1. "Buschs Lebenswerk wird überdauern"

    Hans Werner Dannowski stellt sein Buch "Wie schade daß ich kein Pfaffe bin" vor

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    WIEDENSAHL (ro). Wilhelm Buschs Haltung zu Religion und Glauben war wohl nie eindeutig, vielfach mindestens ambivalent, meistens noch deutlich vielschichtiger. Das wollen die meisten der Biografen des Malers und Zeichner, Dichters und Denkers in ihren Büchern nicht wahr haben, haben diesen nicht unbedeutenden Aspekt in Leben und Werk Buschs zu sehr vereinfacht.

    Hans Werner Dannowski liest im Wilhelm Busch Geburtshaus.

    Das hat den ehemaligen Stadtsuperintendenten in Hannover und Busch-Kenner Hans Werner Dannowskidazu gebracht, in einem Buch den Scharfsinn des großen Künstlers zu beleuchten. Daraus liest er am Donnerstag, 26. März, um 20 Uhr im Wiedensahler Wilhelm Busch Geburtshaus. Sein Fazit, das keineswegs Anspruch aufs Absolute erhebt: Busch achtete stets den Kern des Religiösen, bedachte ihn aber in dessen irdisch-menschlicher Erscheinungsform mit der ihm eigenen Ironie und spitzen Feder.

    Dannowski geht in seinem Buch "Wie schadŽ daß ich kein Pfaffe bin" vor allem mit Busch-Biograf Gert Ueding hart ins Gericht. Und damit auch mit all denen, deren Bestimmungen Buschs auf Uedings Beschreibungen gründen. Weit vordergründiger als der Titel erwarten lässt, befasst sich der Autor mit dem ganzen Busch und nicht nur seiner Stellung zu Kirche und Religion. Dass sich der gebürtige Wiedensahler damit dank lebenslanger familiärer Verbindungen zum Klerus vom Onkel über den Schwager bis zu den Neffen bestens auskannte, muss kaum in Erinnerung gerufen werden. Seine massive Kirchenkritik im "Hl. Antonius von Padua", in "Pater Filucius", in den "Bildern zur Jobsiade" und auch der "Frommen Helene"hat den Ruhm des Bildergeschichten-Erzählers mit begründet. Dannowski bescheinigt gar, Busch habe "offenbar gern" in Pfarrhäusern gelebt. Wie sehr bei ihm Person und Werk "gerade mit Blick auf die religiöse Verankerung" zusammengehören, sei die "entscheidende Schlüsselfrage". Die Antwort bleibt unvollständig – muss rudimentär bleiben. Doch der Pfaffe Dannowski wird deutlicher. Mit wachsendem Misstrauen, Unwillen und Ärger, ja "sogar mit Wut" verfolge er immer abenteuerlichere Deutungen von Werk und Leben Buschs. Zu spüren sei ein "totalitärer Zugriff". Der Tübinger Rhetorikprofessor Ueding habe Busch zu sehr in die Ecke repressiver Erziehung gestellt und dabei die Dialektik der lutherischen Anthropologie ("Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge") unter den Tisch fallen lassen. "Jeder schaut gerne auf seinen Weg und bastelt gerne an seinen eigenen Vorurteilen", geißelt der nun 75-jährige Kirchenmann aus Hannoveraner. Doch Dannowski relativiert vor allem mit Vokabeln wie "wahrscheinlich", "könnte", und "muss man annehmen". Er wirft neue und auch immer wieder diskutierte Fragen zum Vater von "Max und Moritz" auf, und er verweigert sich meistens – anders als viele Spekulanten von Ueding über Eva Weisweiler bis Lutz Görner - vermeintlich eindeutiger Antworten. Das Buch regt immer wieder an zum Dialog und vor allem zum Nachdenken über den vor bald 177 Jahren in Wiedensahl geborenen ältesten Sohn des Krämers Johann Friedrich Wilhelm Busch. "Auch die eigenen Interpretationen müssen unter Vorbehalt gesehen werden", fasst Dannowski zusammen. .Doch egal wie die ausfallen: "Das Lebenswerk Buschs wird die Auslegungsversuche aller Interpreten spielend überdauern".

    Foto: privat

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