1. Soziales Netz für Familien bekommt engere Maschen

    Hin zu einer systemischen Beratung für Familien

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    RINTELN (ste). In der Frage, wie man Familien welche Hilfestellungen geben kann, ist Rinteln weit vorne. Mit der Einrichtung eines Familienbüros, das sich als zentrale Anlauf- und Servicestelle für Rintelner Familien sieht, punktete die Stadt im letzten Jahr. Alle Antworten auf Fragen zur Tagespflege, Beratung und Coaching für Familien oder auch Familienpatenprojekte sind dort zentral angesiedelt. Jetzt will man noch ein Stück weiter Kompetenz in die Nähe der Eltern bringen und das soziale Netz enger knüpfen. Die Leiterin der Kindertagesstätte in Exten, Heidi Weber, ist nebenberuflich schon seit vielen Jahren in der Supervision, im Coaching und in der Beratung tätig. Im Kindergarten weitet sie das Angebot der "Elterngespräche aus auf die systemische Beratung von Familien; bislang drehten sich diese Gespräche vorwiegend um Fragen über die Kinder. Während in der Extener Einrichtung diese Qualifikation durch eine langjährige Ausbildung von Heidi Weber bereits vorhanden ist, werden sich die Mitarbeiterinnen anderer städtischer Kindertagesstätten noch entsprechend qualifizieren: "Und dabei werden Schwerpunkte gebildet", so Heidi Weber, die beispielsweise für den Hort in der Breiten Straße einen Schwerpunkt bei der Beratung von Eltern mit Migrationshintergrund sieht. Andere Schwerpunkte werden noch erarbeitet, so zum Beispiel Gesundheitsförderung oder das besondere Augenmerk auf die Motorik der Kinder. Im Herbst soll eine Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiterinnen der Kitas erfolgen. Die unterschiedlichen Qualifikationen können dann Kita-übergreifend genutzt werden. "Nicht jeder soll alles ein wenig können, sondern es werden fachkundige Mitarbeiterinnen in den einzelnen Schwerpunktbereichen ausgebildet!" So entsteht eine tiefgreifendere Fachkompetenz.

    In den Kindertagesstätten soll das besondere Vertrauensverhältnis der Eltern zu den Mitarbeiterinnen genutzt werden, um den Eltern eine möglichst niedrigschwellige Hilfestellung anzubieten. In den Gesprächen wird dann gegebenenfalls deutlich, dass andere Einrichtungen, so zum Beispiel das Familienbüro mit seinem Leistungsspektrum, hilfreich für die besonderen Probleme sein könnten. "Dann stellen wir eine Art Überweisung aus und bieten den Eltern die Möglichkeit an, beispielsweise Hilfe bei Claudia Frevert-Fricke zu erhalten", so Heidi Weber. Die zertifizierte Elterntrainerin Frevert-Fricke ist als systemische Beraterin im Familienbüro zuständig für die Beratung und das Coaching von Famlien.

    Jede Hilfestellung für Familien setzt jedoch eine Freiwilligkeit voraus. "Familien mit Problemen, die nicht von sich aus die angebotenen Hilfestellungen annehmen, werden durch den Kinderschutzbund oder das Jugendamt betreut", so Frau Frevert-Fricke, die auch im Kinderschutzbund aktiv ist.

    Die Devise des neugeknüpften "sozialen Netzes" ist es: "Hinschauen und an die richtigen Stellen weiterleiten!" "Damit Rinteln nicht irgendwann in die negativen Schlagzeilen rutscht und man sich vorwerfen muss, nichts unternommen zu haben!" Als besonders positiv wertet Claudia Frevert-Fricke die Tatsache, dass sich alle in der Familienhilfe tätigen Organisationen vier Mal pro Jahr zusammen setzen: "Es ist überaus wichtig, sich gegenseitig zu kennen und zu wissen, wo welche Fachkompetenz sitzt!"

    Das heißt auch, dass die bislang tätigen Erziehungsberatungsstellen trotz Einführung des Familienbüros längst nicht arbeitslos geworden sind: "Noch gibt es dort bis zu drei Monate Wartezeit, so ausgebucht sind diese Stellen!" Durch das Familienbüro Rinteln und die in die Kindertagesstätten nach vorn verlagerten Kompetenzen soll eine gewisse Entlastung erreicht werden. Und wie wichtig die neue Einrichtung ist, zeigt auch die Arbeitsbelastung von Claudia Frevert-Fricke: "Ich habe derzeit drei Trainings für soziale Kompetenzen mit Schülern, zwei Familiencoachings, ein Elterntraining und zwei systemische Beratungen laufen!" Foto: ste

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