1. "Es wird genauer hingeguckt"

    Biss verzeichnet mehr Meldungen häuslicher Gewalt / Vertraulliche Beratung

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    LANDKREIS (bb). In einem Pressegespräch hat die neue Mitarbeiterin der Interventions-Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt (Biss) Gabriele Dransfeld über ihre Tätigkeit informiert. Bis Ende Oktober verzeichnete Biss in Schaumburg 130 Fälle von häuslicher Gewalt, eine höhere Zahl als im gesamten Vorjahr. Gabriele Dransfeld und die Vertreter kooperierender Institutionen berichteten, dass sich diese Steigerung unter anderem auf ein anderes Vorgehen der Polizei zurückführen lasse. Die Beamten seien für das Problem weiter sensibilisiert worden.

    Gabriele Dransfeld bietet als Beraterin bei Biss Opfern häuslicher Gewalt Beratung und Unterstützung.

    "Heute fahren wir zu einem Tatort, früher sind wir zum Schlichten gekommen." Mit diesem Satz umschrieb Axel Bergmann, beim Polizeikommissariat Stadthagen für Prävention zuständig, den Wandel im Bewusstsein der Beamten, der sich in den vergangenen Jahren entwickelt habe. Seit der Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002 sei der Gedanke des Schutzes der Opfer häuslicher Gewalt bei der Polizei und auch der Öffentlichkeit mehr in den Mittelpunkt gerückt. Zuvor seien solche Fälle von der Gesellschaft oftmals als Familienangelegenheit betrachtet worden. Außerdem haben die Gerichte jetzt mehr Möglichkeiten, prügelnde Partner, unter dem Motto "Der Schläger geht, das Opfer bleibt" per Eilbeschluss aus der gemeinsamen Wohnung zu verweisen.

    Gabriele Dransfeld, die seit dem 1. Juli die Opfer bei Biss berät, berichtete, dass die Zunahme der gemeldeten Fälle in diesem Jahr auf einen bewussteren Umgang mit dem Thema zurückzuführen sei. Es würde "genauer hingeguckt", berichtete sie. Bergmann stimmte zu und erklärte, dass die Zahl der gemeldeten Fälle um ein langjähriges Mittel schwanke. Es gebe keine Hinweise, dass die Zahl der begangenen Taten deutlich angestiegen sei. Die Beamten des Kommissariats seien erneut für das Thema sensibilisiert worden und würden jedes Anzeichen häuslicher Gewalt dokumentieren und an Biss melden. Diese Beweis-Sicherung sei nicht zuletzt wichtig, sollte es anschließend zu einem Gerichtsverfahren kommen. Richterin Gönna von Blomberg unterstrich diese Einschätzung. Verletzungen und andere Beweise müssten dokumentiert werden, die Beamten könnten als externe Zeugen auftreten. All dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass den Opfern im Verfahren auch Gerechtigkeit wiederfahre und der Täter verurteilt werden könne.

    Bergmann und von Blomberg gehören gemeinsam mit der AWO-Kreisgeschäftsführerin Heidemarie Hanauske und der Kreisfrauenbeauftragten Undine Rosenwald-Metz dem Koordinationsteam von Biss an. Bei gemeinsamen Tagungen bilden sich die Mitglieder ständig weiter und stimmen das Handeln der verschiedenen Institutionen aufeinander ab.

    Biss verfolgt einen pro-aktiven Ansatz. Gabriele Dransfeld wird von der Polizei über die Fälle häuslicher Gewalt informiert und tritt anschließend mit den Opfern in Kontakt, um Hilfe auf verschiedenen Feldern anzubieten. Natürlich können sich Betroffene auch selbständig an Biss wenden, um Unterstützung zu erhalten (Telefon: 05721/995121, Mail: biss-stadthagen@t-online.de). Die Beratung ist vertraulich und kostenfrei. Bei den in diesem Jahr gemeldeten 130 Fällen, wurde Gabriele Dransfeld 112 Mal von der Polizei, in 18 Fällen von Betroffenen kontaktiert. Die Sozialpädagogin wies daraufhin, dass bei den 130 Vorgängen in 103 Fällen Kinder mit betroffen seien. Undine Rosenwald-Metz und Heidemarie Hanauske betonten, dass Biss seit seiner Gründung eine sehr erfolgreiche Arbeit leiste. Nicht zuletzt die gute Vernetzung und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden und Stellen trage dazu bei, wirksame Unterstützung anbieten zu können.

    Foto: bb

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