STADTHAGEN (ih). Bei seiner Buchpräsentation "(Um- oder Ab-)wege" zur Erinnerung nahm Hasso Neumann die Schaumburger Landschaft in Person des Geschäftsführers Sigmund Graf Adelmann kritisch ins Visier. 50 Zuhörer waren gekommen. Auslöser für das Buch mit dem Untertitel "Ereignisse und Fakten - von der Schaumburger Landschaft vergessen?" sei das Menorah-Projekt gewesen. Zum Hintergrund: Im November wurde eine aus Spenden und Benefizkonzerten finanzierte Menorah bis zur Fertigstellung der Synagoge in der Martini-Kirche aufgestellt. Damit wollte Neumann die Rückgabe der Bürgerrechte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Schaumburg symbolisieren. Das Menorah-Projekt sei ein integraler Bestandteil des Erinnerungsprozesses in Schaumburg. Dieser sei zunächst durch einen Arbeitskreis unter Vorsitz Neumanns und später durch die Federführung der Schaumburger Landschaft initiiert und geleitet worden.
In der Dokumentation des Erinnerungsprojektes "Wege zur Erinnerung" habe das Menorah-Projekt keine Erwähnung mehr gefunden, so Neumann. "Ich habe den Eindruck, dass Graf Adelmann nicht begreift, dass er als verantwortlicher Herausgeber den jüdischen Opfern des Grauens von neuem in diesem speziellen Fall durch Vergessen schadet." Neumann sagte weiterhin, er unterstelle Graf Adelmann keinen Antisemitismus. "Ich unterstellte ihm Zensur im Kulturbetrieb."
Einseitigkeit müsse sich die Landschaft für ihre Dokumentation "Wege zur Erinnerung" vorwerfen lassen. Zudem erhebe eine solche immer auch Anspruch auf Vollständigkeit.
Alle, die Neumann in den letzten Monaten "Alleingänge" vorwarfen, verweist er auf das Protokoll einer vom Landrat einberufenen Erörterung im Kreishaus vom März 2007. Danach wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, deren Vorsitz Neumann einnahm. Dieser gehörten neben Dr. Hubertus Höing, Klaus Maiwald und Rolf Bernd de Groot auch Manfred Fellmann von der Stadt Stadthagen und Friedrich-Wilhelm Dehne vom Landkreis Schaumburg an. "Damit endete meine Privatinitiative", schreibt Neumann.
Neumann formuliert in seinem Buch scharfe Kritik, auch an der Stadt Stadthagen. Der Verwaltungssausschuss der Stadt habe vom Projekt gewusst, bevor die Auftaktveranstaltung stattfand. Standort, Gestaltung und Nutzung waren in einer Beschlussvorlage aufgelistet. Bürgerproteste wurden laut, nachdem der zunächst geplante Standtort einer Betonstele mit der Menorah an der Spitze vor der Amtspforte bekannt wurde.
Daraufhin seien die öffentlichen Vertreter "zurückgerudert" und hätten Neumann im Regen stehen gelassen. Diese Distanzierung von teilweise eigenen Plänen habe die Neugründung einer zweiten Arbeitsgruppe zur Folge gehabt. Das gezielte öffentliche Verschweigen des Menorah-Projektes seitens der Schaumburger Landschaft beginne mit einem weiteren Protokoll, das Hasso Neuman in beglaubigten Form vorliege. Am 16. Juli 2007 entschied der Rat, dass Stadthagen zum Standort eines Erinnerungsprojektes werde. Zudem solle eine Projektgruppe gegründet werden. In der Dokumentation "Wege zur Erinnerung" sei im Protokoll der selben Sitzung ein weiterer Aspekt eingebracht, der bei Neumann fehle: Die Steuerung des Prozesses durch die Schaumburger Landschaft.
Das Büchlein ist in Buchhandlungen in Schaumburg erhältlich. Der Betrag von drei Euro soll auf das Spendenkonto des Förderkreises Synagoge Stadthagen eingezahlt werden. Foto: ih