STADTHAGEN (ro). Die Spendenaktion des Ratsgymnasiums für die beiden Patenprojekte in Brasilien ist in Schaumburg inzwischen eine feste Instanz geworden, die viele auch schulfremde Personen kennen, schätzen und deshalb unterstützen. Sie fand bereits zum neunten Mal statt und zur Freude aller Ratsgymnasiasten laut Aussage der Organisatorin und stellvertretenden Schulleiterin Angelika Hasemann wieder mit großem Erfolg: Rund 20.700 Euro werden in den nächsten Tagen an die beiden Favelas, die das Ratsgymnasium unterstützt, überwiesen.
Die Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft des Ratsgymnasiums, etliche schulfremde Privatpersonen, einige Schaumburger Firmen und Organisationen, allen voran die Sparkasse Schaumburg, sowie zahlreiche Schaumburger Kirchengemeinden haben sich einmal mehr für die gute Sache ins Zeug gelegt und kräftig Spenden gesammelt.
Ganz besondere Anerkennung gilt den Schülern des Ratsgymnasiums, die mit großem Engagement insgesamt 6500 Euro in die Spendenkasse einbrachten. Sie opferten Stunde um Stunde ihrer Freizeit trotz Klassenarbeits- und Vorweihnachtsstresses. So verzichteten ganze Klassen mit ihren Klassenlehrern auf ihren freien Samstagvormittag und verkauften in der Marktpassage selbstgebackene Kekse und Weihnachtsbasteleien aus eigener Herstellung. Manche Schüler identifizierten sich dabei so weit mit den brasilianischen Kindern, dass sie – wie ihre südamerikanischen Altersgenossen – das Spendengeld beim Putzen von Autoscheiben verdienten. Andere musizierten auf dem Marktplatz. Einige ältere Schülerinnen haben sogar während des Brasilienaustausches im Sommer bereits an die Spendenaktion gedacht und in Eigenregie von ihrem Taschengeld Schmuck aus São Paulo mitgebracht, den sie dann hier mit einem Gewinn von 500 Euro wieder verkauft haben. Ganz besonders erwähnenswert ist ein kleines Mädchen der 6. Klasse, eine Muslimin, die einen Nachmittag lang in einem evangelischen Kindergarten gearbeitet hat und ihren Arbeitslohn unserer Aktion gespendet hat. "Das ist gelebte und gelungene Integration”, freute sich Hasemann.
"Wegen dieses sozialen Engagements, das unsere Schüler bei dieser Gelegenheit zeigen, ist die Spendenaktion aus unserer Sicht nicht nur für die brasilianischen Spendenempfänger wichtig, sondern auch für unsere Jugendlichen. Sie lernen dabei, soziale Verantwortung zu tragen, und das Ergebnis zeigt, dass sie dieser Verantwortung in vollem Maße gerecht werden." äußerte Hasemann.
Auch die Eltern halfen kräftig mit, indem sie ihre Kinder beim Backen und Basteln unterstützten. Aber sie griffen auch selbst in die Tasche und beteiligten sich mit insgesamt 5200 Euro an der Gesamtsumme. "Das ist sehr viel. Ich glaube, das liegt daran, dass wir nach dem Motto "Nur gemeinsam sind wir stark" die Eltern gebeten haben, nicht gar nichts zu tun, sondern wenigstens fünf Euro zu spenden. Denn fünf mal 1500 Eltern ergeben immerhin 7500 Euro." Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein, denn neben einigen größeren Elternspenden gingen viele kleine Spenden ein, die sich schließlich aufsummiert haben. Ebenfalls sehr bemerkenswert und erfreulich ist das große finanzielle Engagement ehemaliger Eltern, Schüler sowie Lehrkräfte des Ratsgymnasiums, die sich zum Teil. auch nach vielen Jahren noch ihrer alten Schule verbunden fühlen. "Wir freuen uns darüber, dass sich viele Ehemalige aus unserer großen Schulfamilie offensichtlich sehr wohl hier gefühlt haben. Das bestärkt uns in unserer Arbeit." freut sich die Schulleitung.
Das soziale Engagement des Ratsgymnasiums und seiner Unterstützer hat einmal mehr dafür gesorgt, dass das im Vergleich zur 20-Millionen-Metropole winzige Stadthagen in bestimmten Kreisen dieses südamerikanischen Molochs zum Synonym für Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft geworden ist. Foto: privat