LAUENAU/APELERN (al). Die bekanntgewordenen Überlegungen des Lebensmittelkonzerns Edeka, im Lauenauer Logistikpark ein Zentrallager zu errichten, ist in der Bevölkerung auf große Aufmerksamkeit gestoßen. Zwar sind die Verträge noch nicht unterschrieben; aber die Sondierungen haben bereits konkrete Formen angenommen. Es liegen detaillierte Zeichnungen für das Bauvorhaben auf einer Gesamtfläche von 34 Hektar vor. Am vorgestrigen Donnerstag wurden die weiteren planerischen Voraussetzungen mit dem Landkreis Schaumburg abgestimmt. Samtgemeindebürgermeister Uwe Heilmann nach der Rückkehr: "Das war heute ein guter Tag für Rodenberg und die Region!"
Heilmann hatte sich schon im Vorfeld der Sitzung im Kreishaus zuversichtlich gegeben: "Wir sind gerüstet", betonte er bei einem Pressegespräch am letzten Mittwoch. Die Samtgemeinde sei bereits im vergangenen Jahr mit einer Machbarkeitsstudie in Vorleistung gegangen. Zudem können die erforderliche Fläche zur Verfügung gestellt und auch Grünausgleichsbereiche ausgewiesen werden. Inzwischen hat er den Samtgemeindeausschuss sowie die Gemeinden Apelern, Lauenau und Pohle in das Verfahren eingebunden. Allein die Kosten der Ansiedlung und Erschließung werden mit 4,6 Millionen Euro beziffert. Rund 60 Prozent entfallen davon auf den Flecken Lauenau, über dessen Haushalt die Investition abgewickelt wird. Weitere Flächenanteile besitzen die Gemeinde Apelern mit knapp 13 Prozent sowie die Samtgemeinde Rodenberg, mit 28,5 Prozent, die Ackerland der dem Land Niedersachsen gehörenden Rodenberger Domäne erwirbt. Pohle steuert nur ein minimales Areal bei, das keine Kostenlast auslöst.
Heilmann sieht in der möglichen Ansiedlung "Auswirkungen auf die gesamte Region". Allein die Schaffung von inzwischen in Rede stehenden rund 600 Stellen würde Edeka auf Anhieb zum größten Arbeitgeber im Raum Rodenberg machen. Dass der Konzern das hiesige Gebiet in seine Investitionsüberlegungen einbezogen habe, begründet er "mit unserem guten Ruf als schnelle Realisierer von Betriebsansiedlungen". Folgerichtig sei die Verwaltung bereits tätig geworden, als vor einem Jahr das Unternehmen entsprechendes Interesse signalisierte. Es wurde ein Gutachten zum Preis von 20.000 Euro in Auftrag gegeben, das den gefragten Standort auf mögliche Realisierungschancen abklopfte. Dabei wurden unter anderem Verkehrsaufkommen, Lärmbelastung, Oberflächenentwässerung sowie die Auswirkungen auf den Naturhaushalt und die Landschaft überprüft. Das Ergebnis stimmte Heilmann zufrieden: "Es lässt sich alles lösen." So ist in direkter Nachbarschaft zum Betriebsbereich eine großflächige Regenrückhaltung vorgesehen. Die Streusiedlung entlang der Pohler Straße werde durche eine zu bepflanzende Aufwallung vor Lärm geschützt.
Grüngürtel sollen darüber hinaus die enormen baulichen Anlagen kaschieren, die nach den gegenwärtigen Plänen auf der gesamten Länge parallel zu den bereits bestehenden Speditionen Gefco und CTL entstehen werden. Diese beiden Hallen machen von ihrer Grundfläche nur etwa ein Fünftel dessen aus, was sich hinter ihnen eines Tages allein als Lebensmittellager ausdehnen könnte. Hinzu kommt ein Pkw-Parkplatz mit über 560 Stellflächen. Ein weiteres Gelände für Lastzüge grenzt an die Rückseite des Firmengebäudes von Coating Innovation. Zwei Zufahrten sind vorgesehen: der Pkw-Verkehr vorrangig über die bereits vorhandene Peugeotstraße, der Warentransport über die bisher nur als schmaler Stutzen ausgewiesene Büssingstraße. Dieser wird aufgeweitet.
Die von der Samtgemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hat bereits die Fahrbewegungen zu den verschiedenen Tageszeiten ermittelt. Danach werden zwischen 2 und 4 Uhr morgens 38 Lastzüge rollen. Die Zahlen steigern sich in Zwei-Stunden-Zeiträumen von jeweils durchschnittlich 75 Fahrzeugen auf ein Maximum von 106 Lkw zwischen 10 und 12 Uhr.
Auch wenn der Edeka-Konzern seine Bauabsichten bis zum gestrigen Vormittag noch nicht offiziell bestätigte, glaubt Heilmann nicht, dass das Unternehmen noch das Ruder in eine andere Richtung lenken könnte. Der Investitionsbedarf sei da; die Pläne für den Standort Lauenau in einem sehr konkreten Stadium. Trotzdem sei auch für ihn die Sache erst klar, wenn "die Tinte unter den Verträgen trocken ist". Als wichtiges Plus für den hiesigen Bereich sieht er die schnelle Bereitstellung nicht nur des favorisierten Baugeländes, sondern auch der gesetzlich geforderten (Grün-)Ausgleichsflächen an: "Allein Lauenau hat 60 Hektar im Bestand." Davon dürften sich mithilfe der hiesigen Jagdgenossenschaften geeignete Parzellen schnell finden lassen. Zudem ist er froh, dass Kommunalpolitiker aller Couleur aus allen beteiligten Orten hinter dem Projekt stehen. Heilmann strebt möglichst gemeinsame Beratungen in Ausschüssen und Räten an, um den gleichen Sachstand sicherzustellen und auch Zeit zu sparen. Gleiches gilt für die Bürgerbeteiligung. Eine öffentliche Versammlung für alle Betroffenen und Interessierten aus der Bevölkerung ist für die erste Märzhälfte geplant.
Bleibt es beim vorgesehenen Fahrplan könnten die Satzungen zur Änderung des Flächennutzungsplans und der Bebauungspläne Ende Juni beschlossen werden.
"Wir wollen Edeka in die Lage versetzen, spätestens nach der Ernte mit den Erdbewegungen beginnen zu können", hat der Samtgemeindebürgermeister als Ziel ausgegeben. Am vorgestrigen Donnerstag ist dazu ein weiterer wichtiger Schritt vollzogen worden: Der Landkreis Schaumburg hat den Investitionsplänen zugestimmt. "Von uns gibt es keine Hinderungsgründe", erklärte Pressesprecher Klaus Heimann, "die Edeka-Pläne passen voll zum Standort Logistikpark Lauenau." Unterdessen hält sich die in Minden ansässige Edeka-Zentrale weiterhin mit Informationen zurück. Pressesprecher Andreas Laubig aber kündigte gestern eine Entscheidung des Unternehmens "voraussichtlich noch im Januar" an. Das deckt sich mit einem Hinweis aus dem Kreishaus: Voraussichtlich in der kommenden Woche soll es eine gemeinsame Pressekonferenz des Unternehmens und der hiesigen Behörden geben. Foto: al