RINTELN (km). Vor mittlerweile 17 Jahren wurde zum letzten Mal das Passions-Oratorium des "Bückeburger Bach", Johann Christoph Friedrich, des zweitjüngsten Sohns Johann Sebastians, in Bückeburg und Rinteln aufgeführt. Da die damals von der Firma Neschen gesponserten 300 CDs bis auf einen kleinen Rest verkauft worden sind, kam Werner Herrmann die Idee, für den Stand der reformierten Jakobi-Gemeinde auf dem diesjährigen Kirchentag in Bremen eine musikalisch erweiterte Neuauflage durchzuführen.
Werner Herrmann hat beim Konzert in der Jakobi-Kirche die musikalische Leitung.
Darin umspannt der musikalische Bogen nun die Zeit von Weihnachten mit der Nicolai-Messe von Joseph Haydn über Claudio Monteverdis Sopran-Monodie "Klage der Maria" vor dem "Tod Jesu", danach das Adagio aus dem posthumen, auf Orchester übertragenen C-Dur-Streichquintett von Franz Schubert bis abschließend zur Orgel-Kantate "Auferstanden" von Max Reger. Alle in Rinteln aufgeführten Werke sind bis auf die "Nicolai-Messe" Unikate und von keiner anderen CD zu hören.
Der Musik-Wissenschaftler H.E. Reischenböck aus Salzburg hatte damals über die erste CD geschrieben: "Dank der Deutsch-Bulgarischen-Musikwoche" im Weserbergland 1992 gelangte das Oratorium zu einer ersten tönenden Renaissance, hier bietet sich erstmals die Möglichkeit, auch für den damals nicht zugegen gewesenen Musikinteressenten, wieder einen Mosaikstein mehr aus dem Schaffen des zu Unrecht zu sehr noch immer im Schatten seiner übrigen drei komponierenden Brüder stehenden Baches zu erfahren. - Über Monteverdis "Klage der Maria" schrieb in der Möseler- Neuausgabe vom März 1961 der Herausgeber Gottfried Wolters: "Der innige Einklang von Sprache und Gebärde in dieser Musik kann in keiner Textübertragung gewährt werden."
Aber nach dem Gedenkkonzert der Rintelner Kantorei in Günsbach/Elsaß zum fünften Todestag Albert Schweitzers am vierten September 1970 schrieb die Zeitung "Dernieres Nouvelles d‘Alsace": ..."Nachdem Monteverdi das "Lamento d‘Arianna" als fünfstimmiges Madrigal verfasst hatte, übernahm er die religiösen Worte der "Pianto della Madonna". Den Leiter und Gründer der Kantorei, Werner Herrmann, inspirierte diese "Pianto della Madonna" zu einer sehr guten Übertragung der Gedanken Monteverdis ins Deutsche. Sie übertrifft bei weitem die Konzeption Monteverdis und seiner Zeit, eine dogmatische Konzeption über die Mutter Gottes. Bei Werner Herrmann aber haben wir nur noch den Gesichtspunkt der leidenden Frau als Symbol aller Mütter, die den Tod ihrer Kinder in den Kriegen beweinen." -
Die Noten für die Orgel-Kantate "Auferstanden" von Max Reger entdeckte Werner Herrmann auf einer Kulturreise in Gotha in einem Antiquariat. Er lernte dort auch die Dresdener Organistin Adelheid Böhme kennen und realisierte mit ihr und einem Projektchor in Rinteln die Auführung des Werkes. Der Musikverlag Carus verneinte die Absicht eines Neudrucks des Werkes, so dass die Aufnahme in der Jakobi-Kirche auch die einzige ist. Wie Teile des "Tod Jesu"-Oratoriums und das Schubert-Adagio wurde "Auferstanden" schon vom NDR 3 Kultur gesendet.
Zu den Mitwirkenden des Konzertes von 1992 im Rahmen der "Deutsch-Bulgarischen-Musikwoche" zählten neben den Solisten, die Bückeburger Kantorei unter der Leitung von Kantor Edgar Räuschel, ein Rintelner Kammerchor unter Kantor Werner Herrmann, das Kammerorchester des Musik-Gymnasiums Sofia sowie Bläser der Jugendmusikschulen Hannover und Schaumburg gastiert.
Die Doppel-CD kann bei Werner Herrmann erworben werden. Auch CDs aus den "Herbstlichen Kammer-Kantaten-Konzerten", ebenso von der Rintelner Kantorei gesungene Motetten und Messen und Sinfonien (zwei und fünf) von Mendelssohn-Bartholdy sind noch vorhanden. Foto: km