1. Letzter Auftritt - Hüppe-Boys nehmen Abschied von der TuS-Bühne

    23 Jahre lang haben ihre Sketche das vorweihnachtliche Einerlei mit bunten Farbtupfern versehen / Revue angefüllt mit derber Komik

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    LÜDERSFELD. Aus. Vorbei. Das war‘s. Willi Wilkening, gekleidet in das farbenfrohe Kostüm eines Zauberers, verkündete auf der kleinen Bühne des Lüdersfelder Sport- und Kulturzentrums das Ende einer beispiellosen Lüdersfelder Karriere: Die eigentlich namenlose Gruppe von Laiendarstellern - von Menschen, die es wissen müssen, liebevoll immer wieder mal als "Hüppe-Gruppe" oder "Ouzo-Boys" genannt - wird die Bretter, die für so viele Menschen die Welt bedeuten, nie mehr erklimmen. Nie mehr werden sie den manchmal skurrilen, oft genug den schrägen, aber immer von Witz und Ironie geprägten Schlusspunkt unter die Seniorenfeier des TuS Lüdersfeld setzen. Die Auftritte der Hüppe-Boys waren legendär, sie setzten bunte humorvolle Farbtupfer in das Einerlei der Vorweihnachtsfeiern und die mindestens 13 gestandenen Mannsbilder mit ihren kräftigen Fußballerwaden nahmen sich vor allem selbst nicht ernst und rissen so die vielen, vielen Besucher der TuS Lüdersfelder - Seniorenfeiern seit 1986 immer wieder zu wahren Lachsalven hin.

    Frau Hoppenstedt und der Zauberer geben sich die Ehre.

    Einer Diva gleich schwebt Wilfried Hecht durch den Raum.

    Mafioso Manfred Krömer zeigt, was er zu bieten hat.

    Roberto Blanco: "Ein bisschen Spaß muss sein."

    Tina Turner: Original oder Fälschung?

    Griechenland lässt grüßen: Der Ouzo-Boy.

    Wilhelm Meier gibt allen den Takt vor.

    Lottogewinner Lindemann alias Walter Fahlbusch.

    Damals, Mitte der achtziger Jahre, kam der damalige TuS-Vorsitzende Fritz Bövers auf die Idee, die von dem Sportverein alljährlich ausgerichtete Weihnachtsfeier für die älteren Mitbürger des kleinen Ortes mit humorvollen Beiträgen anzureichern. Seine Idee fiel bei einigen Mitgliedern der Fußballsparte zwar auf fruchtbaren Boden, so richtig vorstellen, was das bedeuten sollte, konnte sich aber niemand. Als aber Willi Wilkening zu einem der Vorbesprechungsabende - an dem nach Erinnerung eines Teilnehmers das ein oder andere Glas Bier getrunken worden sein soll - einen blau-weiß gestreiften Ringelanzug mitbrachte, schossen die Ideen ins Kraut und wildeste Phantasien ergossen sich über die Runde. Die "Hüppe-Gruppe" war geboren und der erste Auftritt im weiß-blauen Dress wurde ein Riesenerfolg. Die heimischen Zeitungen berichteten davon auf Seite 1 und, klar, die Männer kletterten ein Jahr später erneut auf die kleine, improvisierte Bühne im alten TuS-Sportheim, eine Bühne, die eigentlich ihren Namen nicht verdiente. Viele der lustigen Auftritte, denen stets ein in plattdeutscher Sprache dargebotener Vortrag von Werner Fahlbusch vorweg ging, orientierten sich an den gedanklichen Gerüsten des Komikers Loriot. Aber auch eigene Ideen brachten die Jungs ein, verpackten sie in prachtvolle, bunte Kostüme und so gastierten auch schon mal Nana Mouskouri oder Roberto Blanko in Lüdersfeld. Auch Tina Turner lieferte ein Gastspiel ab.

    Damit ist jetzt "definitiv Schluss", sagte Willi Wilkening zu Beginn des letzten Auftritts der Gruppe auf der diesjährigen Seniorenfeier. Und so gab es eine leicht wehmütige, aber auch mit derber Komik angefüllte Revue vieler Charaktere, die die "Hüppe-Gruppe" in all den Jahren auf die Bühne gebracht hatte. Ein selbstverfasstes Lied, dessen Melodie sich an der volkstümlichen Weise "Da oben auf dem Berge" orientierte, wurde geschmettert, selbstredend, dass das Publikum in den Refrain einstimmte. Und dann zeigten sich die Männer noch einmal ihrem Publikum in den Kostümen und den Rollen, in die sie in all den Jahren wie in eine zweite Haut hineingeschlüpft waren. Allen vorweg Frau Hoppenstedt in der Person von Reinhard Rohrsen, der, so Wilkening in der Ansage, inzwischen zur Vorsorgeuntersuchung sogar zum Frauenarzt geht. Einer nach dem anderen zeigten sie sich und sorgten mit ihrem Auftritt für viel Applaus und Gelächter. Fritz Dettmeier erschien im Ringelanzug, Wilfried Hecht als Model.

    Manfred Krömer war von einem echten Mafioso kaum zu unterscheiden, Horst Wilkening kam der wahren Tina Turner sehr nahe und Fritz Bövers glänzte als Nana Mouskouri. "Ein bisschen Spaß muss sein" verkündete Friedhelm Hitzemann als Roberto Blanco mit sonorer Stimme und Wilhelm Meier schwang als Chorleiter den Taktstock. Heinz Fahlbusch erschien als einer der Ouzo-Boys, Werner Fahlbusch als "Lustiges Schwein" und Walter Fahlbusch als Lottogewinner Erwin Lindemann ... äh ... Lottemann.

    "Unser Publikum hat uns immer wieder angetrieben, ein neues Stück auf die Beine zu stellen," sagt Willi Wilkening, "aber jetzt gehen uns die Ideen aus." Die Lüdersfelder Senioren werden die Komödianten vermissen, die TuS - Weihnachtsfeier ist um eine Attraktion ärmer. Aus und vorbei? Vielleicht nicht ganz. "In dieser Zusammenstellung wird es die Gruppe nicht mehr geben", erläuterte Willi Wilkening. Aber vielleicht reift bis nächstes Jahr Nachwuchs heran, der von der Erfahrung der "Hüppe-Gruppe" lernen kann. Vielleicht. Die Hoffnung bleibt. Foto: privat

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