SOLDORF (al). Ein glänzend aufgelegtes Ensemble beschert Schaumburger Freuden deftiger Theaterkost fröhliche Stunden. "Ein Matjes singt nicht mehr" heißt der Dreiakter aus der Feder von Konrad Hansen, der in diesen Wochen im Soldorfer Dorfgemeinschaftshaus zu sehen ist. Die örtliche Laienspielgruppe hat ihn in Szene gesetzt und öffnet an insgesamt zwölf Abenden den Vorhang. Wegen der großen Nachfrage gibt es diesmal sogar einen Extratermin: Für Mittwoch, 1. April, um 20 Uhr könnten noch einige wenige Kurzentschlossene unter (05723) 2410 Karten ordern. Schon lange ist die jährliche Spielzeit in Schaumburgs wohl kleinstem Theatersaal kein Geheimtipp mehr. Das liegt nicht nur an der urigen Umgebung, sondern auch an den schauspielerischen Talenten, die das Dorf hervorbringt. Regisseur Hartmut Hitzemann, der diesmal auf eine eigene Rolle verzichtete, hätte die einzelnen Rollen gar nicht besser besetzen können: den etwas schrulligen Hans-Otto (Thorsten Bäuchle), der eigentlich nur der eigenen Karriere wegen Schwiegersohn von Chef Oswald Schuppenhauer (Rainer Langhals) werden möchte. Doch das Ehebündnis mit der herrschsüchtigen Gudrun (Anja Hägerling) wollen Hans-Ottos Schwester Paula (Dagmar Hitzemann) und auch die kesse "Dele" (Annika Jünemann) verhindern. Welche Rolle diese in Hans-Ottos Leben spürt, erfährt das Publikum zwar sehr schnell, nicht jedoch der Betroffene, dem "Dele" wie auch deren Onkel "George" (Klaus Urlacher) immer zum unrechten Moment in die Quere kommt. "George" will seine Butler-Fähigkeiten sogar im Londoner Regierungssitz "Downing Street 10" erworben haben; doch das steht in krassem Widerspruch zu seinen langen Fingern in fremder Leute Taschen. Eine Glanzrolle aber spielte "Klempner" Axel Wille, der zwar die defekte Toilettenspülung nicht in den Griff bekam, aber als verhinderter Operntenor und im Nu ausgewähltes Liebesobjekt von Fabrikantengattin "Püppi" Schuppenhauer (Susanne Strohwald) andere Qualitäten zeigte. Dummerweise wird die Zweisamkeit von Detektiv Lehmkuhl (Stephan Wichmann) beobachtet, der damit neue Verwicklungen auslöst. Wer aber nun auf ein solchen Stücken übliches Happy-End gerechnet hatte, sah sich unversehens enttäuscht. Ein geradezu verblüffender Schluss ließ die Besucher staunen. Zu sehr hatten sie sich auf einen vierten Akt gefreut – allein schon wegen der schauspielerischen Qualität, für die hinter den Kulissen Achim Hitzemann (Technik) und Bärbel Jünemann (Souffleuse) ebenfalls zum perfekten Gelingen beitrugen. Foto: al
Schwungvoll schon zum Auftakt: Annika Jünemann und Thorsten Bäuchle.
Da hilft kein Matjes: "Hans-Otto" nach durchzechter Nacht.