WIEDENSAHL (ro). Brüche waren es vor allem, die den "Literarischen Überraschungsabend" mit dem Mindener Burkhard Hedtmann und dem Bückeburger Frank Suchland im Wiedensahler Wilhelm Busch Geburtshaus zu einem Leckerbissen des wohl gesetzten Wortes machten.
Auf der voll besetzten Diele des modernen kleinen Museums in der historischen Drei-Länder-Ecke spielten sich die Protagonisten die Bälle gekonnt zu, doch bisweilen fand man sich in Sekundenschnelle in einer anderen Sportart wieder. Hier sorgte Suchland für übermütiges Lachen und Schenkelklopfen, daneben auf dem Podest Hedtmann mit immer wieder zurecht gerückter Lesehilfe dann postwendend für die knisternde Nachdenklichkeit, bei der man die berühmte Nadel zwar nicht fallen, aber aufschlagen hören konnte.
Als zunächst der Mindener mit einer persönlichen Anekdote vom Flohmarkt, wo er ein klassisches Wilhelm-Busch-Album für drei Euro erbeutete und dann beim Durchblättern zwei Zehn-Mark-Scheine fand, die geglättet werden sollten, hatte er sie Zuhörer schnell auf seiner Seite. Persönlich bleib es bei Hedtmann durchgehend. Egal ob Liebensgedicht, Humoreske, der Klassiker von den Erlebnissen auf dem winterkalten Wunstorfer Bahnhof oder in einer gerade fertig gewordenen "Weihnachtsgesichte" von einem "unpassenden" Auftritt als "Kulturträger" bei einer Weihnachtsfeier einer Rohrlegerfirma – das Publikum fand sich und wand sich immer wieder zwischen melancholischer Nachdenklichkeit, erleichtertem Schmunzeln und herzhaften Prusten.
So auch beim Bericht über "Onkel Hanno" am Tag des Berner Fußballspiels 1954, das Deutschland nach dem entfachten Weltkrieg wieder auf die Landkarte hievte – zunächst die des Sports und wenig später als neue, alte Wirtschaftskapitale. Rahn schoss, Rahn traf und Deutschland war wieder wer – außer bei Hanno.
Dem Schaumburger Suchland blieb bei diesem permanenten Wechselspiel über die nahe Landesgrenze hinweg eher der Part des positiv nach vorn gewandten Unterhalters in unholdschwangeren Zeiten mehr oder weniger gefühlter Weltwirtschaftskrise. Mehrfach bediente er sich dabei der Zeilen in den zurückliegenden Jahren gekürter Wilhelm-Busch-Preisträger und ihrer humoristisch-satirischen Wortkaskaden in der Themenauswahl von Kanzler-Elefant Kohl über Transen und ein Halali gegen Twingo-Chauffeure bis zu vor Zuversicht triefenden Versen des Hannoverners Friedhelm Kändler.
Überrascht hat dieses Programm – das Publikum immer wieder zu begeistertem Beifall animierend und die Vorleser auf dem Podium auch, denn das was H. dem S. vorsetzte und umgekehrt, war auch diesen beiden Künstler bis zur ersten Zeile ein großes Rätsel. Doch bravourös haben sie sich ergänzt an diesem letzten Kultur-Donnerstag im Geburtshaus im Jahr des 100. Todestages Wilhelm Buschs. Foto: ro