HANNOVER (ro). Nur noch drei Punkte trennen Hannover 96 vom 16. Platz in der Fußball-Bundesliga. Ein Tabellenplatz unter dem gefährlicher Zündstoff lagert. Der Platzinhaber muss am Saisonende ein Relegationsspiel gegen den Zweitligadritten bestreiten. Wie zuletzt in der Saison 1991 wird über den Bundesligaplatz in einem Hin- und Rückspiel entschieden. Angesichts der eklatanten Auswärtsschwäche beschleicht da schon ein mulmiges Gefühl die Fans. Sonnabend, 15.30 Uhr, herrscht indes erst wieder einmal Hoffnung. Zum Heimspiel erwarten die Roten den Tabellendritten Hertha BSC. Nervenstärke ist sicher wieder erforderlich. Ein Sieg ist bitter nötig, sonst könnte sich die Pufferzone irgendwann erneut schmälern. Doch Mönchengladbach (Heimspiel gegen Wolfsburg) und Bochum (Auswärtsspiel in Hoffenheim) dürften kaum punkten. Im Kellerduell zwischen Cottbus und Bielefeld wird ein Team sicher im brisanten Abstiegskampf punkten können. Für den Blick auf andere Teams ist es acht Spieltage vor Saisonschluss allerdings reichlich verfrüht.
Vielmehr geht es um rasche Aufarbeitung der vielen Probleme. 56 Gegentore werfen ein miserables Licht auf die Defensivabteilung. Nationaltorhüter Robert Enke kaschiert dabei oft sensationell noch Schwächen seiner Vorderleute. Stabilität ist seit Wochen ein Fremdwort. Irgendwann geht die Ordnung verloren - und dann klingelt es im Netz der Roten. Die Verteidigung ist allerdings nur eine der Problemzonen.
Offensiv geht außer bei Standardsituationen rein gar nichts. Einer der wenigen Angreifer mit kreativem Potenzial, der Ungar Szabolcs Huszti, wurde in der Winterpause an Zenit Sankt Petersburg verkauft.
Die Sorgenkinder Mikaell Forsell und Mike Hanke floppen seit Wochen. Es fehlte beiden an der nötigen Durchlagskraft. Allerdings gehören beide auch nicht in die Kategorie Konterstürmer. Beide brauchen allerdings auch Flanken oder geschickte Vorlagen, die sie aber selten bekommen. Somit bleibt bei der taktischen Variante mit einem Stürmer wieder nur die Hofffnung auf effektive Standardsituationen. In Bremen patzte bei ruhenden Bällen allerdings auch der Meister dieser Bälle, Arnold Bruggink.
Wie eine Seuche schleppen sich die Probleme durch den gesamten Kader. Für drei Spieler ist die Saison fast beendet. Chavdar Yankov wird am gebrochenen Fuß operiert. Steven Cheundolo schmerzt immer noch die verkalkte Hüfte. Höchstwahrscheinlich muss auch der Rechtsverteidiger auf den Operationstisch. Frank Fahrenhorst droht ebenfalls eine Operation. Er klagt immer noch über Beschwerden im Bauchmuskelbereich. Mittlerweile gehören diese Hiobsbotschaften bei den Roten aber zur Tagesordnung.
Die Gäste sind ein klein wenig von der Rolle. In Hannover wird Kapitän Arne Friedrich wegen einer Knieoperation (Innenminiskusschaden) fehlen. Dafür wird Andrey Voronin stürmen, trotz angebrochener Nase. Auf den Torjäger müssen die 96-Verteidiger ganz besonders achten. Seine Tore sind der Garant für den Hertha-Höhenflug. Trotz des Rückfalls auf den dritten Platz will die Hertha weiterhin ein ganz gewichtiges Wörtchen um die Meisterschaft mitreden.
Auf der Basis der bisher gezeigten Auswärtsstärke (Platz sechs in der Auswärtstabelle) wollen die Berliner auch in Hannover die Punkte verbuchen. Trainer Lucien Favre sieht sein Team auf einem guten Weg, die letzten Niederlagen erschütterten seinen Optimismus nicht.
Hannover indes weiß um die Gefährlichkeit der Tabellensituation. Und in diesen Momenten zog sich das Team auf heimischen Rasen immer wieder aus der Affäre. Auf dem neu verlegten Grün trainierte das Team am Donnerstag nachmittag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sicher waren dabei Varianten aus Standards eine Übung. Vielleicht liefern diese ja wieder die dringend benötigten Punkte. Foto: bb