LOCCUM (jan). Wie eh und je sind sich Kirche und Politik Niedersachsens zum Epiphaniasempfang am 6. Januar im prachtvollen historischen Refektorium des Loccumer Klosters begegnet. Margot Käßmann, Bischöfin der Landeskirche Hannovers, und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sprachen vor 150 geladenen Gäste von ihren Hoffnungen, Wünschen und Befürchtungen für das neue Jahr.
Zwei Stunden vor dem Empfang wurde es hektisch im Kloster, denn da fiel die Wärmepumpe aus, die dem Refektorium angenehme Temperaturen bescheren sollte. Mit eilig herbeigeschafften Heizlüftern wurde Abhilfe geschaffen. Käßmann tröstete den Abt des Klosters, Horst Hirschler: sie sei nun zum zehnten Mal als Bischöfin bei diesem Empfang im Kloster und erinnere sich genau, wie viel kälter als an diesem Tag der Raum in ihren Anfängen gewesen sei. Weder die sieben erschienenen Landesminister noch Oppositionsführer Wolfgang Jüttner, weder die Bischöfe aus den benachbarten evangelischen Landeskirchen noch der katholischen Bischof Norbert Trelle und auch nicht die Vertreter aus Wirtschaft, Kloster und dem Ort Loccum ließen sich von solch einem kleinen Malheur schrecken und lauschten aufmerksam den Reden.
Sowohl Käßmann als auch Wulff nahmen die Jahreslosung 2009 "Was bei den Menschen unmöglich ist, dass ist bei Gott möglich" zur Grundlage ihrer Überlegungen für das begonnene Jahr. Die Finanzkrise beschworen beide herauf und fragten, ob Geld und Reichtum nicht ein zu hoher Stellenwert in unserer Gesellschaft eingeräumt werde. "Wir müssen dem ungezügelten Streben nach Wachstum und Gewinn eine Ethik des Maßes entgegen setzen", meinte Wulff. Dankbarkeit war das, was Käßmann als Haltung angesichts der Krise propagierte.
"Wir gehen in einer soliden Lage in die Krise", sagte die Bischöfin und erinnerte an Israel und Palästina sowie an den Kongo, die mit Krisen weitaus größeren Ausmaßes zu kämpfen hätten. Mit Rückblick auf die Weltwirtschaftskrise von 1929/30, die letztendlich einer der ausschlaggebenden Faktoren für den Niedergang der Demokratie in Deutschland war, mahnte Käßmann, wachsam zu sein und auch in unsicheren Zeiten "glasklar für die Demokratie einzustehen".
Nach Reden und Loccumer Butterkuchen im gar nicht so kalten Refektorium beschlossen die Gäste den Empfang mit der Hora - dem Stundengebet - in der Klosterkirche und machten sich mit göttlichem Segen auf ihren Weg ins neue Jahr. Foto: jan