1. NABU fühlt sich zu Unrecht in die Ecke der ewigen Blockierer gedrängt

    Am "Knickbrink" aus naturschutzfachlicher Sicht keine Chance auf Trainingsplatz

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    KRANKENHAGEN (ste). Auf der Jahreshauptversammlung des TSV Krankenhagen machte sich Ortsbürgermeister Gerhard Werner Luft und zeigte seinen Unmut über die Haltung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Schaumburg, die ein erneutes Gutachten über den geplanten Trainingsplatz gefordert hatte. Der Naturschutzbund (NABU) aus Rinteln machte jetzt seine Haltung deutlich. "Wir haben erhebliche Bedenken gegen die Neuanlage eines Trainingsplatzes, den der TSV Krankenhagen in das Naturschutzgebiet "Auf dem Knickbrink" hinein bauen will!" In dem ohnehin sehr kleinen Naturschutzgebiet leben nach Auskunft von Nick Büscher vom NABU seltene Tier- und Pflanzenarten.

    Der neue Fußballplatz mit seinen Randbereichen hätte etwa ein Drittel des gesamten Naturschutzgebietes komplett zerstört. In Anbetracht der Tatsache, dass im Landkreis Schaumburg weniger als drei Prozent der Fläche unter Naturschutz stehen - der Landkreis ist damit landesweit eines der Schlusslichter - und die Fauna und Flora dort unwiederbringlich zerstört worden wäre, hatte sich der NABU bereits im Jahr 2006 während der Frühphase der Planungen gegen einen Trainingsplatz im Naturschutzgebiet ausgesprochen.

    Der Große Abendsegler gilt als stark gefährdet und hat im Naturschutzgebiet Knickbrink noch eine der wenigen Lebensräume.

    Nick Büscher ist Vorsitzender des Rintelner Naturschutzbundes und sieht die Naturschützer zur Unrecht in eine Ecke von ewigen Blockierern gedrängt.

    Auf einem von Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz anberaumten Termin im Jahr 2008 schlug ein Mitglied des TSV Krankenhagen eine Variante vor, die nur einen geringen Anteil des Naturschutzgebietes beansprucht hätte. "Wir haben uns unter dem Vorbehalt einer entsprechenden Prüfung durch einen Gutachter durchaus kompromissbereit gezeigt und hätten sogar die bittere Pille geschluckt, dass das NSG verkleinert worden wäre", so Büscher, Vorsitzender der Rintelner NABU-Gruppe. Doch die Gutachter stellten auch hierbei fest, dass in dem laut Kompromiss zu überbauenden Bereich wertvolle Pflanzenbestände wachsen und seltene Tierarten vorkommen. Allein die naturschutzfachliche Bewertung des betroffenen Biotoptyps Eichen-Mischwald armer, trockener Sandböden, der gemäß Roter Liste der gefährdeten Biotoptypen in Niedersachsen den Gefährdungsgrad I angehört und deren Zerstörung durch Ausgleichsmaßnahmen nicht kompensiert werden kann sowie die hohe Bedeutung als Nahrungshabitat für die vier kartierten Fledermausarten, von denen drei in Niedersachsen "stark gefährdet" (Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Rauhhautfledermaus) sind und eine Art als "gefährdet" (Zwergfledermaus) eingestuft ist, bestätigen vielmehr die Schutzwürdigkeit und den Schutzstatus des NSG. "Nicht wir allein finden so deutliche Worte, sondern auch der von der Stadt Rinteln in Auftrag gegebene ökologische Fachbeitrag", erläutert Büscher die Haltung des Naturschutzbundes.

    "Unverständlich ist uns die Haltung von Ortsbürgermeister Werner, der genau wissen müssste, dass es sich bei unserer Kompromissbereitschaft nie um einen Freifahrtsschein gehandelt hat. Die Bedingung war eine genaue naturschutzfachliche Prüfung, das haben wir von Anfang an betont und deutlich gemacht. Es muss doch jedem einleuchten, dass auf Grundlage des Erstgutachtens nicht darüber entschieden werden konnte, weil der östliche Bereich des Naturschutzgebietes während der Erstplanung keiner genauen Untersuchung unterzogen worden war", betont Nick Büscher. Die naturschutzfachliche Bewertung, die den Rintelner Naturschützern vorliegt, lässt nur eine Ablehnung der Teillöschung zu. "Alles andere wäre unverantwortlich - mit Taktieren hat das nichts zu tun", so Büscher weiter. Deswegen müssen neue Lösungen gefunden werden, die auch die Bedürfnisse der Tiere und Pflanzen berücksichtigen. "Man kann doch der Nachwelt nicht plausibel machen, dass wir Tier- und Pflanzenarten ausrotten, weil wir auf 97 Prozent der Fläche außerhalb von Naturschutzgebieten keine Ecke für einen Übungsplatz finden", so Thomas Brandt, zweiter Vorsitzender des NABU Rinteln, der der Stadt Rinteln durchaus ehrliche Bemühungen in der Sache bescheinigt.

    Im Übrigen widersprechen Büscher und Brandt den Aussagen von Klaus Heimann, Pressesprecher des Landkreises. Der stellte fest, dass eine Entscheidung über die Teillöschung des NSG eine reine Sache der Politik sei. "Das haben wir ja bei dem Vorranggebiet für Windenergieanlagen an der Ellerburg in Möllenbeck gesehen. Auch da wollte man sich über die Belange des Landschafts- und Naturschutzes leichtfertig hinweg setzen und erlebte eine gehörige Bauchlandung", so Thomas Brandt. Vor rund zwei Jahren hob das Verwaltungsgericht die Flächennutzungsplanung der Stadt Rinteln schlichtweg auf, weil nach Ermessen des Gerichtes keine sachgerechte Güterabwägung stattfand. "Und das würde im nun vorliegenden Fall wieder passieren. Deswegen ist es sinnvoll, sich von vornherein um machbare Lösungen zu kümmern, anstatt immer nur auf verantwortungslose Art und Weise den Naturschutz zu beklagen - der Erhalt der Natur für zukünftige Generationen ist kein Privatinteresse, sondern eine allgemeine Verantwortung", so Nick Büscher. Die Naturschützer lassen es nicht gelten, in der Öffentlichkeit als ewige Blockierer dargestellt zu werden, zumal der NABU Rinteln nach wie vor gesprächsbereit ist: "Wir sind gern bereit, bei einer ersten Abschätzung der Planung mitzuhelfen."

    Foto: privat

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