STADTHAGEN (nb). "Das Tier" sagt leise "Adieu" und zieht sich vorerst schüchtern in entlegene Winkel des Schlosses zurück. Dass es so nicht bleiben kann ist ganz klar, denn es muss ja schließlich noch das Herz von "Tausendschön" erobern und wieder in einen Prinzen zurück verwandelt werden. Das Figurentheater Marmelock eröffnete mit zwei Kindergarten-Vorstellungen die Theaterwoche für Kinder in der "Alten Polizei". 100 Kinder aus den Kindergärten der umliegenden Ortsteile besuchten die erste Aufführungen des Vormittags. "Die Schöne und das Tier", nach Grundmotiven des Märchens "Tausendschönchen" der Gebrüder Grimm, wusste mit charmanter Kulisse, Wortwitz und klugen, kindgerechten Dialogen zu überzeugen. Vor allem die originellen Figuren, die liebevoll von Christian Schweiger im Stil böhmischer Stabmarionetten gestaltet und mit prachtvollen Kostümen ausgestattet wurden, zogen die Kinder in ihren Bann. Neben den Hauptdarstellern "Tausendschön" und "das Tier" sorgten auch die hinterlistigen Schwestern Lisette und Ninette und der Vater für ein abwechslungsreiches Handlungskonzept. Als absoluter Liebling der Kinder stellte sich schnell die kleine "Kampfmaus" Cupido heraus, die neben ihrer Funktion als bester Freund der Titelheldin die Rolle eines Erzählers übernahm. Ihr vorlautes Mundwerk leistete dabei auf sympathische Weise Überzeugungsarbeit.
Der Clou: Die gesamte Puppen-Bühne hat in einem Reifrock Platz, der sämtliche Kulissen und Puppen beinhaltet. Szenen- und Bühnenbildwechsel geschehen vor aller Augen und werden durch geschickte Überleitungen in die Handlung integriert.
Darstellerin und Puppenspielerin Britt Wolfgramm hat für ihre Inszenierung die Version der Geschichte von Madame Leprince de Beaumont als Grundlage verwendet.
Die Handlung wurde den Kindergartenkindern altersgerecht präsentiert und in den Vorstellungen immer wieder mit improvisierten Elementen und direkter Publikums-Interaktion ergänzt. "Jetzt kann man sich schön gruseln", versprach Wolfgramm mitten im Stück, denn Spannung gehört schließlich auch zu einem gelungenen Theaterbesuch. Effekte wie Lichtblitze vor mystischer Waldkulisse sorgten bei den Drei-bis Sechsjährigen für "große Augen".
Bescheidenheit ist eine Zier und auch in dieser Geschichte wird die bescheidene Titelheldin am Ende belohnt. Durch ihr ehrliches Wesen, mutiges Handeln und eine "vorbehaltlose Liebe" kann Tausendschön am Ende das Tier erlösen und ihm so seine wahre Prinzengestalt zurückgeben.
Ein angenehm nostalgisches Erlebnis für Groß und Klein, das wahre Beifallsstürme auslöste. Und neben allem Spaß vermitteln Marmelocks Inszenierungen ohne den erhobenen Zeigefinger Werte und pädagogische Inhalte, die einen Besuch noch empfehlenswerter machen. Foto: nb