1. Kampf an der Spitze des Eisbergs

    Polizei und Biss-Beratungsstellen mit Statistik / Gegen häusliche Gewalt

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    LANDKREIS (mr). In erster Linie liegt ein Anstieg der Zahlen an der besseren Aufklärungsquote und einer sensibleren Bevölkerung, freuen sich Frank Kreykenbohm, Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg, und Heidemarie Hanauske, Geschäftsführerin der Kreis-Arbeiterwohlfahrt, über die neue Statistik der Biss-Beratungsstellen in Nienburg und Schaumburg. Doch zusätzlich nehmen allgemein die Rohheitsdelikte zu.

    Eine Beeinflussung auf steigende Zahlen in der Biss-Statistik ist demnach nicht auszuschließen. Und – noch immer kämpfen Polizei und Biss-Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt "nur" an der "Spitze des Eisbergs". Die Dunkelziffer liegt bei weitem höher.

    Frank Kreykenbohm (v.li.), Gabriele Dransfeld, Heidemarie Hanauske, Margard Schmidt-Hauber (Trägerverein Biss Nienburg) und Renate Abert tauschen sich über die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Biss aus.

    Insgesamt sind in Schaumburg im letzten Jahr 152 Vorgänge bearbeitet worden. Im Jahr 2007 waren es noch 127 Fälle. Während die Zahl der Selbstmelder von 39 auf 22 zurückging, stieg die Anzahl der Polizeimeldungen von 88 auf 130 an.

    Polizeibeamte werden speziell auf Fälle von häuslicher Gewalt geschult. Die Sensibilisierung verbessert die Zusammenarbeit mit den Biss-Stellen enorm. Gleichzeitig ergibt sich aus der engen Kooperation ein "gutes Gefühl für die Beamten, den Einsatzort zu verlassen", beschreibt Kreykenbohm. Denn: "es kommt noch jemand nach". Die Mitarbeiterinnen wie Gabriele Dransfeld, Biss Schaumburg, und Renate Abert, Biss Nienburg, erhalten von der Polizei bereits wichtige Informationen über die Situation in der Familie. Sie sind es, die den Kontakt mit den betroffenen Personen aufnehmen. Die Geschlagenen sind dankbar, eine Hand zu erhalten, von der sie sich aus dem Horrorszenario hinausziehen lassen können. Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, Angst, Scham sind nur einige der Gefühle, die lähmen. Die Beraterinnen von Biss zeigen Möglichkeiten auf, besprechen die Sicherheitsplanung durch und erarbeiten gemeinsam mit den betroffenen Menschen – in der Regel sind es die Frauen – eine Zukunftsperspektive.

    Vielen Frauen sei immer noch nicht bewusst, dass derjenige gehen muss, der schlägt, zählt Hanauske ein Beispiel für Unsicherheit und Hilflosigkeit auf. Die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialstationen wird durch die enge Kooperation mit dem Jugendamt, dem Kinderschutzbund, der Ärzteschaft, Basta, dem Sozialamt und vielen weiteren Partnern verstärkt. Ein wichtiger Bestandteil zur Aufklärung von häuslicher Gewalt bleibt die Gesellschaft. Sie ist es, die hinschauen und handeln muss. Damit die Zahlen in der nächsten Statistik wieder ansteigen – auf Grund eines Anstiegs der Aufklärung und eines Rückgangs der Dunkelziffer. Foto: mr

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