BAD NENNDORF/HELSINGHAUSEN (pd). Das, was da in der Werkstatt von Orgelbaumeister Jörg Bente in Helsinghausen auf den Werkstatttischen liegt, beeindruckt den Besucher. Die alte Orgel aus der St. Godehardi-Kirche Bad Nenndorf wird dort seit Monaten grundlegend saniert. Während die Handwerker alles sicher im Griff haben, bekommen die Verantwortlichen vom Kirchenvorstand schon etwas feuchte Hände, wenn sie an die Kosten der Sanierung denken. Waren ursprünglich 100 000 Euro veranschlagt und durch einen Finanzierungsplan auch abgesichert, stehen jetzt weitere Kosten im Raum.
Manfred Völker von der Volksbank Bad Nenndorf (v. li.), Jutta Bergmann von der VR-Stiftung der Volksbanken, Johann Averbeck vom Kirchenvorstand und Pastorin Sabine Lambrecht lassen sich von Orgelbaumeister Jörg Bente eine der großen Pfeifen zeigen. Die großen Exemplare sind sichtbar und müssen daher in voller Länge prächtig glänzen.
Nach einem Konzert am 3. Dezember letzten Jahres haben die Orgelexperten aus Helsinghausen damit begonnen, die alt-ehrwürdige Orgel abzubauen und sie in die Werkstatt zu bringen. Das Instrument aus dem Jahr 1826 hatte dringend eine Restaurierung nötig. Das bestätigte jetzt auch Orgelbaumeister Jörg Bente den Besuchern vom Kirchenvorstand, von der Volksbank in Schaumburg und der VR-Stiftung. Johann Averbeck, Pastorin Sabine Lambrecht, Manfred Völker und Jutta Bergmann machten sich ein Bild vom Stand der Arbeiten, die im Sommer abgeschlossen sein sollen.
Fünf Spezialisten sind in der Werkstatt vollauf damit beschäftigt, die Orgel zu sanieren. Das Instrument war zuletzt in den 70er erweitert worden. Bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten in der Kirche in den letzten Jahren ist die Orgel stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Staub hat das Klangbild beeinträchtigt. Mechanische Teile sind durch den langen Gebrauch abgenutzt. Materialien wie Metall, Schaumstoff oder Leder sind brüchig oder hart geworden. Nach den Aussagen von Baumeister Bente hat auch die Traktur nicht mehr funktioniert. Die Orgel sei "schlecht zu spielen" gewesen und müsse technisch und klanglich umfassend überarbeitet werden. Das Klangbild, nach Meinung des Orgelbauers zu "kopflastig", und soll in Absprache mit Orgelrevisor Wolfgang Westphal mehr Volumen erhalten. Dies wird unter anderem durch den Einbau weiterer Pfeifen erreicht. Über 1500 Pfeifen hat die Orgel ingesamt, die kleinste ist 4,5 Zentimeter lang, die größte misst immerhin 4,50 Meter.
In gut zwei Wochen sollen die ersten Teile zurück in die Kirche transportiert werden. Der komplette Wiederaufbau und das Stimmen werden, so Bente, gut zwei Monate in Anspruch nehmen. Im Sommer, so hoffen auch die Vertreter vom Kirchenvorstand, soll die Rückkehr der restaurierten Orgel mit einem Konzert würdig gefeiert werden. "Als wir anfingen, sind wir von 100 000 Euro Sanierungskosten ausgegangen"; erinnert sich Johann Averbeck vom Kirchenvorstand. Bei der Auftragsvergabe 2008 hatte die Gemeinde diese Summe auch zusammen. Von der Landeskirche kamen 29 000 Euro, von der VR-Stiftung 10 000 Euro, von der Klosterkammer gab es 10 000 Euro, von der Stadt Bad Nenndorf 5000 Euro, die gleiche Summe gab es von Möbel Heinrich. 41 000 Euro an Eigenkapital konnte die Gemeinde beisteuern. Dieses Geld ist bei Kollekten, Konzerten und durch Privatspenden zusammen gekommen. Erst beim Abbau und dem Zerlegen der Orgel wurden weitere Schäden sichtbar. 16 000 Euro wird die Restaurierung teurer als angenommen. "Bei so einem alten Instrument kann es schon zu Mehrkosten kommen, an die man im Vorfeld nicht gedacht hat", erklärt Averbeck. Jetzt hoffen er und Pastorin Lambrecht auf weitere Unterstützung durch die Gemeindemitglieder, auch wenn sie wissen, dass diese schon sehr viel Hilfe geleistet haben. Kummer macht Averbeck und Pastorin Lambrecht auch, dass der dringend notwendige Orgelanstrich deutlich teurer als geplant ausfallen wird. Die alte Farbe müsse komplett abgetragen werden, ergänzt die Pastorin. Rund 20 000 Euro sind für Farbabtrag, Grundierung und Neuanstrich wohl fällig, hat sie von Fachleuten erfahren. Es mache Sinn, diese Arbeiten vor dem Einbau der Orgel zu erledigen, ergänzt sie. Entscheidungen darüber seien aber noch nicht gefallen. Foto: pd