LAUENAU (al). Mit neunmonatiger Verspätung kann der Erweiterungstrakt des Lauenauer Pflege- und Seniorenzentrums "Nora" eingeweiht werden. Voraussichtlich ab dem 15. Juni stehen die ersten Räume zur Verfügung. Spätestens in einem Jahr soll sich die Zahl der "Nora"-Bewohner von jetzt 60 auf dann 122 erweitert haben.
Vor der Fertigstellung: Am 15. Juni will "Nora"-Geschäftsführer Raid El-Salmi die ersten Bewohner in den neuen Trakt einziehen lassen.
Nahtlos fügt sich der dritte Flügel an den vorhandenen Gebäudekomplex an.
Konsequente Planung aus gesammelten Erfahrungen. Viel Licht und bodentiefe Fenster wollen für Helligkeit in den Räumen sorgen.
Hinter Heimleiter Raid El-Salmi liegen aufregende Monate. Vor über einem Jahr hatte er seine Pläne vorgestellt, den 2002 errichteten und zuletzt 2005 erweiterten Komplex um einen dritten Flügel ergänzen zu wollen. Anlieger liefen dagegen Sturm, weil sie unter anderem Beeinträchtigungen ihrer Wohnqualität, beschattete Solaranlagen, Lärmbelästigung und gestiegenes Fahrzeugaufkommen befürchteten. Vier Gerichtsverfahren waren die Folge, allein drei wurden vor dem Lüneburger Oberverwaltungsgericht entschieden. In einem Urteil war sogar ein vorübergehender Baustopp verfügt worden.
El-Salmi aber sieht sich und seine Einrichtung aus den aufwendigen rechtlichen Prüfungen gestärkt hervorgegangen. Auch das letzte Urteil vor dem Verwaltungsgericht Hananover hat er noch abgewartet, bevor er vor ein paar Tagen Richtfest feiern ließ. Die Entscheidung der Richter sei nach Expertenmeinung "gut durchgeprüft und durchdacht", betont er. Nun könne sein Projekt endlich fertiggestellt werden: "Die Nachfrage ist doch da."
Allerdings: Vor einem Jahr war sie noch größer gewesen. Eine lange Warteliste hatte es gegeben, weil doch schon im Spätsommer 2008 die neuen Räume zur Verfügung stehen sollten. "Wie oft musste ich Leute vertrösten", bedauert es der Heimleiter heute noch. Nach wie vor bezeichnet er die durchgesetzten Verzögerungen als "geschäftsschädigend". Aber mehr noch ärgert ihn die lange Zeit andauernde "üble Nachrede". Auch das sei nicht ohne Einfluss auf sein Haus geblieben.
Nun aber blickt er nach vorn. Bis zum 10. Juni sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Danach kann schrittweise der Einzug erfolgen. Der neue Trakt ist in drei "Stationen" aufgeteilt. Nicht nur die Namen "Oase", "Toskana" und "Gardasee" wollen südländisches Flair vermitteln. Dank Licht und Farben dürfen sich die Bewohner auf eine fast mediterrane Atmosphäre an ihrem Lebensabend freuen. El-Salmi hat viele gewonnene Erfahrungen aus den ersten "Nora"-Jahren im Neubau umgesetzt: So gibt es überall bodentiefe Fenster. Vom neuen Speisesaal fällt der Blick auf die große Teichanlage. In den Eingangsbereichen ist viel Platz für die Bewohner.
Vorerst Abstand genommen hat El-Salmi von seiner Idee, eine eigene Abteilung für Wachkoma-Patienten einzurichten. Zwar stehen ausgebildete Kräfte zur Verfügung; doch der Bedarf für die sehr personalaufwendige Betreuung ist nicht groß genug. "Aber wir stehen zur Verfügung", hat er bereits den zuständigen Stellen signalisiert, "wir könnten jederzeit beginnen". El-Salmi selbst hat inzwischen ebenfalls auf diesem Gebiet vertiefte Kenntnisse erlangt.
Die "Nora"-Erweiterung sieht der Geschäftsführer noch unter einem anderen Gesichtspunkt: "Mit dem Anbau können wir unsere Preise stabil halten." Seit der Eröffnung seien die Kosten zwar gestiegen; die Beiträge der Bewohner aber konstant geblieben. "Das wollen wir fortsetzen", hat er sich vorgenommen.
Neben den gegenwärtig 60 Mitarbeitern, die sich auf rund 50 Vollzeitplätze verteilen, sollen in den kommenden Monaten "weitere 30 bis 40 Kräfte" eingestellt werden. "Auch das hätten wir gern früher getan", kommt El-Salmi noch einmal auf die Verzögerungen zurück. Im übrigens setzt er mit den Nachbarn auch unter den neuen Gegebenheiten auf ein friedliches Miteinander. Was diese nicht wissen: Im Zuge der Berichterstattung über den Zwist zwischen "Nora" und den Ausbaugegnern habe sich unter anderem eine Supermarktkette gemeldet. Diese hätte den umstrittenen Grundstücksanteil sofort für eigene Zwecke kaufen wollen. "Das", glaubt El-Salmi, "hätte dann wohl erst richtig Verkehr in diesem Viertel verursacht." Foto: al