OBERNKIRCHEN (ih). Der Countdown läuft in der Stiftskirche. Noch stehen Gerüste im Altarraum, liegen Planen auf den Kirchenbänken und bedeckt eine Staubschicht jeden kleinen Vorsprung. Doch zu Weihnachten sollen die Renovierungsarbeiten soweit abgeschlossen sein, dass die Gemeinde ein fröhliches Fest feiern kann.
Damit das klappt, legen sich die Ehrenamtlichen richtig ins Zeug.
Für den kommenden Sonnabend, dem 13. Dezember ab 9 Uhr werden noch Helfer gesucht. Einzig die Hände und eine Portion Motivation müssen sie mitbringen. Sonst ist alles vor Ort.
Bisher sind es die Rentner, die am Vormittag im Gotteshaus werkeln. Dienstagsabends kommen die Konfirmanden und schwingen Staubsauger, Putzlappen und Feudel. Und auch zwischendrin kommen Gruppen und Einzelpersonen, die die Wände streichen oder Kaffee für die Pause bringen.
Alle Fäden der Renovierung laufen bei einem Ehrenamtlichen zusammen. Ralf Schönbeck ist im Kirchenvorstand und koordiniert die Arbeiten. Gut 50 Jahre sei es bereits her, dass die Stiftskirche gründlich renoviert worden sei. Da bleibe einiges liegen und sei zudem etwas aufwändiger als im normalen Haushalt. Die Fenster einer Kirche beispielsweise können nicht einfach so geputzt werden. Jedes einzelne musste herausgenommen und zum Glaser nach Quedlinburg gefahren werden. Dieser säubert das Glas und erneuert die Bleieinfassungen. Nun sind die Fenster zur Hälfte fertig und die Innenarbeiten stehen an.
Mit einer Bürste haben fleißige Hände die Wände gesäubert, ein Elektriker hat neue Installationen eingebracht. Zu zweit haben Rolf Bernd de Groot und Michael Leberke die Wand dann gestrichen. "Ehrenamtlich", betont Schönbeck. Der Kirchvorsteher ist im wirklichen Leben Elektromeister, hat eine Frau und zwei Kinder. Die Renovierung der Stiftskirche bezeichnet er als sein Hobby. "So wie andere kegeln gehen, helfe ich in meiner Freizeit bei den Arbeiten mit."
Die Kirchengemeinde werkelt aber nicht einfach nur an ihrer Kirche. Vor allem die Jugendlichen werden über sogenannte Praktika angesprochen. Sie sollen über die gemeinsame Arbeit mit den Erwachsenen bekannt gemacht werden. Damit sie sich auch nach dem Konfirmandenunterricht in der Gemeinde heimisch fühlen.
Sichtbar wird dieser Einsatz für die Konfirmanden durch die "Konfi-MMS". Für jede Stunde Arbeitseinsatz gibt es die Mitmachscheine.
Ob mit oder ohne Bescheinigung - noch rund acht Jahre werden die Gemeindeglieder mit der Riesen-Renovierung beschäftigt sein. Doch das Zwischenziel haben sie alle fest im Blick. Am Heiligen Abend funkeln die Kerzen statt des Baugerüstes im Altarraum. Foto: ih