1. Aufklärung muss aus dem Abseits 96-Spieler engagieren sich für Männergesundheit / Arztbesuche sorgen vor

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    HANNOVER (mk). Männer und Fußball: Diese beiden Begriffe werden - sicher nicht ganz zu unrecht - häufig sehr schnell in einem Atemzug genannt. Anders sieht es bei Männer und Vorsorgeuntersuchungen aus. Während für viele Frauen die regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchung selbstverständlich ist, gehen die meisten Männer aufgrund von fehlendem Wissen, falsche Scham oder Angst, einen großen Bogen um die urologischen Praxen. Die Folgen sind unentdeckte Tumore, die tödlich enden, obwohl die daran erkrankten Patienten bei rechtzeitiger Diagnose oft heilbar gewesen wären. Die häufigste Tumorerkrankung bei Männern zwischen 20 bis 40 Jahren ist Hodenkrebs, an welcher in Deutschland jährlich circa 3000 Männer erkranken. Und die Anzahl der an dieser bösartigen Neubildung des Hodens Leidenden scheint nicht Rückläufig zu sein, aufgrund dessen, dass immer noch viel zu viele und voraussichtlich auch zunehmend mehr Patienten sich bei Diagnosestellung schon in fortgeschrittenen Krankheitsstadien befinden. Aus diesem Grund ergibt sich die Notwendigkeit einer in dieser Situation wesentlich intensiveren Behandlung, beispielsweise mittels Chemotherapie mit den entsprechenden Nebenwirkungen im Langzeitverlauf wie z.B. erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diesem gefährlichen Trend stellen sich die 96-Spieler Sergio Pinto, Jan Schlaudraff und Bastian Schulz gemeinsam mit Experten der Urologischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entgegen und rufen Männer öffentlich dazu auf, ihren Körper regelmäßig selbst zu kontrollieren und sich Vorsorgeuntersuchungen zu unterziehen. Vorsorge, die nicht nur in Bezug auf das Pflichtbewusstsein gegenüber sich selbst und des eigenen Körpers getroffen wird, sondern auch aus der Verantwortung eines Mannes gegenüber seinen Freunden, und vor allem gegenüber seiner eigenen Familie.

    Sergio Pinto (28): "Gerade jetzt als Vater einer Tochter macht man sich halt auch mehr Gedanken, was dann wohl passiert, falls einem ein derartiger Krankheitsfall selbst widerfährt. Wie reagiert man? Was soll man tun? Natürlich denkt man zuerst an seine eigene Familie und inwieweit dies Einfluss auf das eigene Umfeld hätte. Und wenn ich mir dann vorstelle, dass sich diese Krankheit schon im fortgeschrittenen Stadium befindet und man intensive Chemotherapien verordnet bekommt, will ich mir gar nicht ausmalen, wie dann mein Leben mit meiner Tochter und meiner Frau aussieht."

    Bastian Schulz (23): "Wir Spieler reden sicher nicht den ganzen Tag über derartige Krankheiten. Jedoch sieht man immer häufiger, dass es auch im Leistungssport zu ähnlichen Fällen kommt. Da fällt mir Lance Armstrong ein, der Radfahrer, der Hodenkrebs hatte. Ich denke auch an Robert Müller, den Eishockey-Torwart von den Kölner Haien, bei dem vor ein paar Jahren einer der häufigsten und bösartigsten Hirntumore entdeckt wurde, und der seitdem an einer der aggressivsten Arten von Krebs leidet. Oder die vielen Fälle in denen Leistungssportler / Profi-Fußballer an Herztod starben, wie zum Beispiel Marc-Vivien Foe (28) oder FC Sevilla Mittelfeldspieler Antionio Puerta, der sogar schon im Alter von 22 Jahren starb. Seine damalige Freundin war, wie ich las, schwanger und brachte anschließend einen Sohn zur Welt. Ich denke, gerade angesichts solcher Beispiele sollten Vorsorgeuntersuchungen einen höheren Stellenwert in der Gesellschaf haben, sodass man das Risiko auf ein Minimum reduziert. Vorsorge also nicht nur für einen selbst, sondern auch für das Leben seiner Mitmenschen"

    Jan Schlaudraff (25): "Das Thema Krankheiten/Verletzungen ist für mich ja, wie sie wissen, auch jetzt nach meiner Leisten- OP nichts neues. Umso mehr macht man sich dann auch mal Gedanken über Krankheiten, die im Vergleich zu beispielsweise einer Leisten-OP nicht so offensichtlich auftreten und ein echter Schock sein können, die das ganze Leben so verändern, dass man eventuell seinen Beruf, also in meinem Fall: Profi-Fußball, nicht mehr ausüben kann. Oder noch schlimmer, wenn man sogar erfährt, dass die Lebenserwartung nur noch bei ein paar Jahren liegt. Das gibt zu denken, sollte aber auch gleichzeitig Ansporn genug sein, um solche Risiken so gering wie möglich zu halten - Sozusagen "Vorsorgen", um nicht später um seinen Arbeit oder sogar um sein Leben zu fürchten. Falsche Scham ist hier fehl am Platz." Foto: privat

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