1. Dilettantische Abwehrarbeit beschleunigt das Torkarussell

    4:4 gegen Borussia Dortmund beschert Spaßfußball / Besonderer Dank gebührt Nelson Valdez / Schwere Auswärtsspiele

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    HANNOVER (ro). "So schön kann Fußball sein". Diese Wertung von Trainer Dieter Hecking teilten nach dem Abpfiff die meisten der 49 000 Zuschauer in der AWD Arena. Acht Treffer - eine solche Torflut ist in der Bundesliga ein seltenes Erlebnis. Das 4:4 gegen Borussis Dortmund deckte bei allem Spaßfaktor aber auch gnadenlos die Mankos im Team von Hannover 96 auf. Das Defensivverhalten ist haarsträubend. Die Verteidiger standen einfach zu weit weg von den Gegenspielern. Oftmals war auch keine klare Zuordnung zu erkennen. Das Defensiv-Quartett sollte schnellsten ein Dankesschreiben formulieren. Adressat wäre Nelson Vadez. Der Dortmunder Mittelstürmer versiebte im halben Dutzend hochkarätige Chancen. Oftmals völlig freistehend. Andererseits gilt es den Willen im Team zu würdigen. Zweimal nach Zwei-Tore-Rückstanden wieder in die Partie zurückzukehren und noch einen Punkt zu retten, das zeigt Moral und Kampfgeist. Die Frage ist nur, ob dies auf Dauer im Abstiegskampf der Bundesliga gut geht. Jetzt muss das Team in Folge reisen (Hoffenheim und Bremen) und dann kommt der Tabellenführer Hertha BSC in die AWD-Arena. Nerven sind gefordert. Wahrsagerische Qualitäten nicht. In der nüchternen Analyse dürften die Roten die nächste Partie in der AWD-Arena wohl von einem Abstiegsplatz aus angehen. Hoffentlich bleibt die Willenskraft im Team bis dato kompensiert, dann dürfte auch in einer solchen stressigen Lage der Spaßfaktor garantiert bleiben.

    Der Stimmungspegel hätte am Sonnabend schon in der 13. Minute sieden können. Arnold Bruggink eilte allein nach einem bösen BVB-Schnitzer auf Keeper Roman Weidenfeller zu. Der Holländer vergab. Und schon wackelte es weiter in der 96-Defensivabteilung. Von der ersten Spieminute war das Sicherheitsrisiko förmlich spürbar. Da halfen auch Beruhigungsversuche durch Ballstafetten wenig. Das Foul von Michael Tarnat an Nuri Sahin war nur ein Resultat mangelnder Zuordnung. Alexander Frei verwandelte den fällige Elfmeter (17. Minute) sicher. Nur zehn Minuten später zappelte der Ball nach einem guten Konter durch Kringe wieder im Netz der Roten. Nicht von ungefähr war es der erneut unermüdlich kämpfende Jiri Stajner der wieder Hoffnungen weckte. Er köpfte unter vollem Körpereinsatz eine Ecke von Bruggink ins Tor (42. Minute).

    Furios kehrten die Roten aus der Kabine zurück. Bruggink zirkelte einen Eckball direkt ins Netz (48.). Nur Minuten später rollte der Ball vom Pfosten an der Torlinie entlang am anderen Rund vorbei ins Aus. Nicht nur der Torschrei starb auf den Lippen nach diesem Rosenthal-Schuss. Nach dem 2:3 durch Kringe (62.) und dem 2:4 (65.) durch Frei war die Partie eigentlich futsch.

    "Wir können über einen gewonnenen Punkt reden - so wie die Mannschaft nach dem 2:4 wiederkommt und auch die Elfmetersituation zum Ausgleich erzwingt”, unterstreicht Hecking. Die Tore von Mike Hanke (80.) nach einem Bruggink-Freistoß sowie der Elfmeter durch Mikaell Forsell gehörten erneut in die Kategorie Standardsituationen. Damit deckten sich weitere Probleme auf. Aus dem Spielaufbau heraus gelingt den Roten wenig. In den kommenden Wochen muss sich zeigen, ob Hannover 96 mit dem derzeitig einzigen positiven Aspekt der "Nehmerqualitäten" den Überlebenskampf in der ersten Liga meistern kann. 96-Boss Martin Kind sah viele seiner Vorgaben auch in dieser Partie einfach nicht erfüllt. Da wird er und seine sportliche Leitung in den nächsten Wochen noch einiges geradebiegen müssen. Doch eines ist sicher: Gegen Hertha ist die Bude wieder voll. Denn in einem Punkt sind sich die Fans mi Kind hundertprozentig einig: "Wir alle wollen in der Region Hannover die Bundesliga erhalten". Das Publikum wird lautstark seinen Part dafür leisten. Die Akteure auf dem Platz müssen indes kräftig nachlegen, damit die schönen Fußballerlebniss erstklassig bleiben.

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