STADTHAGEN (ih). Stadthagen hatte am vergangenen Donnerstag die hohe Schule der Satire und des Humors zu Gast. F.W. Bernstein erhielt den Wilhelm-Busch-Preis, Christian Maintz und Christian Mahnke teilten sich den Wilhelm-Busch-Förderpreis.
Der großen Namen nicht genug, standen Größen wie Harry Rowohlt und Bernd Gieseking auf der Bühne des Ratskellers. Musikalisch umrahmt durch eine Klasse für sich, das Neue Frankfurter Schulorchester.
Zum dritten Mal vergab die Jury den "renovierten" Wilhelm-Busch-Preis. Wo früher der Laie mit seiner humoristisch-satirischen Versdichtung im Mittelpunkt stand, will der Preis nun die bedenken, die in einem oder mehreren Genres im Sinne Buschs arbeiten. 10000 Euro bringen die Stifter, Schaumburger Landschaft, Sparkassen Stiftung Schaumburg und Schaumburger Nachrichten, dafür auf. Die Förderung unbekannter Talente schlägt sich weiterhin im Wilhelm-Busch-Förderpreis nieder. In diesem Jahr teilen sich der Hamburger Christian Maintz und Christian Mahnke die mit 1500 Euro dotierte Auszeichnung.
Die ursprüngliche Zielgruppe des Wilhelm-Busch-Förderpreises wurde durch Christian Mahnke aus Berlin vertreten. Er hatte seine Lyrik zum ersten Mal bei einem Wettbewerb eingereicht. Der Student der Sozial- und Theaterpädagogik punktete mit seinem "Schönheitswahn im Ozean" bei der Jury. Die flache Flunder will, ganz wie die Meerjungfrau, mit ihrem Aussehen beeindrucken. Sie begibt sich zum Buckelwal, seineszeichens Schönheitschirurg. Nach der Narkose durch den Hammerhai setzt der Mediziner in Ermangelung echter Implantate zwei Quallen ein. Zwar drückt die neue Pracht auf die Kiemen, doch der Weg von der flachen Flunder zum umschwärmten Busenwunder kann der Weg halt hart und steinig sein. Ein Seebeben macht der rosigen Zukunft einen Strich durch die Richtung, die Quallen verrutschen, es hagelt Hohn und die Fischwelt spottet. Die Flunder zieht sich zurück, lebt von dahin abgeschottet.
Christian Maintz, Germanist aus Hamburg, ist dem Stadthäger Busch-Preis-Publikum bereits bekannt. Zum dritten Mal wurde er ausgezeichnet. Die "ICE-Romanze" überzeugte die Jury durch beeindruckende Sprachschärfe, sei heiter, skurril und verstörend zugleich. Die Figuren in Maintz‘ Gedichten blieben zwar verletzt aber nicht zerstört zurück. Sie seien komisch, aber nicht lächerlich. "Denn sie sind viel zu echt", sagte Frank Suchland in der Begründung der Jury.
F.W. Bernstein macht sich seit Jahrzehnten im Land der Ernsthaften einen Namen mit Humor und Satire. Gemeinsam mit Robert Gernhardt begründete Bernstein die Neue Frankfurter Schule. Eine Künstlergruppe, die mit der Zeit Generationen prägte. In der Laudatio ließen Maintz und Rowohlt das Publikum in Bernsteins Weg und Schaffen blicken. Großartig rezitierte der Übersetzer und Gelegenheitsschauspieler Rowohlt Bernsteins Texte. Ein Genuss. Denn obwohl Rowohlt mit unzähligen grauen Haaren, schwarzem Shirt und Jacket, Jeans und Cowboy-Stiefeln daher kam, lag ihm das Publikum zu Füßen. Einzig mit seiner Stimme und Ausstrahlung zog er die Gäste in den Bann der Bernsteinschen Texte. Ein Meister der Verdichtung sei Bernstein, so Maintz. Ganz so wie einst Wilhelm Busch, der es bestens verstand, die Menschen zu beobachten und ihre Eigenarten kurz und knapp in Worte und Bilder zu verpacken. Siehe die "Plaudertasche": Du liebes Plappermäulchen/ Bedenk dich erst ein Weilchen/ Und sprich nicht so geschwind./ Du bist wie unsre Mühle/ Mit ihrem Flügelspiele/ Im frischen Sausewind. Solang der Müller tätig/ Und schüttet auf, was nötig,/ Geht alles richtig zu;/ Doch ist kein Korn darinnen,/ Dann kommt das Werk von Sinnen/ Und klappert so wie du. Tusch. Foto: ih
Applaus: Während der zweistündigen Veranstaltung zeigen sich die Zuschauer begeistert.
Verbeugung: Harry Rowohlt hält mit Christian Maintz die Laudatio.Verschmitzt: F.W. Bernstein nimmt das Geschenk der Jury entgegen. Blick in die Urkunden: Christian Mahnke (li.) und Christian Maintz sind die Förderpreisträger.