1. Kunstverein zeigt Vergänglichkeit

    Ausstellung "Durchblicke” als Beitrag zur Gartenregion

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    SACHSENHAGEN. Am 10. Mai, um 12 Uhr, findet die diesjährige Vernissage des Kunstvereins Meerkunstraum e. V. auf der Festung Wilhelmstein statt. Der Steinhuder Kunstverein bespielt nunmehr im fünften Jahr die Glashäuser auf der Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer. Das diesjährige Thema "Durchblicke” findet unter der Schirmherrschaft der Gartenregion statt.

    Mehr als 50 öffentliche und private Projekte sind dafür gefördert worden - für ein bundesweit einmaliges Vorhaben. Dieses Jahr hat der Kunstverein die Gruppe 7 gewinnen können. Diese besteht seit 1991 als Vereinigung hannoverscher Künstler und initiiert vielfältige künstlerische Ausstellungsprojekte im öffentlichen Raum.

    Mit "Die Spur der Zeit” nimmt Rainer Grimm mit seiner Installation "Chronos” bezug auf die griechische Mythologie. Chronos ist der Sohn Uranos, der Verkörperung des Sternenhimmels und Gaia, der Mutter Erde. Als dritte Gottheit nach dem Himmel und der Erde stellt er das Prinzip der Zeit dar. In dem Mythos verschlingt Chronos gleich nach der Geburt seine eigenen Kinder, so wie alles ständig von der Zeit verschlungen wird. Chronos versinnbildlicht den Ablauf der Zeit und auch die Lebenszeit.

    Grimms Chronos bezieht sich auf eine Skulptur des hannoverschen Barockbildhauers Johann Friedrich Blasius Ziesenis (1715 bis 1785). Sie gehörte ursprünglich zu einem Epitaph in der Marktkirche und befindet sich heute im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover. Der Künstler hat für sein Objekt eine Ansicht der Figur in fünf unterschiedlichen Helligkeitsstufen aufgelöst - eine sogenannte Tontrennung. Jede Helligkeitsstufe befindet sich auf einer dicken Folie aus PVC, die mit weißer Acrylfarbe bemalt ist. Die unterschiedlichen Stufen der Helligkeit ergeben sich durch eine leichte Einfärbung der Folien. So erscheinen die Formen, die weiter entfernt liegen und von den vorderen Folien überdeckt sind, dunkler. Die einzelnen Folien sind in einem Abstand von 55 mm auf Plexiglasrahmen angebracht. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Perspektiven, je nach dem Standpunkt des Betrachters. Nur von zwei Betrachtungspunkten aus erscheint die Figur des Chronos eindeutig klar: Von der vorderen und hinteren Ansicht. Bei allen anderen Betrachtungsweisen lösen sich die einzelnen Formen auf und lassen die Gegenständlichkeit teilweise verschwinden. Der Betrachter kann von einem Standpunkt aus die verschiedenen Ansichten auf sich wirken lassen, da die Figur auf einer sich langsam rotierenden Scheibe steht.

    Die unterschiedlichen Betrachtungsmöglichkeiten lassen Assoziationen zur Zeit entstehen: Steht der Betrachter vor oder hinter der Installation, fließt die Zeit vor- bzw. rückwärts, der Gott der Zeit wird klar dargestellt. Schaut man seitwärts, löst die Zeit sich mehr oder weniger auf, weil Chronos unscharf dargestellt wird.

    Zusätzlich zu dem gemalten Objekt des mythischen Gottes, der hier durch die mehr oder weniger starke Auflösung nur virtuell erscheint, hat Grimm ein reales Sensenblatt angebracht, das während der Rotation eine Spur im Sand hinterlässt. Die vergehende Zeit wird so sichtbar gemacht. Auf der gegenüberliegenden Seite wird die Spur wieder entfernt - es ergibt sich so ein Reigen von Entstehen und Vergehen. Der 1939 in Hannover geborene Grimm hat sich nach dem Studium für das Lehramt, mit dem Hauptfach Kunst, weiterhin schwerpunktmäßig mit der Kunst beschäftigt. Grimm sagt von sich, dass er ein leidenschaftlicher Zeichner ist. 1974 entstehen seine ersten "Durchblickobjekte”. 2004 schließt sich der Künstler der Gruppe 7 an und hat seit 2008 zahlreiche Einzel-/Gruppenausstellungen. Foto: privat

    Rainer Grimm ist mit seiner Installation "Chronos" in diesem Jahr in den Glashäusern auf der Festung Wilhelmstein vertreten.

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