SAMTGEMEINDE LINDHORST. Ein nahezu durchweg positives Bild zeichnete Willi Bost, Bürgermeister der Samtgemeinde Polle an der Weser, von der Zusammenlegung der Samtgemeinden Polle und Bodenwerder zu einer Verwaltungseinheit. Der parteilose Kommunalpolitiker sprach vor dem Rat der Samtgemeinde Lindhorst. Dieser hatte den Bürgermeister eingeladen, um von seinen Erfahrungen bei der Fusion der beiden Samtgemeinden mehr zu erfahren. Die Lindhorster Samtgemeinde-CDU hatte vor einiger Zeit ebenfalls erste Gespräche mit angrenzenden Samtgemeinden aufgenommen hatte, mit der Zielsetzung einer möglichen Fusion. Willi Bost erläuterte dem Rat ausführlich die Gründe, die zur Einleitung des Verschmelzungsprozesses in Polle und Bodenwerder geführt hatten. Dazu zählte unter anderem ein geradezu dramatischer Rückgang der Einwohnerzahlen von 5.200 auf 4.500 innerhalb von zehn Jahren. Damit einher ging ein erheblicher Einnahmeverlust durch ausbleibende Steueranteile sowie ein starker Rückgang bei den Schülerzahlen. Ebenfalls wurden geringere Zahlen bei der Anmeldung für die Kindergärten registriert, was letztlich zur Schließung von Betreuungseinrichtungen führte. Der demografische Wandel ließ nach Bosts Worten die Überalterung schnell deutlich werden, da die jungen Leute den Arbeitsplätzen hinterher zogen. Vor dem Hintergrund all dieser Entwicklungen stelle sich obendrein die Frage, welche Auswirkungen dies bei den Gebühren für Wasser und Abwasser sowie für die Nutzung der Dorfgemeinschaftshäuser oder der vorhandenen Freibäder nach sich zöge. Zudem habe die Samtgemeinde mit einer deutlichen Einschränkung des finanziellen Spielraums und einer zurückgehenden Kaufkraft ihrer Bürger zu kämpfen. Nach einer kritischen Sichtung all dieser Probleme habe sich die Samtgemeinde zum Handeln gezwungen gesehen, erklärte Bost. Viele Überlegungen wurden angestellt, so der Bürgermeister, aber letztlich sei die Zusammenlegung der beiden Samtgemeinden zu einer Verwaltungseinheit als der bessere Weg betrachtet worden. Widerstände bis hin zu einem Bürgerbegehren habe es gegeben, aber die Bedenken seien im Laufe der Zeit auch durch eine breit gestreute Information der Einwohner ausgeräumt worden. Mit der Fusion werde die Ausschöpfung von Synergieeffekten angestrebt. Einsparungen seien im Personalbereich durch einen sozialverträglichen Stellenabbau möglich. Auch nach der Zusammenlegung gebe es Ansprechpartner der Verwaltung vor Ort. Niemand brauche zu fürchten, so Bost, wegen einer Bescheinigung lange Wege auf sich nehmen zu müssen.
Auf Einladung des Ratsvorsitzenden Burkhard Pieper (Mitte) und von Samtgemeindebürgermeister Gerhard Busche (re.) spreicht der Poller Verwaltungschef Willi Bost vor dem Rat.
Die Neuverteilung der Samtgemeindeumlage nach einer Fusion zählte Bost zu einem weiteren Vorteil einer gemeinsamen Verwaltung. Die Politiker rechneten dazu mit Mehreinnahmen durch höhere Zuweisungen des Landes, was auch den Mitgliedsgemeinden zugute käme. Ausdrücklich wies der Kommunalpolitiker aber darauf hin, dass die Verschmelzung der beiden Samtgemeinden mit einer erheblichen Belastung für die handelnden Personen verbunden ist. Für den Bürgermeister von der Weser sind, wie er es nannte, Grundvorteile in jedem Falle vorhanden, weshalb er zufrieden feststellte: "Je früher man die Fusion angeht, umso eher kann man die Synergieeffekte mitnehmen." Für Bost liegt darin für eine Samtgemeinde die Möglichkeit, die Zukunft selbst zu gestalten. Welche Vorteile finanzieller Art die Fusion für Polle mitbringen wird, verdeutlichte Bost anhand von Zahlen: "430.000 Euro oder anders ausgedrückt, acht Prozent vom Haushalt." Der Fusionsprozess soll im nächsten Jahr abgeschlossen werden.
In der sich anschließenden knappen Aussprache meinte Dietmar Hasemann (CDU), der Rat dürfe das Thema "Zusammenlegung von Samtgemeinden" nicht aus den Augen verlieren. Ganz anders SPD-Sprecher Heinz-Dieter Lauenstein. Er sah nicht sehr viele Vergleichsmöglichkeiten mit den Gegebenheiten in Polle und Bodenwerder. Die SPD stehe dem Gedanken einer möglichen Fusion skeptisch bis ablehnend gegenüber. Lauenstein sprach sich für einen Grundsatzbeschluss auf der nächsten Ratssitzung aus. Dabei solle der Rat zum Ausdruck bringen, ob er das Thema der Fusion benachbarter Samtgemeinden überhaupt weiter verfolgen wolle. Foto: privat