RODENBERG (pd). Der Rodenberger Gewerbeverein bewegt sich offenbar weiter in schwierigem Fahrwasser. Die Jahreshauptversammlung brachte zutage, dass von Einigkeit sowohl im bis dahin agierenden Vorstand als auch in den Reihen des Aktivkreises wohl kaum mehr die Rede sein konnte. Die Sachlage im Nachhinein zu klären, ist schwierig. Schon im Vorfeld der Zusammenkunft gab es Querelen zwischen einzelnen Lagern. Während der Vollversammlung kam es zu Vorwürfen, Amtsniederlegungen und Austritten. Am Ende wurde Günter Ebertz zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ihm zur Seite steht ein fast komplett neuer Führungsstab.
Fest steht wohl soviel: Wenige Tage vor der Jahreshauptversammlung eskalierte eine Auseinandersetzung zwischen Günter Ebertz, der seit dem Austritt von Norbert Jahn als geschäftsführender Vorsitzender agierte, und einer Gruppe von Mitgliedern. Aktivkreisleiterin Angeleka Bartsch hatte bereits vor einigen Wochen ihr Amt als Aktivkreisleiterin niedergelegt. Drei Tage vor der Versammlung hatte Ebertz in einer Mail an Marina Brand (Schriftführerin) und Matthias Pfadler (Kassierer) seinen sofortigen Rückzug aus diesem Amt und seinen Austritt aus dem Verein zum Jahresende erklärt. So nahm das Chaos seinen Lauf.
Marina Brand hat sich dann in Absprache mit Pfadler und anderen Aktivkreismitgliedern überlegt, wie der Verein aus der Krise geholt werden könne. Am Ende der Gespräche habe sie dazu überreden lassen, sich selbst der Wahl zur 1.Vorsitzenden zu stellen. "Ich habe mich bestimmt nicht um das Amt gerissen, doch ich wollte auch nicht, dass der Führungslos dasteht", führt Marina Brand aus. Es sei sogar überlegt worden, die Versammlung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, um den Mitgliedern eine neue Führungsmannschaft präsentieren zu können. Um die ganze Sache abzurunden, habe sie sich hingesetzt und auch ein Konzept für die zukünftigen Aufgaben und Zielsetzungen des Vereins ausgearbeitet.
Am Nachmittag vor der Hauptversammlung habe sie allerdings einen Anruf bekommen in dem ihr mitgeteilt wurde, Günter Ebertz würde sich nun doch für den Posten des 1.Vorsitzenden zur Verfügung stehen. Er sei von anderen Mitgliedern bekniet worden, sich seine Entscheidung noch einmal zu überlegen, bekräftigt Ebertz in einem Pressegespräch. "Viele Mitglieder haben mir ihr Vertrauen signalisiert und gesagt, sie würden aus dem Verein austreten, wenn Marina Brand den Vorsitz übernehmen würde", so Ebertz Begründung für die unerwartete Kehrtwendung.
"Das ist ein Totschlagargument", ärgert sich Marina Brand. Sie hatte im Vorfeld bereits eine Mannschaft "im Boot" und kann sich nicht vorstellen, dass es Austritte gegeben hätte, wenn sie die Führung des Vereins übernommen hätte. Sie wundert sich auch darüber, dass Ebertz allem Anschein nach vor der Versammlung rasch Personen mobilisiert habe, um seine Wahl durchzubekommen. "Das ist alles keine Basis für mich", und kann bis heute Ebertz plötzlichen Sinneswandel und dessen Argumentationen dafür nicht verstehen. Schade findet sie es auch, dass aufgrund der vor allem hinter den Kulissen geführten Auseinandersetzungen Angeleka Bartsch als langjährige Aktivkreisleiterin zurückgetreten ist und dem Verein sogar ganz den Rücken gekehrt hat. Mit ihr sind offenbar auch Dagmar Kretschmer, Sabine Ribbentrop, Martina Böhm sowie Marina Brand aus dem Verein ausgetreten. Letztere und Dagmar Kretschmer hatten aus Protest gegen die Vorkommnisse spontan die Hauptversammlung verlassen.
"Dieses Hick-Hack spricht nicht für die Kontinuität in einem Verein", rechtfertigt Kretschmer ihren Austritt, den sie bereits in der Sitzung in schriftlicher Form Ebertz ausgehändigt hat. Er habe zu keinem Zeitpunkt ein schlüssiges Konzept vorweisen können und dass er sozusagen in letzter Minute neue Mitglieder "aus dem Hut gezaubert habe", um seine Machtposition zu bestärken, spreche ebenfalls gegen ihn als Vorsitzenden. "So eine Vorgehensweise kann man den Mitgliedern nicht zumuten", findet die Inhaberin von "Paper & Books".
Günter Ebertz betonte wenige Tage nach der Sitzung nochmals mit Nachdruck, er habe sich "schweren Herzens dafür entschieden, für den Vorstandsposten doch noch zur Verfügung zu stehen". Diese Entscheidung sei vor allem aufgrund der vielen aufmunternden Worte von Unterstützern gefallen. Er könne mit der Haltung von Marina Brand leben und werde jetzt "den Kopf auch hinhalten". Foto: privat
Hat nach vielen Querelen vor und hinter den Kulissen jetzt das Amt des 1.Vorsitzenden des Rodenberger Gewerbevereins inne: Günter Ebertz, nach dem Austritt von Norbert Jahn bereits geschäftsführender Vorsitzender.