1. Buch über Schaumburger Juden findet große Beachtung

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LANDKREIS. Wo Erinnerung abreisst, werden geschichtliche Erfahrungen wertlos. Mit diesem Zitat des Obernkircheners Dr. Rolf Krumsiek, ehemaliger Justizminister in NRW, begrüßte Sebastian Edathy über Hundert interessierte Zuhörer bei der Vorstellung des Buches "Jüdisches Leben in der Provinz” in der Niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Das Thema und das Zitat waren für Edathy brandaktuell - als Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages hatte er am selben Tag Kommentare über den Papst und seinen Holocaust-leugnenden Bischof Williamson abzugeben.

    Edathy stellte auch aus diesem Grunde die wichtige Rolle des Buches als Beitrag zur Erinnerungskultur in Schaumburg vor und wünschte sich eine kreative Verwendung der Information an den Schulen. Veranstalter des Abends war die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas gemeinsam mit der Schaumburger Landschaft.

    Begrüßt wurde neben der Journalistin Lea Rosh auch der Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst. Darüber hinaus ein sehr sachkundiges Publikum aus Buchhändlern, Vertretern des jüdischen Museums in Berlin, Historikern und auch etlichen Exil-Schaumburgern, wie Dr. Eberhard Zeruhn oder Ute Bernhardt. Der Geschäftsführer der Stiftung Dr. Ulrich Baumann würdigte die Publikation als Meilenstein in der Erforschung der lange vernachlässigten Geschichte des Deutschen Landjudentums. Die Machart des Buches habe für ihn Vorbild- und Beispielfunktion für weitere Veröffentlichungen. Mit dem Berliner Filmklassiker "Alraune”, der 1928 herauskam und dessen Produzent der gebürtige Obernkirchener Jude Siegfried Schönfeld war, hatte Rolf-Bernd de Groot sofort das Thema angeschnitten und einen Weg gefunden, die Zuhörer in Berlin abzuholen und in die Schaumburger Provinz zu entführen.

    Dr. Günter Schlusche stellte das Schaumburger Projekt "Wege zur Erinnerung vor” und verwies noch einmal auf architektonische Sachzeugnisse jüdischen Lebens in Schaumburg, nämlich die jüdischen Friedhöfe, auf die zerstörte Synagoge in Obernkirchen und das Baudenkmal der Stadthäger Synagoge, die künftig eine wichtige Funktion in der Vermittlung von Erinnerung spielen soll. Der anschließende Empfang mit freier Sicht auf das nächtliche Berlin war ein angenehmer Rahmen für Gespräche und neugierige Blicke in die vorgestellten Publikationen "Wege zur Erinnerung” und "Jüdisches Leben in der Provinz”. Das Ergebnis des abends: ein leergekaufter Büchertisch und sicherlich eine differenziertere Wahrnehmung Schaumburgs in der Hauptstadt. Foto: privat

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an