1. 96-Spieler lassen die verdiente Belohnung liegen

    3:3 gegen VfB Stuttgart / Nach Zwei-Tore-Rückstand kommt das Team eindrucksvoll zurück / Brodelnde Stimmung

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    HANNOVER (ro). Die gefühlte Kälte auf der Tribüne in der AWD-Arena ist weitaus höher als auf dem Thermometer. 0:2 nach 22 Minuten. Hannover 96 taumelt auf dem Rasen vor schockierten Zuschauern. Abstiegsangst ist spürbar. Der VfB Stuttgart kommt auf Touren, die Roten wirken dagegen einfach zu behäbig. Als Tausende bereits in den Gängen mürrisch und lästernd die ersten Pausenbiere bestellen, strafen die Roten dieses aufkeimende Desinteresse binnen Minuten massiv.

    Bei Eckbällen hatten die Stuttgarter immense Probleme. Beim siebten Streich (43. Minute) war Jiri Staijner zur Stelle und knallte das Leder wuchtig in die Maschen. Nur zwei Minuten später legte sich Schlitzohr Michel Tarnat bei 20 Metern das Leder bereit. Die Miene grimmig und entschlossen. Alles nur Tarnung: Mit zwei Schritten läuft Neuzugang Jacek Krzynoweks an und zirkelte den Ball über die Mauer hinweg ins Tor. 2:2 zur Pause - plötzlich brodelt die Stimmung im Stadion.

    Da weilte Innenverteidiger Mario Eggimann längst in der Kabine. Bereits in der 34. Minute hatte Trainer Dieter Hecking den größten Unischerheitsfaktor vom Feld geholt. Christian Schulz rückte in die Deckung und avancierte zum umsichtigen Abwehrboss. Jan Rosenthal versuchte die Offensive zu beleben. Dort wirkte bis dato Millionen-Stürmer Mike Hanke sehr pomadig. Ein weiterer frühzeitiger Wechsel wäre mehr als gerechtfertigt gewesen.

    Die zweite Halbzeit erlebten die 31 127 Zuschauer ein packendes Spiel. Es ging rauf und runtern. Hüben wie drüben hätte der Ball im Netz zappeln können. Die Einwechselung von Mikaell Forsell wirkte als belebendes Signal. In der 85. Minute zeigte der Finne Kaltschnäuzigkeit. Rosenthal hatte ihn in Szene gesetzt. Ganz kurz blickte der Finne sogar noch zum Linienrichter, zwei drei Schritte bis zur Strafraumgrenze - und dann schob er ganz clever zur 3:2-Führung ein. Verzückt jubelten die Fans. Mitten in diesem Freudenreigen verschätzte sich jedoch Sergio Pinto - auf seine Kappe ging bereits der 1:0-Gegentreffer - bei Lanigs Diagonalpass. Nationalspieler Thomas Hitzelsberger konnte das Leder frei annehmen und überwand mit einem strammen Linkschuss den weit vor dem Tor postierten Robert Enke. Das gerechte Remis half Hannover 96 nicht so recht weiter. Es bleibt eng im Abstiegskampf, da Bochum siegte, Karlsruhe, Gladbach und Cottbus punkteten. Nächste Woche in Gladbach müssen die Roten den Aufwärtstrend nun endlich einmal bestätigen, zumal sechs der letzten sieben Klubs im direkten Duell aufeinander treffen. Wichtige Überlebenspunkte werden verteilt.

    Insbesondere 96-Chef Martin Kind will einen weiteren Schritt in Richtung Kontinuität sehen. Sehr stabil scheint seine Rückendeckung für Trainer Hecking. Sofort nach der Partie erneuerte er seinen Treueschwur für den 96-Cheftrainer vor laufenden Kameras. Auch die Eckpfeiler der Mannschaft unterstrichen erneut den Teamgeist. Einer scheint diesen auf dem Platz förmlich wachgekitzelt zu haben. Oldie Tarnat hatte so manche Nickligkeit eingestreut, insbesondere gegen VfB-Torhüter Lehmann. Mehr als ein Zeichen für die Mitspieler sich zu wehren. "Wir müssen einfach sehen, dass wir diesen Mut und diese Entschlossenheit mit nach Gladbach nehmen”, forderte Hecking. Foto: bb

    Nachdenklich: Trainer Dieter Hecking.

    Einsatzfreude: Die Spieler arbeiten intensiv vor dem Gladbach-Spiel.

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