LANDKREIS (nb). Eine Hiobsbotschaft jagt die andere und liefert Kritikern neues Futter: Nachdem nur noch "offene" integrative Gesamtschulen ohne verpflichtendes Ganztagsangebot genehmigungsfähig sind, eine Fünf-Zügigkeit als Mindestvoraussetzung festgesetzt und die Klassenstärke der Integrationsklassen auf "normale" Anzahl von 30 Schülern erhöht werden sollte, hat eine neue Aussage des Kultusministeriums in den letzten Tagen erneut für Aufregung gesorgt.
Das "Turbo-Abitur" nach nur zwölf Jahren soll künftig auch für die Gesamtschulen verpflichtend sein. Passend zu diesem aktuellen Anlass überreichte die Schaumburger Initiative "Keine Demontage der Gesamtschulen" im Kreishaus 1573 gesammelte Unterschriften an den Landtagsabgeordneten Karsten Heinking und den Kreistagsabgeordneten Gunther Feuerbach. Sie sollen dem Kultusministerium in Hannover übergeben werden.
"Die Landesregierung hält uns auf Trab und bringt uns seit vorgestern wieder mächtig in Rage", so Richard Wilmers, Sprecher der Schaumburger Initiative und ehemaliger IGS-Leiter. Im Zuge der letzten Landtagswahl hatte Ministerpräsident Christian Wulff die Zusage gemacht, das Verbot für neue Gesamtschulen in Niedersachsen wieder aufzuheben und somit eine Neueinrichtung möglich zu machen. Geleitet hätten ihn dabei, so Wilmers, die Ergebnisse einer Umfrage des NDR, nach der sich 64 Prozent der Befragten für Gesamtschulen ausgesprochen haben. Dass daran jedoch Einschränkungen und Bedingungen geknüpft sind, die das Führen einer IGS nach bewährtem pädagogischem Kozept nahezu unrealistisch machen, überraschte Lehrkräfte, Eltern und Schüler gleichermaßen. Stimmen nach einem Boykott dieser Schulform durch die regierende Partei wurden laut. Als die drei künftigen IGS Rodenberg, Helpsen und Obernkirchen beantragt wurden, gingen die Beteiligten von den gleichen Voraussetzungen aus, wie sie für die gebundene IGS Schaumburg gültig sind. Dies war die Geburtsstunde der Gesamtschul-Initiative, an der sich Vertreter aus Schulen und dem Elternrat beteiligten. "Eine Verschlechterung der Gesamtschulen wollen wir nicht hinnehmen", sagte Wilmers, "wenn die vorhandenen Plätze nicht ausreichen, dann muss es sogar noch weitere Gesamtschulen geben". Mir ihrer Unterschrift haben viele Schaumburger der niedersächsischen Schulpolitik eine deutliche Absage erteilt. Die Initiative wolle kein "Kaputtmachen dieser Schulform", der nationale und internationale Bildungs-Vergleich würde zeigen, dass alternative Konzepte zur Förderung notwendig seien.
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