LAUENAU (al). Die Edeka Minden-Hannover hat ihre Pläne zum Bau eines Regionallagers im Logistikpark Lauenau weiter konkretisiert. Im Rahmen der vorgezogenen Bürgerbeteiligung referierten Unternehmenssprecher, Architekt, Bauleitplaner und Vertreter der Samtgemeindeverwaltung über die hundert Millionen Euro teure Investition, deren Baubeginn bereits im Herbst 2009 erfolgen soll. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2011 vorgesehen.
14 Vertreter der Edeka Minden-Hannover, Architekt, Bauleitplaner sowie aus Verwaltung und Politik standen für Auskünfte zur Verfügung.
Das Interesse in der Bevölkerung blieb jedoch offenbar weit hinter den Erwartungen zurück. Zum Termin am Donnerstagabend war die Festhalle "Sägewerk" geöffnet worden. Jedoch nahmen nur etwa 90 Personen an der Anhörung teil, darunter viele Ratsmitglieder der Gemeinden, die Anteile an der zu überbauenden Fläche haben: Apelern, Lauenau und mit einem ganz kleinen Stück Pohle. Viele Stuhlreihen blieben leer.
Alfred Feichtner, Architekt der mit dem Entwurf beauftragten ATP-Planungs-GmbH in Innsbruck, stellte in Wort und Bild die geplante Ansiedlung vor. Das Hauptgebäude, das aus der Luft wie ein nach Nordosten geöffnetes "E" aussieht, wird mit einer Grundfläche von 153.000 Quadratmetern der Größe von 20 Fußballfeldern entsprechen und bei einer Höhe von maximal 30 Metern etwa 1,4 Millionen Kubikmeter umfassen. Weitere Bereiche des über 32 Hektar großen Geländes sind für Fahrbahnen und Parkplätze (118.000 Quadratmeter) sowie für Grünflächen und Regenrückhaltung bestimmt (135.000 Quadratmeter). Das Hauptgebäude ist in Wareneingang, "Pufferlager", Umschlags- und Lagerzonen, Kommissionierung und schließlich den Warenausgang gegliedert.
Der Lebensmittelkonzern wird nach Feichtners Angaben auf einen Generalunternehmer für den Bau verzichten: "Wir legen Wert auf Handwerksbetriebe, die sich im Rahmen von Ausschreibungsverfahren bewerben können", erläuterte er mit einem Hinweis auf die bereits jetzt gegebene Möglichkeit, mit der Mindener Immobilienabteilung Kontakt aufzunehmen. Es würden auch kleinere Gewerke vergeben.
Schon während der Bauphase sieht Feichtner erhebliche Auswirkungen für die Region: Rund 300 Beschäftigte dürften am Komplex arbeiten; die Wertschöpfung für das unmittelbare Umfeld könnte sich allein in dieser Zeit auf rund 1,5 Millionen Euro zum Beispiel für Unterkunft und Verpflegung belaufen. Den Umsatz für die spätere Bewirtschaftung, Wartung und Instandhaltung
des Lagers bezifferte er auf etwa zwei Millionen Euro im Jahr.
Bauleitplaner Georg von Luckwald sah die vorgesehene Ansiedlung als "günstig in einer Senke zur Autobahn" und im Bereich "einer bisher sehr ausgeräumten Landschaft ohne Strukturen" an. Er erläuterte die vorgesehenen "großzügigen Anpflanzungen", die insbesondere in Richtung Pohle dank eines drei Meter anzufüllenden Walls eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen würden. Dies verdecke zu einem großen Teil die Konturen der vorgesehenen Lagerhalle. Für von Luckwald spiele die Oberflächenentwässerung eine zentrale Rolle. Das bereits in Höhe des "Truck Centers" befindliche Rückhaltebecken sei zwar schon "vorausschauend auch für Teile des künftigen Edeka-Geländes angelegt". Daneben aber sind weitere vier Pufferbereiche vorgesehen, um im Fall eines "Jahrhunderthochwassers" den Lauf der Rodenberger Aue nicht zu belasten.
Von Luckwalds Mitarbeiter Georg Seibert schilderte die fälligen Änderungen des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans. Welche weiteren Grünausgleichsflächen im Bereich der Samtgemeinde Rodenberg wegen der Ansiedlung noch erforderlich sind, werde im weiteren Verfahren konkretisiert. Seibert ging auch auf die "täglich tausend Fahrbewegungen" der erwarteten 500 Lastzüge sowie auf die An- und Abfahrt von 600 Mitarbeiter-Fahrzeugen ein: Gutachten zur Vekehrs- und Schallbelästigung seien in Auftrag gegeben. Deren Ergebnisse müssten abgewartet werden.
Fragen aus der Zuhörerschaft zu Umfang und Qualität der vorgesehenen Arbeitsplätze beantwortete Edeka-Logistikleiter Josef Schulte. Danach sind 600 Arbeitsplätze vorgesehen, die saisonal auf bis zu 700 aufgestockt würden. Die Beschäftigung erfolge im Zwei-Schicht-Betrieb, wobei ein Drittel des Personals aus vollzeitbeschäftigten Kraftfahrern bestehe. Die weiteren zwei Drittel der Belegschaft teilen sich in Kommissionierung und Lagerverwaltung. Auch hier würden überwiegend Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. Lediglich im Lager könnte der Bedarf an stundenweise Beschäftigten größer sein.
Die vom Rodenberger Naturschutzbund kommende Anregung, den Einsatz alternativer Energien einzuplanen, wurde von Unternehmensseite bejaht. Eine Anwohnerin der Siedlung "Meierfeld" formulierte ihre Sorgen hinsichtlich höherer Lärmbelästigung durch das zusätzliche Verkehrsaufkommen. Ein anderer Fragesteller befürchtete mehr Fahrzeuge durch Lauenau und Apelern, falls der Kreuzungsbereich in den Logistikpark durch den Lieferverkehr zu stark belastet würde. Zu beiden Themen verwies Samtgemeindebürgermeister Uwe Heilmann auf die in Auftrag gegebenen Fachgutachten: "Wir sind zu sehr Laien, um diese Fragen beantworten zu können."
Ein Kritiker aus Pohle wollte wissen, ob es bereits "konkrete Verträge zwischen Edeka und der Samtgemeinde" gebe oder die Veranstaltung nur "eine theoretische Erörterung" sei. Da blickte Heilmann auf die Reihe der 14 Repräsentanten, die an der Stirnseite des Saales Platz genommen hatten: Diese würden dort nicht sitzen, wenn das Projekt nicht schon so konkret wäre. Foto: al