LINDHORST (nb). 55 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund sind nicht integriert, jeder dritte bleibt ohne Schulabschluss. Auslöser für die Wählerinitiativen in der Region (Wir) sich auf verschiedenen Ebenen näher mit den Zusammenhängen auseinander zu setzen: Der neu gegründete Ausschuss "Integration" bat zur Diskussionsveranstaltung mit dem Thema "Integration im Bereich der vorschulischen Erziehung" und verschaffte sich einen Überblick über die Lage und Möglichkeiten im Landkreis. Information, Aussichten bewerten und das Formulieren von Grundsätzen und Zielvorstellungen waren Inhalt dieser ersten Veranstaltung. Alltagsnahe Eindrücke lieferten Bettina Hartmann, Leiterin der Leitstelle für Integration auf Kreisebene, und die Leiterin des Kindergartens Herminenstift Renate Neumann, die über Integrationsangebote und aktuelle Projekte berichteten. Frühe Förderung der Sprachkompetenz, schon im Kindergarten, sei ein gutes Mittel, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. In Kindergärten mit hohem Migrationsanteil werden deshalb Sprachförderkräfte eingesetzt, ehrenamtliche Elternlotsen helfen Hemmschwellen und Sprachbarrieren zu überwinden. Die Zusammenarbeit zwischen den Kindertageseinrichtungen, Eltern und schließlich den Kindern selbst seien elementar und würden nur durch ein Miteinander zum Erfolg führen. "Die Eltern sind der Schlüssel für den Bildungserfolg der Kinder", so Hartmann. Wie das praktisch aussehen kann berichtete Neumann. Im Stadthäger Herminenstift-Kindergarten hat sich das Projekt "Mama lernt mehr als Deutsch" bereits fest etabliert. Es liegt kein starres Konzept zu Grunde: Einmal in der Woche treffen sich zur Zeit acht Mütter auf freiwilliger Basis. Sie singen und spielen gemeinsam, lernen in Übungen den Umgang mit Sprache und somit auch die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen. Erfolge zeigten sich im gesamten Verhalten der Eltern. Laut Neumann wären die Mütter mehr am Geschehen im Kindergarten beteiligt und bringen sich auch in freiwillige Projekte ein. Anfangs vom Landkreis finanziert, trägt nun die Kreisstadt selbst die Kosten des Programms, denn die Erfolge sind sichtbar. "Wir verstehen uns dabei als Partner der Eltern", sagte Neumann, "wir ermutigen sie zu sozialen Kontakten. Die persönliche Ansprache ist ganz wichtig. Das ist der Weg in die richtige Richtung." In der anschließenden Diskussionsrunde suchten die Vertreter von "Wir" nach alltagstauglichen Ansätzen um die Situation auch in anderen Kindertageseinrichtungen zu verbessern. Hilfreich erwiesen sich dabei die Erfahrungsberichte der anwesenden Elternlotsen und Mütter. Als wichtig stellte sich dabei vor allem die Ausbildung zusätzlicher Elternlotsen und die Durchführung von Programmen in der Betreuungseinrichtung heraus, da zeitgleich eine Betreuung der Kinder möglich ist. Auch der Vorschlag, Integrationsmaßnahmen auf die Grundschule auszuweiten, fand Anklang. "Viele Mütter mit Migrationshintergrund arbeiten nicht", sagte Diskussionsteilnehmerin Sevgi Cosan, "sie legen Wert auf eine Vormittagsbetreuung". Am Ende des ersten Abends nahmen die Vertreter der Wählerinitiative viele Anregungen mit auf den Weg. "Wir haben diesen Ausschuss gegründet, weil das Thema unsere Gesellschaft immens berührt", so Uwe Toepfer. Foto: nb
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