HÜLSEDE (al). In der evangelischen Hülseder Ägidiengemeinde sind Pastor, Kirchenvorstand und Organistin besorgt: Die Orgel könnte unversehens streiken. Um dieses Ereignis mit möglicherweise noch höheren Kosten zu vermeiden, muss das Instrument dringend überholt und gereinigt werden. Die dafür erforderlichen Kosten von 3000 Euro sollen durch Spenden hereinkommen.
Seit 39 Jahren verrichtet die 1970 vom Altwarmbüchener Orgelbauer Hermann Hillebrand installierte Prospekt zuverlässig seinen Dienst. Doch wenn Expertin Christina Ziegler eine der schrankähnlichen Türen aufschließt, "sieht es wie in einer Wohnung aus, die 39 Jahre lang nicht geputzt worden ist". Und das sei nicht nur schädlich, sondern für das wertvolle Instrument eine bedrohliche Gefahr. Vergeblich hat sie in einer Kladde geblättert, in denen Organisten regelmäßig Auffälligkeiten notierten: Nie ist da von einer Überprüfung die Rede. Und auch Kirchenvorsteher Herbert Meier kann sich an keine Rechnung erinnern, die auf eine Reparatur oder eine Überholung hinweisen würde. So sehen es die Verantwortlichen als "höchste Zeit", dass etwas passiert. Dabei hat Pastor Dieter Meimbresse ohnehin schon erhebliche andere finanzielle Sorgen: Denn in Kirche und Pfarrhaus warten dringende Reparaturen auf Erledigung.
Deshalb hoffen die Beteiligten auf Spenden aus der Gemeinde und von auswärtigen Besuchern, die die Kirche aus bau- und kunsthistorischem Interesse betreten. Ziegler hat bereits Urkunden erstellt, die als symbolische Patenschaft verkauft werden sollen: Jeweils zehn Euro können einer der 86 Holzpfeifen oder einer der 448 aus Metalllegierungen bestehenden Prospektpfeifen gewidmet sein. Die nicht sichtbaren Röhren im Innern des Instrumentenschranks sind für fünf Euro symbolisch zu haben. Die Höhe des Betrages ist kein Muss: "Wenn Konfirmanden einen Teil ihres Taschengeldes opfern wollen, ist selbstverständlich auch ein geringerer Betrag möglich." Schon gibt es Pläne, Gottesdienste und deren Kollekten der Orgelrenovierung zu widmen. Der Lauenauer "St. Lukas-Singkreis" will seine Inszenierung "Das jüngste Gericht" in der Ägidienkirche am 1. März, im Rahmen eines um 17 Uhr beginnenden Abendgottesdienstes zum ersten Passionssonntag aufführen. Und auch bei der kirchlichen Feier zum 950-jährigen Ortsjubiläum soll der Klingelbeutel zugunsten der Orgel durch die Reihen der Teilnehmer gehen. Wer nicht so lange warten möchte: Spenden mit dem Hinweis "Orgelrenovierung Hülsede" können auch auf das Konto 510346166 des Kirchenkreisamtes Wunstorf bei der Sparkasse Schaumburg (BLZ 255 514 80) überwiesen werden. Nicht immer hat die Orgel der Hülseder Kirche auf dem heutigen Platz auf der Seitenempore gestanden.
Das 1906 errichtete Vorgängermodell befand sich auf der hinteren Westempore und war 1965 so verschlissen, dass sich der Kirchenvorstand für eine Neuanschaffung entschied. Aus dieser Zeit ist noch ein Windkanal vorhanden, der als Pfosten für ein Treppengeländer dient.
Überliefert sind auch der Bau von Instrumenten in den Jahren 1685 und 1845. Letztere war durch das Elzer Unternehmen Philipp Furtwängler direkt im Altarraum errichtet worden. Dies dokumentiert auch ein altes Foto, das sich im Eingangsbereich von St. Ägidien befindet.
Foto: al