STADTHAGEN (ih). Ein paar Tage bleiben ihm noch. Doch so langsam beginnt Walter Wieczorek mit seiner Abschiedsrunde. Am vergangenen Mittwoch sprach der Leiter der Lothar-Wittko-Werkstätten ein letztes Mal vor dem Ortsbetriebsrat in Stadthagen. Ende des Monats tritt Wieczorek nach 34 Jahren im Dienst des PGB in den passiven Teil der Altersteilzeit.
Auf einer regelmäßigen Betriebsversammlung wurden vor Wieczoreks letztem Bericht die Fronten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern deutlich markiert.
Seit Ende letzten Jahres ist der BAT-Tarif nicht mehr für die PGB-Mitarbeiter gültig. Einen neuen gibt es nicht. Die Kollegen erwarten Lohnanpassungen, aber wie diese verteilt werden, ist derzeit noch nicht klar.
Betriebratsvorsitzender Thomas Lutter gestand ein, bisher selten in Gehaltsverhandlungen eingegriffen zu haben. "Da haben wir einiges schlurren lassen." Doch in den letzten Monaten sei die Notwendigkeit, das Mitspracherecht einzufordern, gestiegen. Der Arbeitgeber sei nicht bereit, eine Einigungsstelle zu akzeptieren, die von beiden Seiten angerufen werden könnte. Lutter kritisierte zudem die Entscheidung der Geschäftsleitung, den Zeitraum der Klausurtagung des Betriebsrates von zwei auf einen Tag zu reduzieren. Der Ortsbetriebsrat habe eine Menge Arbeit vor sich. Die Erarbeitung neuer Betriebsvereinbarungen und Arbeitszeitgestaltung mit Fokus auf der Überstundenproblematik sind nur zwei Kernpunkte, mit denen sich der Bertriebsrat in Stadthagen auseinandersetzen muss und will. Von Seiten der Geschäftsführung sagte Thomas Hoffmann, dass im letzten Info-Brief des Betriebsrates "kräftig Stimmung" drin gewesen sei. Das strittige Thema der Gehaltserhöhungen gehöre nicht zur Aufgabe des Ortsbetriebsrates. Der Gesamtbetriebsrat sei im Januar informiert worden, es habe ein gutes Gespräch gegeben.
Zehn Prozent der Beschäftigen seien im Betriebsrat organisiert. Hoffmann führte an, dass bereits die regelmäßigen Treffen eine Menge Arbeitszeit in Anspruch nähmen. Ein Klausurtag reiche nach Ansicht der Geschäftsleitung aus. Insgesamt sprach sich Hoffmann für einen kleineren PGB-Betriebsrat aus. Mit einer "vernünftigen Wahlordnung" sei sichergestellt, dass bei neun Mitgliedern jeder Bereich der PGB vertreten sei. "Wir werden in diese Richtung Überzeugungsarbeit leisten müssen." beendet Hoffmann die Mitteilungen der Geschäftsleitung.
In seinem letzten Bericht sagte Wieczorek, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht an den Werkstätten vorbei ginge. In der neuen Werkstatt am Hellweg aber auch am Ostring seien "erhebliche Umsatzeinbrüche" zu verzeichnen. Die Kollegen sollten diese Krise als Möglichkeit sehen, mit den Angestellten der Werkstatt zu arbeiten. Begleitende Maßnahmen und Förderungen, für die im Alltag keine Zeit bliebe, könnten jetzt angegangen werden. "Packen sie den Rucksack randvoll, wenn die Fertigung ruht", riet Wieczorek.
Der scheidende Werkstattleiter wünschte den Kollegen, die Lebensbereiche der Beschäftigen nicht zu vergessen. Sie sollten weiterhin nicht die Widersprüche sehen, sondern die Zusammenhänger der Arbeit sichtbar machen.
Als kleine Aufmerksamkeit gab es für das "Urgestein des PGB" von den Kollegen einen Strauß Blumen, stehenden Applaus und einen kleinen Moment Gänsehaut. Foto: ih