ihm seine Tochter anzuvertrauen. In dem Gedicht "Sie war ein Blümlein" soll der Dichter, der sein Leben lang unverheiratet blieb, diese Liaison verarbeitet haben. In der Folge kommt Wilhelm Busch dennoch immer wieder in die Residenzstadt. Gemeinsam mit Bruder Hermann (1845 – 1917) verbringt das Busch-Trio mehr als einen Jahrswechsel in Wolfenbüttel, wo der Hausherr inzwischen mit einem Kompagnon auf dem Grundstück des "Alten Forsthauses" eine Konservenfabrik gegründet hatte und betrieb. Die Aufenthalte des inzwischen berühmten Bruders dehnen sich inzwischen auf bis zu sechs Wochen aus. "In seinem Keller liegt guter Rheinwein und guter Champagner" lässt Wilhelm Busch die niederländische Schriftstellerin Maria Anderson wissen. Und einige Tage später, am 1. Mai 1875, schreibt er seinem Jugendfreund Erich Bachmann nach Ebergötzen: "Ich habe mir so eine Art Gartenhaus gebaut, mit Nordlicht, so dass ich drin malen kann. An Modellen fehlt es mit nicht, weil auf meines Bruders Hofe allerlei Leute zu tun haben, die ich nur rein zu rufen brauche." Mit der jungen, lebenslustigen aus Berlin stammenden Grete Fehlow , eine Nichte seiner Schwägerin Alwine, lernt Wilhelm Busch in Wolfenbüttel eine weitere prägende Frauenbegegnung. Über mehrere Jahre geht ein reger Briefwechsel. Sogar ein Besuch bei der Familie in Berlin stattete der "berühmte Onkel" ab. Der Einladung zur Hochzeit Grete Fehlows im November 1883 mit dem Wolfenbütteler "Schimmel".-Wirt folgt Wilhelm Busch allerdings nicht. Doch legendär geworden sind die Gedichtzeilen in einem Kochbuch, seinem Hochzeitsgeschenk: " Es wird behauptet und mit Grund, / ein nützlich Werkzeug sei der Mund!" beginnt es und endet mit dem Wunsch "Lieb’s Gretchen! Halt Dich wohlgemut, / Regiere mild und – koche gut1"
1887 feiern die drei Busch-Brüder letztmals gemeinsam Silvester in Wolfenbüttel. Am 8. Mai 1888 stirbt Gustav. Wilhelm eilt sofort ins Trauerhaus. Es folgen weitere, aber doch seltener werdende Besuche der Brüder Wilhelm und Hermann bei Schwägerin Alwine. Nach seinem Umzug von Wiedensahl nach Mechtshausen im Herbst 1898 macht Wilhelm Busch nur noch einmal Station in der Stadt seines Bruders und seiner Frauenbegegnungen.
Für die Besucher gibt es also vielfältigen Anlass, den Spuren des Wiedensahlers zu folgen ins "Alte Forsthaus", ins Wolfenbütteler Schloss und die Herzog August Bibliothek sowie zum Mittagessen in den Ratskeller. Weitere Informationen jeweils ab 20 Uhr bei Marie-Luise Niemeier (Tel. 05721/3103). Anmeldungen ausschließlich bei Ruhe-Reisen in Stadthagen (Tel. 05721/75034). Foto: privat